Gerade einmal gut vier Kilometer liegen zwischen den Ortsschildern von Großeibstadt und Aubstadt. Noch geringer ist jedoch der Abstand zwischen den Fußballteams beider Ortschaften in der Kreisklasse Rhön 2 zur Winterpause. Zwar hat der FC Eibstadt in der Tabelle aktuell drei Punkte Vorsprung auf den TSV Aubstadt II, doch die Aubstädter Reserve hat nicht nur ein Nachholspiel in der Hinterhand, sondern auch den direkten Vergleich nach Hin- und Rückspiel deutlich gewonnen. Somit deutet alles auf ein packendes Fernduell im Saisonendspurt hin, bei dem jeder Punktverlust schon entscheidend sein kann.
Eibstadts Höhenflug kommt etwas überraschend
Dass der TSV Aubstadt II im Rennen um die Meisterschaft dabei sein würde, ist keine Überraschung. Den FC Eibstadt hatten nach Platzierungen im Tabellenmittelfeld in den Vorjahren hingegen nur wenige auf der Rechnung. "Unser internes Ziel war es aber schon, oben anzugreifen und in Sachen Aufstieg eventuell ein Wörtchen mitzureden", gesteht Eibstadts Trainer Jochen Tüchert. Als der Bad Königshöfer im Sommer 2019 den Trainerjob beim FC Eibstadt angetreten hatte, war vom Aufstieg jedoch noch keine Rede. Gerade hatten die Eibstädter nach dem Abstieg aus der Kreisliga und dem Wechsel von Daniel Fürst zum TSV Aubstadt nach einem schwierigen Jahr die Saison in der Kreisklasse im unteren Drittel als Tabellenneunter beendet.
"Ich habe dennoch bereits damals das Potenzial gesehen, das in der jungen Mannschaft steckt", erinnert sich Tüchert an seine Anfangszeit zurück. "Mein langfristiges Ziel war es daher schon, den Aufstieg in die Kreisliga mal ins Auge zu fassen." Auch dank der schnellen Rückkehr von Fürst ging es für den FC Eibstadt in der Corona-Saison 2019/21 wieder Stück für Stück nach oben (6. Platz). "Dass es in dieser Spielzeit so gut laufen würde und wir elf Spiele am Stück gewinnen, konnte man natürlich nicht erwarten."
Vier Neuzugänge erhöhen die Qualität im Kader
Doch was sind die Gründe für den Höhenflug der Kicker aus Groß- und Kleineibstadt? "Ein Vorteil ist sicher unser relativ großer Kader. So können wir in dieser Saison auch mal den einen oder anderen verletzungsbedingten Ausfall kompensieren", sagt Tüchert. Er denkt zum Beispiel an Torjäger Daniel Fürst, der sich Ende August verletzte und anschließend gleich mehrere Spiele fehlte. "Dann sind eben andere Spieler wie Joschka Hartmann in die Bresche gesprungen." Mit jeweils 14 Treffern sind Hartmann und Daniel Fürst die besten Torschützen des Teams. Zusammen sind sie für genau die Hälfte der bisher erzielten 56 Saisontreffer verantwortlich.
Auch die vier Neuzugänge haben die Qualität im FC-Kader noch einmal erhöht. Jan Pecat (vom TSV Aubstadt II) und Leon Omert (von der SG Mellrichstadt/Frickenhausen) haben sich sofort als Stammkräfte etabliert. Die beiden Nachwuchsspieler Elias Dieterich und Lucas Knauer haben ebenfalls schnell in der ersten Mannschaft Fuß gefasst und die personellen Möglichkeiten von Tüchert noch einmal erhöht. Dass seine Mannschaft viele Tore in der Schlussphase erzielt, führt der FC-Trainer vor allem auf den breiten Kader zurück. "Ich konnte von der Bank oft noch einmal Qualität nachlegen." Auffällig aber auch, dass den Eibstädtern extrem viele Treffer in der Anfangsphase gelangen. "Das muss wohl an der Traineransprache liegen", scherzt Tüchert.
Neuer Vereinsrekord: Elf Siege in Folge bei 43:6 Toren
Logisch, dass mit jedem gewonnenen Spiel auch das Selbstvertrauen der Spieler wuchs. Nach der Auftaktniederlage gegen den TSV Aubstadt II spielten sich die Eibstädter phasenweise in einen Rausch und gewannen bei einem Torverhältnis von 43:6 elf Spiele in Folge - neuer Vereinsrekord. "Ich habe die Spieler nicht groß gebremst. Denn wenn man zu viel nachdenkt und redet, geht das nach hinten los", so Tüchert. Das habe er im Rückspiel in Aubstadt gemerkt, als die Siegesserie vor gut 400 Zuschauern durch eine deutliche 0:4-Niederlage riss und das Rennen um die Meisterschaft plötzlich wieder offen war. "Da hat man schon bei vielen Spielern die Nervosität gemerkt, wir konnten gegen einen starken Gegner bei Weitem nicht unser sonstiges Leistungsniveau erreichen."
Da zwei Wochen später die dritte Niederlage in einem hitzigen und turbulenten Spiel bei der SG Hausen/Nordheim folgte, haben die Eibstädter die Meisterschaft in den verbleibenden acht Partien nun nicht mehr in der eigenen Hand. "Wir haben ein bisschen das Pech, dass die Aubstädter in dieser Saison ernst machen und endlich hoch wollen in die Kreisliga. Mit unserer aktuellen Punktezahl wären wir in den letzten Jahren wohl meist souveräner Spitzenreiter gewesen", meint Tüchert. Dass die Aubstädter im Saisonendspurt noch einmal Punkte liegen lassen könnten, glaubt der 39-Jährige nicht. "Aber wenn doch, dann wollen wir zur Stelle sein. Ich traue meiner Mannschaft durchaus zu, noch einmal eine Serie zu starten und die restlichen Spiele alle zu gewinnen."
Jochen Tüchert auch 2022/23 Trainer des FC Eibstadt
Sollte es am Ende nicht mit dem direkten Aufstieg klappen, bleibt den Eibstädtern wohl noch der Umweg über die Relegation. Bei mehr als zehn Punkten Vorsprung auf Platz drei scheint dieses Ziel bereits so gut wie erreicht. "Die Kreisliga traue ich den Jungs auf jeden Fall zu. Das Team kann in dieser Konstellation noch ein paar Jahre zusammen spielen und weiter wachsen", so Tüchert, der jüngst seinen Vertrag verlängert hat und damit auch in der kommenden Saison Trainer der Eibstädter sein wird - unabhängig von der Ligazugehörigkeit. "Auch wenn ich immer noch ein Königshöfer bin, fühle ich mich beim FC Eibstadt sehr wohl. Die Bedingungen hier sind wirklich top und die Arbeit im gesamten Verein macht mir sehr viel Spaß."
Daniel Rathgeber, Sportredakteur