
Sein Debüt für die Handballer des HSC Bad Neustadt hat er schon gefeiert. Kurz vor Weihnachten war das, als der Drittligist die Partie beim TV Gelnhausen mit 20:36 verlor. Knapp zehn Minuten lang stand Leon Schröder in der Barbarossastadt für die Rotmilane auf dem Feld. Die eigene Leistung fand er nicht überzeugend, legt mit dieser Bewertung den eigenen Maßstab womöglich aber etwas zu hoch an.
Denn Leon Schröder ist erst 17 Jahre alt und damit keiner, auf dessen Schultern die Last gelegt werden sollte, mit der eigenen Leistung die Mannschaft tragen zu sollen. Sein Talent ist unbestritten, wenngleich die HSC-Verantwortlichen sich beeilen, dieser Feststellung den Halbsatz hinterherzuschicken: "Er braucht noch Zeit."
Im Frühjahr schreibt Leon Schröder Abitur
Zwei Themen bestimmen derzeit das Leben des jungen Mannes aus Frickenhausen: der Handball und die bald anstehenden Abiturprüfungen am Martin-Pollich-Gymnasium in Mellrichstadt. "Für viel mehr bleibt gerade keine Zeit", sagt Schröder. Was nach der Schule kommt, weiß er schon. Er wird bei SKF in Schweinfurt ein duales Studium im Fach Industriewissenschaft antreten. Eingeschrieben sein wird er an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Coburg.

Eine Stadt, in der er in den letzten zweieinhalb Jahren schon viel Zeit verbracht hat. Bis zur C-Jugend spielte Schröder für den TSV Mellrichstadt Handball, ehe er sich zum Wechsel zum HSC 2000 Coburg entschloss. Zwei Jahre lang warf der 1,88 Meter große Rechtshänder seine Tore für die B-Jugend der Coburger und half im vergangenen Sommer der A-Jugend dabei, sich für die Bundesliga zu qualifizieren.
Seit einem Monat ist Schröder für den HSC spielberechtigt
Als dann der HSC Bad Neustadt ins Spiel kam, wurde es kompliziert. Schröder sollte mit einem Zweifachspielrecht für den Drittligisten und die Coburger A-Jugend ausgestattet werden, doch das klappte nicht wie geplant. Mit dem Ergebnis, dass der 17-Jährige zwar hauptsächlich in Bad Neustadt trainierte, dort aber bis Mitte Dezember nicht spielberechtigt war. Während er in Coburg nur selten in der A-Jugend-Bundesliga zum Einsatz kam, weil er eben hauptsächlich in Bad Neustadt trainierte.
"Eine schwierige Situation für ihn", weiß Margots Valkovskis. Der ehemalige Kapitän und Trainer des HSC Bad Neustadt, von dem sich der Klub im Januar 2018 trennte, ist mittlerweile Trainer der Coburger A-Jugend. "Leon hat nur ein paar Spielanteile gehabt", setzte Valkovskis zuletzt eher auf andere Spieler als auf Schröder, den er als "Shooter aus dem Rückraum" bezeichnet.
HSC-Trainer Frank Ihl tritt auf die Euphoriebremse
"Leon Schröder hat in Coburg eine gewisse Entwicklung durchlaufen", sagt mit Frank Ihl der Trainer des HSC Bad Neustadt. Der 52-Jährige ergänzt, dass für Schröder dieselben Voraussetzungen gelten wie für die anderen Nachwuchsspieler in seinem Kader. "Wie bei jedem 17-Jährigen muss man auf die Euphoriebremse drücken", sagt Ihl. Für eine erfolgreiche Entwicklung vom Jugendspieler zu einem Aktiven gehöre neben Talent auch "hundertprozentiger Einsatz".
Talentierte Nachwuchskräfte übermäßig hochzujubeln, das ist Ihls Ding nicht. Auch Schröder "kriegt von mir immer wieder Feuer". Deswegen habe er Schröder jüngst in einem Gespräch klargemacht, was er von ihm erwartet. Seine Kritik begreift Ihl als Aufforderung an Schröder, "hart an sich zu arbeiten".

Und wie, Frank Ihl, stehen die Chancen, dass Leon Schröder an diesem Samstag im Heimspiel gegen die DJK Sportfreunde Budenheim (Anwurf 19.30 Uhr) erstmals in der Bürgermeister-Goebels-Halle nicht auf der Tribüne Platz nehmen muss, sondern zum Spieltagskader gehört? "Das entscheide ich aufgrund der Trainingseindrücke."