Sportlich könnte es für die SG Burgwallbach/Leutershausen aktuell kaum besser laufen. Die vier Spiele nach der Winterpause wurden alle gewonnen, sodass die Mannschaft von Trainer Frank Geßner als Tabellenzweiter der Fußball-A-Klasse Rhön 3 in den spannenden Saisonendspurt geht. Am vergangenen Wochenende gelang beim 8:1-Erfolg gegen die SG Ginolfs I/Weisbach I/Unterweißenbrunn-Frankenheim II sogar der höchste Saisonsieg, der einem Spieler ganz besonders in Erinnerung bleiben wird. William Waltrick Perico erzielte in dieser Partie seine ersten beiden Pflichtspieltreffer für die SG Burgwallbach/Leutershausen, was nach seinen Worten einfach "ein super Gefühl" gewesen sei.
In Deutschland hat William Waltrick Perico erstmals in seinem Leben Schnee gesehen
Der 24-Jährige kommt aus Brasilien und sorgt somit für etwas internationales Flair im Rhöner Amateurfußball. Vor drei Jahren war Waltrick Perico erstmals zusammen mit seiner Frau nach Deutschland gekommen, um in den Sommermonaten in einer Eisdiele in Bad Neustadt zu arbeiten. "In Brasilien ist das Leben teuer und es ist sehr schwer, gutes Geld zu verdienen", erklärt er seinen Schritt. In diesem Winter flogen die beiden Brasilianer dann erstmals nicht zurück in die Heimat, sondern blieben in Deutschland – und sahen erstmals in ihrem Leben Schnee.
Mittlerweile hat er einen Job bei einer Industriefirma in Bad Neustadt bekommen. Eine gute Perspektive also, um zusammen mit seiner Frau länger in Deutschland bleiben zu können. "Uns gefällt es hier sehr gut, alle sind so nett zu uns. Der Respekt und die Menschlichkeit sind wirklich beeindruckend", gerät er ins Schwärmen. "Nur die Sprache ist leider so schwer."
Trotz der sprachlichen Hürden ist Waltrick Perico aber bereits gut integriert, woran Andre Schäfer großen Anteil hat. Der Burgwallbacher kennt ihn und dessen Frau Gianni schon seit einiger Zeit und unterstützt zusammen mit seiner Frau die beiden Brasilianer. "Wir sind nicht nur Nachbarn und Arbeitskollegen, sondern auch gute Freunde", sagt Schäfer.
In Brasilien spielte William Waltrick Perico stundenlang am Meer Fußball
Dass William Waltrick Perico als Brasilianer den Fußball liebt, hat Schäfer schnell gemerkt und ihn daher einfach mal mit zum Training bei seinem Heimatverein SG Burgwallbach/Leutershausen genommen. "Da hat man sofort gesehen, dass er ein echter Brasilianer und vor allem technisch sehr stark ist." Sobald er den Ball an seinen Füßen hat, ist er in seinem Element und strahlt. Die sprachlichen Hürden sind in diesem Moment ebenso vergessen wie das kalte und launische deutsche April-Wetter. "Wenn es in Deutschland nur nicht so kalt wäre", stöhnt Waltrick Perico und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Vier Monate Sommer sind viel, viel zu wenig."
Bis sich der 24-Jährige an das kalte deutsche Wetter gewöhnt, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Wer will es ihm verdenken, immerhin war er in Brasilien fast durchgängig 40 Grad und Sonne gewohnt? "Ich habe dort in direkter Nähe zum Meer gewohnt", erklärt er, der aus der knapp 200.000-Einwohnerstadt Criciuma zwischen Porto Alegre und Blumenau stammt. "Fußball habe ich schon immer geliebt. Es ging oft an den Strand und dann wurde dort stundenlang mit Freunden gespielt."
Sein fußballerisches Vorbild ist aber nicht etwa der brasilianische Superstar Neymar, sondern Cristiano Ronaldo. "Immerhin ein Portugiese", sagt der 24-Jährige fast schon etwas entschuldigend. In Brasilien kickte Waltrick Perico nicht nur am Strand oder auf der Straße, sondern auch im Verein bei Esporte Clube Próspera. Auch wenn das Niveau dort deutlich höher gewesen sei als in der Rhöner A-Klasse, könne er sich aktuell keinen besseren Verein vorstellen als die SG Burgwallbach/Leutershausen. "Hier habe ich viele neue Freunde gefunden."
Keine guten Erinnerungen an das WM-Halbfinale zwischen Brasilien und Deutschland
Bis William Waltrick Perico erstmals für die SG Burgwallbach/Leutershausen bei einem Spiel auflaufen durfte, dauerte es allerdings etwas. SG-Abteilungsleiter Maximilian Kindlein musste sich erst einmal informieren, wie er überhaupt an den Spielerpass kommt. "Mit internationalen Transfers hatten wir ja bisher keinerlei Erfahrungen", erklärt Kindlein. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) habe allerhand wissen wollen, ehe der Antrag lange beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) lag. "Kurz vor Ende der Wechselfrist habe ich dort noch einmal nachgehakt und dann hat es tatsächlich noch geklappt", so Kindlein.
In den Vorbereitungsspielen traf Waltrick Perico dann sofort für sein neues Team und am vergangenen Sonntag folgte sein erster Treffer in einem Pflichtspiel. Er erzielte erst das Tor zum zwischenzeitlichen 3:0 und später auch noch den Treffer zum 8:1-Endstand. Ein 7:1 sollte es nämlich nicht unbedingt sein. Ein Ergebnis, bei dem William Waltrick Perico wie viele anderen Brasilianer noch mit Schrecken an den Sieg der deutschen Nationalmannschaft im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien denkt.