
Von all den Pleiten, die die Drittliga-Handballer des HSC Bad Neustadtin dieser Saison hinnehmen mussten, war die 26:27-(13:13)-Niederlage gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II sicherlich die unglücklichste. Denn der Siegtreffer der Hessen in letzter Sekunde beruhte auf einer äußerst strittigen Siebenmeter-Entscheidung der sächsischen Referees, die in der Schlussphase nicht unwesentlich ins Geschehen eingriffen. Dass die stark ersatzgeschwächten Gastgeber bis zu diesem Zeitpunkt das Spiel offen hielten, hatten im Vorfeld hingegen wohl die Wenigsten erwartet.
HSC lässt sich von zahlreichen Ausfällen nicht beeindrucken
Neben Noah Streckhardt, Vilim Leskovec und Maximilian Drude fehlte den Rotmilanen nämlich auch Keeper Stanislaw Gorobtschuk. "Er hat in den letzten drei Wochen nicht trainieren können, wäre aber spielfähig gewesen. Moritz Rubner hat aber nun mal trainiert“, erklärte HSC-Coach Frank Ihl seine Entscheidung für Rubner als Nummer zwei. Da auch Felix Wolf nicht komplett fit war, begann Noah Hahn auf der Linksaußenposition. Aus der dünnen Personaldecke der Gastgeber konnten die Gäste allerdings kein Profit schlagen. "Bei uns habe ich über 60 Minuten den Zug zum Tor vermisst, wobei die HSC-Deckung erwartungsgemäß kompakt stand“, analysierte HSG-Trainer Andreas Klimpke ohne verschweigen zu wollen, "dass wir im Prinzip ohne Torhüter gespielt haben".
Das sah auf der anderen Seite ganz anders aus. Felix Schmidl parierte gerade in 1:1-Situationen stark und wehrte zudem zwei Siebenmeter ab. Seine Vorderleute griffen zwar auch beherzt zu, leisteten sich im Angriff aber einige technische Fehler oder unpräzise Würfe. Dennoch verlief die Partie in der Anfangsphase ausgeglichen. Als HSG-Torjäger Ole Klimpke sein Team erstmals in Führung brachte (3:4), kippte die Begegnung für drei Minuten. Resultat war eine 8:4-Führung der Hessen.
Erfolgreiche Aufholjagd kurz vor der Pause
In den letzten zehn Minuten vor der Pause ging dann aber ein Ruck durch die Heimsieben. Filip Susnjara und Tony Ilic, der eine überzeugende Vorstellung" (Ihl) ablieferte, verkürzten zum 10:11. Es folgte ein von Schmidl parierter Siebenmeter, eine Zeitstrafe für den HSG'ler Jonas Müller und die Rote Karte für den gerade eingewechselten Leon Boczkowski, der den in den Kreis einfliegenden Wolf über die Klinge springen ließ. Den anschließenden Strafwurf brachte Bejamin Herth, der sich mit dem wieder genesenen Sebastian Kirchner die Spielmacherposition teilte, unter. "Schon zu diesem Zeitpunkt haben meine Spieler eine kämpferische Leistung an den Tag gelegt, die aufgrund der für uns in Sachen Punkte unwichtigen Auseinandersetzung bewundernswert war", lobte Ihl.
Herth, der mit seinen erfolgreichen Schlagwürfen gerade im zweiten Durchgang zum erfolgreichsten HSC-Schützen avancierte, stellte per Siebenmeter den Halbzeitstand her, den im Gegenzug Schmidl absicherte, weil er einen weiteren Siebenmeter entschärfte. In der Anfangsphase des zweiten Durchgangs konnte sich keiner der Kontrahenten entscheidend absetzen, das Remis hielt bis zur 43. Minute (19:19). Als dann Ilic einen Pass von Klimpke abfing und den folgenden Konter zum 20:19 erfolgreich abschloss, begann die stärkste Phase der Hausherren, die den Vorsprung erstmals auf drei Tore ausbauten (22:19).
Umstrittene Schiedsrichterentscheidungen sorgen für hitzige Atmosphäre
Die Gäste rafften sich allerdings zu einer Aufholjagd und so wurde es in der Schlussphase richtig hitzig. HSC-Kapitän Franziskus Gerr erhielt beim Stand von 24:23 nach einem Zusammenprall mit seinem Gegenspieler eine höchst umstrittene Zeitstrafe. Es war seine dritte und so musste die HSC-Deckung in den letzten Minuten ohne ihren Anführer auskommen. In einer nun aufgeschaukelten Atmosphäre gingen die Gäste vier Minuten vor dem Abpfiff erstmals wieder in Führung, die Herth mit einem Unterarmwurf postwendend egalisierte.
40 Sekunden vor Spielende nahm Ihl noch eine Auszeit, doch die angedachte letzte Angriffsaktion endete in einem Fehlpass. Dutenhofen-Münchholzhausen II setzte in Person von Marvin Lindenstruth zu einem Verzweiflungswurf an. Dieser hatte dabei Körperkontakt mit einem HSC'ler, kam aber trotzdem frei zum Wurf, den Schmidl um den Kasten drehte. Zu aller Überraschung deuteten die Schiedsrichter jedoch auf die Siebenmeter-Linie. Bremond zeigte keine Nerven und wurde nach dem 27:26-Siegtreffer von seinen Mitspielern begraben.