"Hei, hei, Derbysieger!" Mit diesem Jubelgesang und ausgelassenen Freudentänzen feierte die Mannschaft des HSC 2000 Coburg II nach dem Abpfiff ihren klaren 35:27 (19:15)-Erfolg in der Handball-Bayernliga Nord beim HSC Bad Neustadt und den Sprung in die Aufstiegsrunde.

Tristesse und Entsetzen herrschten hingegen beim HSC Bad Neustadt, der nun vor dem letzten Spiel in Roßtal mit dem Rücken zur Wand steht. HSC-Trainer Frank Ihl wollte angesichts eines solchen Auftrittes nichts beschönigen und stimmte der Feststellung von Coburgs Coach Ronny Göhl uneingeschränkt zu: "Es war ein Spiel Dynamik gegen Statik."

Das gute Gefühl beim HSC Bad Neustadt hält nicht lange an

Dabei waren die Mannschaft und Frank Ihl mit einem "guten Gefühl" ins Spiel gegangen. "Aber das hat nicht lange angehalten." Beide Teams legten entschlossen los und erzielten Treffer am laufenden Band. Nach nicht einmal neun Spielminuten leuchteten 13 Tore auf der Anzeigetafel auf (6:7). Aber schon in dieser Phase, selbst nach der zwischenzeitlichen 12:10-Führung (19.) für den Hausherrn, zeigte sich die Dynamik und Leichtigkeit beim HSC Coburg II. "Die jungen Spieler sind gut ausgebildet, schnell, beweglich, leichtfüßig", lobte Ihl hinterher.

In der zweiten Halbzeit häufen sich die Fehler noch mehr

Dieser Zwei-Tore-Vorsprung des Hausherren wandelte sich innerhalb der nächsten sechs Minuten durch einen 4:0-Lauf in eine 14:12-Führung der Gäste um, die sie bis zur Pause kontinuierlich auf 19:15 ausbauten. "Wir haben keine Lösungen gefunden", stellte Ihl fest. Die Hoffnung einer Aufholjagd in der zweiten Halbzeit erfüllte sich nicht, weil sich die Fehler noch häuften. Die mental starken Gäste blieben abgeklärt, durchschlagskräftig und hielten den Gastgeber immer auf Distanz. Da halfen auch die Torwartwechsel (drei Keeper standen beim HSC in den 60 Minuten zwischen den Pfosten) nichts. Selbst die Auszeit (43.), in der Ihl noch einmal eindringlich auf seine Spieler einzuwirken versuchte, brachte keine Wende mehr.

Ihl bemängelt schlechten Spielaufbau und zu viele technische Fehler

"Unser Spielaufbau war schlecht. Wir haben zu viele technische Fehler gemacht und uns im Angriff zu viele Fehlwürfe geleistet", betrieb Ihl Ursachenforschung. In der Tat fehlte den Würfen die Präzision und oftmals die Power. Ihl: "Kein Angriffsspieler hat Normalform erreicht, geschweige denn er ist an seine Grenzen gegangen." Dabei hatten die Fans vom Anpfiff weg ihre Mannschaft bei jedem Angriff mit rhythmischem Klatschen angefeuert. Abgesehen von der Schlussphase, als alle Dämme brachen und noch so große Unterstützung auch nicht mehr helfen konnte. "Dass wir hinten raus noch so einbrechen, gefällt mir auch nicht", sagte Ihl.

Simic hält Siebenmeter, Schmidl wird zum Torschützen

Ein paar wenige Lichtblicke gab es doch: Torwart Ivica Simic parierte beim Stand von 12:13 mit einer klasse Reaktion einen Siebenmeter des besten Gästetorschützen Julius Siegler (13.). Als die Gäste ihren Keeper rausnahmen und zu siebt einen Angriff starteten, endete dieser bei Torwart Felix Schmidl. Der reagierte schnell und trug sich mit einem präzisen Wurf durch die ganze Halle in das verwaiste Coburger Gehäuse in die Torschützenliste ein (57.).

Mit Blick auf das "Schicksalsspiel" am Samstag, 17. Dezember, 20 Uhr, beim TV Roßtal stellt Ihl fest: "Es gilt das Coburg-Spiel so schnell wie möglich abzuhaken, die Fehler zu analysieren und sich im Training in dieser Woche konzentriert auf den Samstag vorzubereiten." Die Qualifikation für die Aufstiegsrunde "würde uns Planungssicherheit für die nächste Saison geben". An die Abstiegsrunde verschwendet Ihl noch keinen Gedanken. In diesem Achter-Feld droht nämlich bis zu sechs Mannschaften der Abstieg.

Nach dem jetzigen Spieltag gilt jedenfalls: Der HSC Bad Neustadt muss für das Erreichen der Aufstiegsrunde in Roßtal siegen und braucht zudem die Schützenhilfe des HSC 2000 Coburg II, der sein Heimspiel gegen die SG DJK Rimpar II gewinnen muss.