
Der HSC Bad Neustadt hat "in einem Kampfspiel, das nach dem Spielverlauf auch mit einer Punkteteilung hätte enden können", so die Trainer Frank Ihl (HSC) und Ronny Göhl (HSC 2000) in der Pressekonferenz, mit einem 23:22 (9:10) in der 3. Handball-Liga, Staffel E, gegen den HSC 2000 Coburg II den zweiten Saisonsieg gefeiert. Im Hinspiel hatte man sich beim 20:20 die Punkte geteilt. Die Begegnung, die in spielerischer Hinsicht den Tabellenstand der beiden Kontrahenten widerspiegelte, ging zäh los, weil zum einen die Deckungsreihen kompakt standen, zum anderen die Offensivreihen sich das Leben durch Fehlpässe und technische Fehler selbst schwer machten.
Felix Schmidl ein starker Rückhalt
Weil auf Seiten der Gastgeber, die kurzfristig auf die erkrankten Stanislaw Gorobtschuk und Vilim Leskovec verzichten mussten, zudem Keeper Felix Schmidl, "der sehr solide hielt" (Ihl), auch einige Hundertprozentige des Gastes entschärfte, brach zunächst selten Torjubel aus. Aber auch die Hausherren, die vor dem Seitenwechsel gute Chancen liegen ließen, weil auch Gäste-Keeper Fabian Apfel da noch überdurchschnittlich gut parierte, wussten nach dem Führungstreffer durch Benjamin Herth den Vorsprung nicht auszubauen. Die Gäste glichen in Überzahl - Franziskus Gerr saß bereits nach vier Minuten eine Zeitstrafe ab - aus. Dies gelang ihnen wiederholt bis zur 16. Minute, bevor sie, wieder in Überzahl nach Zeitstrafe für Gerr, durch ihren erfolgreichsten Schützen, Patrick Pernet, in Führung gingen.
Zweite Zeitstrafe für Gerr zwingt zu Umstellungen
Die zwei Hinausstellungen für seinen Abwehrchef zwangen den heimischen Coach, der eine Disqualifikation für seinen Kreisläufer befürchten musste, zu einer Umstellung in der Deckung. Den Gerr-Part übernahm nun Maximilian Drude, für den jetzt im halbrechten Rückraum Benedikt Kleinhenz agierte. Als Noah Streckhardt, vornehmlich im halblinken Rückraum aufgeboten, nach zwanzig Minuten zum 7:7 traf, begann die stärkste Phase der Hausherren in der ersten Halbzeit, die mit einem Zwei-Tore-Polster (9:7) belohnt wurde. Der Tabellenletzte seinerseits leistete sich sechs Minuten lang haarsträubende Fangfehler oder warf das Leder gleich ins Seitenaus. "Die sich daraus ergebenden Offensivaktionen hätten wir besser nutzen müssen", meinte nach dem Abpfiff Frank Ihl, "da hat uns in einigen Szenen einfach der Mut gefehlt". Diese Schwäche nutzte wiederum kurz vor der Pause der Gast mit drei Treffern in Folge zur knappen Pausenführung.
Aus der kamen die Oberfranken euphorisch zurück und erhöhten auf 12:9. Die Euphorie der Göhl-Schützlinge währte nur bis zum 13:10. Dann klappte es nicht mehr beim Abschluss, sie scheiterten wiederholt an Schmidl und offenbarten Lücken im Deckungsverbund. "Da hat endlich das von mir geforderte Tempospiel einigermaßen funktioniert", lobte Ihl. Zwischen der 34. und 39. Minute trafen nur noch die Saalestädter. Gerr, Herth, Streckhardt und Wolf wandelten den Rückstand in eine 14:13-Führung um. Die Coburger Zweite ließ sich nicht abschütteln, beantwortete jeden Gegentreffer mit einem eigenen und kam auch nach der 20:18-Führung (53.) der Rot-Weißen noch einmal zurück.
Zuschauer hält es nicht mehr auf ihren Sitzen
Das Derby stand auf Messers Schneide. Drei Minuten vor Spielende stand es 21:21, als Streckhardt, zu diesem Zeitpunkt wurde Herth wegen einer Oberschenkelverletzung behandelt, zum 22:21 vollendete. Im Gegenzug scheiterte Ferdinand Schmitt an der Latte. Da hatte es die einheimischen Fans schon lange nicht mehr auf den Sitzen gehalten. Sie feuerten ihren HSC lautstark an. Siegessicher waren sie aber erst 40 Sekunden vor der Schlusssirene, als Wolf vor an der Sieben-Meter-Linie kreuzte und nach Pass von Filip Susnjara, der im zweiten Durchgang seine Offensivqualitäten zum Tragen brachte, auf 23:21 erhöhte.
HSC belohnt sich und tankt Selbstvertrauen
Coburg verkürzte zwar noch einmal durch einen Verzweiflungswurf von Dettenthaler. In der folgenden offenen Manndeckung behielten die Rotmilane in den letzten Sekunden die Übersicht und ließen sich nichts mehr ins Bockshorn jagen. "Die Mannschaft, die seit Wochen harte Trainingseinheiten absolviert, hat sich endlich auch einmal belohnt", freute sich nicht nur der Trainer, "der lang ersehnte Sieg sollte auch das Selbstvertrauen in das eigene Leistungsvermögen stärken".