Der Oktober war für den TSV Aubstadt in den vergangenen beiden Spielzeiten in der Fußball-Regionalliga Bayern stets ein goldener Monat. Sowohl in der Premierensaison als auch im vergangenen Jahr punkteten die Grabfelder jeweils ordentlich, so dass der Klassenerhalt bereits frühzeitig Formen annahm und im Winter Planungssicherheit herrschte. Nach dem 1:1 (1:1) im Auswärtsspiel beim TSV Rain/Lech gab es bei den Aubstädtern aber erst einmal enttäuschte Gesichter. Kapitän Ben Müller saß nach dem vierten Auswärtsspiel in Folge ohne Sieg ebenso wie Torhüter Lukas Wenzel noch lange nach Spielende auf der Ersatzbank und grübelte über die vorangegangenen 90 Minuten.
Lukas Wenzel und Victor Kleinhenz hadern mit der Chancenverwertung
"Momentan ist es irgendwie verhext. Wir spielen ja nicht schlecht und hatten auch diesmal wieder gefühlt 70 Prozent Ballbesitz in der zweiten Halbzeit. Am Ende müssen wir dann aber mit dem einen Punkt leben", sagte Wenzel. TSV-Trainer Victor Kleinhenz sah es ähnlich. "Wir hatten drei bis vier sehr gute Chancen, machen daraus aber zu wenig. Außer der Chancenverwertung kann ich der Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Es fehlt einfach im Moment in manchen Situationen auch das Quäntchen Glück."
Erschwerend kam beim Gastspiel in Rain dazu, dass der Rasen im Georg-Weber-Stadion schon nach wenigen Minuten so ramponiert und tief war, dass an ein gepflegtes Kurzpassspiel nicht mehr zu denken war. Die Gäste leisteten sich vor allem in den ersten 45 Minuten einige Fehlpässe im Spielaufbau, was den auf Umschaltsituationen lauernden Rainern durchaus in die Karten spielte. Doch auch die Aubstädter kamen zu Chancen – und die waren sogar richtig gut.
Joshua Endres verspringt in aussichtsreicher Position zweimal der Ball
Zweimal wurde Joshua Endres mit Schnittstellenpässen gut in Szene gesetzt, doch allein vor dem Tor geriet er auf dem holprigen Geläuf jeweils ins Stolpern. "Das war schon ärgerlich", meinte Kleinhenz. So benötigten die Hausherren eine Standardsituation, um nach 23 Minuten in Führung zu gehen. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld beendete Christopher Bieber seine Torflaute und köpfte freistehend zum 1:0 ein.
Doch wie schon beim Gastspiel vor einer Woche in Burgfarrnbach gegen Fürth II hielt die TSV-Führung nicht allzu lange. Rain-Kapitän Stefan Müller zog aus 20 Metern einfach mal ab, die Kugel landete erst am Pfosten und sprang dann von Wenzels Rücken ins Tor. "Das Gegentor kann unglücklicher kaum fallen und ist irgendwie symptomatisch für unsere Situation", haderte der schuldlose Keeper.
Der TSV Rain/Lech ist bei Kontern immer wieder gefährlich
Der musste auch in der zweiten Halbzeit stets hellwach sein. Vier Minuten nach Wiederbeginn hatten die meisten der 210 Zuschauenden bereits den Torschrei auf den Lippen, doch Wenzel tauchte nach einem Schuss von Blerand Kurtishaj blitzschnell ab und verhinderte den Rückstand. In der Folge waren es dann aber die Aubstädter, die das Spiel immer mehr an sich rissen und auch zu guten Chancen kamen. Die größte hatte Timo Pitter auf dem Fuß, als er von Bieber freigespielt wurde und allein vor dem Tor knapp vorbei zielte. In der Mitte ärgerte sich der mitgelaufene Endres nicht ganz zu Unrecht.
Nach der Last-Minute-Niederlage vor einer Woche bei der SpVgg Greuther Fürth II wollten die Aubstädter diesmal unbedingt dreifach punkten und erhöhten daher das Risiko. Kleinhenz brachte mit Marco Nickel einen zweiten Stürmer und mit Leon Heinze einen frischen Außenverteidiger. Gleichzeitig mussten die Gäste bei den schnellen Umschaltsituationen der Rainer immer wieder höllisch aufpassen. Ein umstrittener Abseitspfiff und eine klasse Parade von Wenzel verhinderten in der Schlussphase das Siegtor der Hausherren. "Der Gegner war bei Kontern gefährlich. Als Torhüter musst du daher 90 Minuten hellwach sein", sagte Wenzel.
Aubstadt lässt sich die Vorfreude auf das Derby gegen die Kickers nicht nehmen
Fast wäre er am Ende zusammen mit Neuzugang Marco Nickel doch noch zum Matchwinner geworden. Sieben Minuten vor Schluss hatte der 1,89-Meter-Mann nämlich die große Chance zum 2:1, er verpasste die scharfe Hereingabe von Timo Pitter aber um wenige Zentimeter. So mussten die Aubstädter, die vor dem Derby am kommenden Samstag gegen die Würzburger Kickers unbedingt gewinnen wollten, mit einem Punkt zufrieden sein.
"Die Vorfreude auf das Derby lassen wir uns jetzt aber sicher nicht nehmen", blickten Kleinhenz und Wenzel schon wieder positiv in die Zukunft. Immerhin darf der TSV Aubstadt nächste Woche wieder zu Hause spielen, wo es zuletzt deutlich besser lief als in der Fremde. Und vielleicht gelingt Lukas Wenzel dann auch endlich sein drittes Zu-Null-Spiel in dieser Saison. Gelungen ist ihm das bisher nur gegen den FC 05 Schweinfurt und den FC Bayern München II – jeweils zu Hause vor großer Kulisse. Ein gutes Omen für das Derby gegen die Kickers?