Die Tabellenführung in der Fußball-Regionalliga Bayern ist der TSV Aubstadt seit Dienstagabend erst einmal los. Dass die Grabfelder durch den 3:2-Erfolg der DJK Vilzing gegen den FC Bayern München II auf den zweiten Platz abrutschten, interessierte unmittelbar nach dem 2:2 (0:1) beim Drittliga-Absteiger SpVgg Bayreuth jedoch weder Spieler und Verantwortliche, noch die überraschend zahlreich mitgereisten TSV-Fans.
"Wir haben wieder ein ganz starkes Spiel gemacht, was mich sehr freut. Und dann muss man auswärts, noch dazu bei einem Gegner mit viel Qualität, auch einmal mit einem Punkt zufrieden sein", sagte TSV-Trainer Julian Grell, nachdem er sich mit seinen Spielern den verdienten Applaus des Aubstädter Anhangs abgeholt hatte.
Bayreuther Doppelschlag bringt den TSV Aubstadt nicht aus dem Konzept
Denn trotz einer über weite Strecken erneut überzeugenden Leistung hatte es in der Schlussphase im neunten Pflichtspiel nach der ersten Saisonniederlage des TSV Aubstadt ausgesehen. Innerhalb von drei Minuten hatten die Bayreuther 20 Minuten vor Spielende vor über 2000 Zuschauerinnen und Zuschauern quasi aus dem Nichts einen 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung umgewandelt. "Wir hatten bis dahin eigentlich alles im Griff und lediglich in der ersten Halbzeit eine Torchance zugelassen", sah es Grell.
Ein Kunstschuss von Tim Latteier, der lange auf ein Engagement in der Dritten Liga gehofft und vor einer Woche doch einen neuen Vertrag in Bayreuth unterschrieben hatte, sowie ein Kopfballtreffer von Kapitän Edwin Schwarz nach einer Ecke hatten den TSV Aubstadt kurz geschockt. "Solche Tore können passieren. Wir wussten, dass Bayreuth bei Standards gefährlich ist", sagte Grell. Dass sich Torhüter Maximilian Weisbäcker beim zweiten Gegentor völlig verschätzt hatte, erwähnte Grell nicht und verwies stattdessen lieber auf die anschließende Reaktion seiner Mannschaft.
"Wie wir als Team nach dem 1:2 zurückgekommen sind, war vorbildlich. In den letzten 20 Minuten war es ein wahrer Sturmlauf von uns, sodass wir am Ende auch noch hätten gewinnen können." Es war mittlerweile das dritte Spiel in Folge, in dem die Aubstädter nach einem Rückstand noch etwas Zählbares holten. An der Schlussoffensive in Bayreuth hatte Grell durchaus auch seinen Anteil. Mit Timo Pitter, Michael Dellinger und Christopher Bieber brachte er alle verfügbaren Offensivspieler, die auf der Bank saßen.
Der Sturmlauf des TSV Aubstadt in der Schlussphase wird belohnt
Zeitweise drängten die Aubstädter so mit fünf Spielern in vorderster Reihe die Bayreuther tief in deren Hälfte. Vor allem über den nach seiner Einwechslung kaum zu stoppenden Pitter machten die Gäste viel Druck. "Dass ich frisch von der Bank kam, war schon ein Vorteil. Ich habe gemerkt, dass ich noch mehr Körner als meine Gegenspieler hatte und konnte richtig Gas geben. Wir haben einen Super-Kader, wo jeder Spieler von Anfang an spielen kann. Bei dem anstrengenden Programm ist es auch wichtig, die Belastungen zu verteilen", sagte Pitter.
Der 30-Jährige scheiterte nach seiner Einwechslung zwar zunächst zweimal am glänzend reagierenden Bayreuther Torhüter Luca Petzold, ehe er zusammen mit Bieber doch noch den verdienten Ausgleichstreffer vorbereitete. Den erzielte an seiner alten Wirkungsstätte Martin Thomann, der sich mit allem, was er hatte, in den Ball warf und nach seinem Tor erst einmal behandelt werden musste.
Fast hätten die Aubstädter das Spiel in der Schlussminute sogar noch einmal komplett gedreht, doch ein Freistoß von Tim Hüttl aus 18 Metern klatschte nur an den Pfosten. "Ich hatte schon vor dem Spiel ein gutes Gefühl, denn wir hatten eine richtig gute Trainingswoche. Wenn man das gesamte Spiel sieht, wäre ein Sieg für uns sicher verdient gewesen", sagte Grell. Ärgern wollte sich der TSV-Trainer im Gegensatz zu Pitter ("trotz unseres späten Ausgleichstreffers fühlt es sich gerade ein bisschen wie eine Niederlage an") nicht über den verpassten sechsten Saisonsieg.
Neuer Vereinsrekord: Seit sieben Spielen in der Regionalliga ungeschlagen
"Ich freue mich viel lieber, dass wir weiter ungeschlagen sind und über weite Strecken ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht haben." Durch das Unentschieden in Bayreuth stellte der TSV Aubstadt gleichzeitig einen neuen Vereinsrekord auf. Sieben Ligaspiele in Folge blieb der TSV seit dem Regionalliga-Aufstieg im Sommer 2019 bisher nämlich noch nie ungeschlagen. Seit dem Trainerwechsel Ende März haben die Aubstädter insgesamt nur zwei Spiele verloren.
Wo die Reise für den TSV Aubstadt noch hingeht, wollte daher Bayreuths Stadionsprecher Christian Höreth zum Abschluss der Pressekonferenz von Julian Grell wissen. "Manchmal muss man auch die Kirche im Dorf lassen. Aber klar: Die Qualität im Kader und der Zusammenhalt passt, daher will ich den Erfolg nicht kleinreden. Mit harter Arbeit wollen wir gerne versuchen, möglichst lange weiter in der Tabellenregion zu bleiben, wo wir aktuell sind."