
Die Euphorie war groß gewesen beim Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen vor diesem K.-o.-Spiel im Pokal-Viertelfinale gegen den TTC OE Bad Homburg. Den der TSV ein paar Wochen vorher, sogar auswärts, im Liga-Hinspiel mit 3:2 hatte besiegen können. Doch jeder, der den Erfolg im Livestream verfolgt hatte, wusste, dass die Aufgabe im Pokal-Wettbewerb noch schwieriger zu erledigen sein würde, weil die Gäste erstmals in Bestbesetzung antreten konnten. Also mit dem Ungarn Csaba Andras, dazu dem Japaner Yuma Tsuboi und dem schwedischen Olympia-Medaillengewinner von Paris, Kristian Karlsson. Den wiederum hatte Filip Zeljko damals besiegen können.
Wie Karlsson hinterher verriet, hat er "ein paarmal mit Filip trainiert". Was dabei herum kam: Mehr im zweiten Einzel dieses so bedeutungsvollen Spiels. In dem es um die Teilnahme am Final Four ging, dem Halbfinal- und Finalturnier vor vermutlich 5000 Zuschauenden am 4. Januar 2025 in Neu-Ulm. Warum es so wichtig gewesen wäre für den kleinsten Verein der Tischtennis-Bundesliga (TTBL), der nun schon im neunten Jahr Bundesliga spielt, dort Hecht im Karpfenteich ist.
Dieses Pokal-Final-Four hätte neben dem immensen sportlichen Wert eine Steigerung des Marktwerts TSV Bad Königshofen Tischtennis mit sich gebracht. Nach dem Erreichen der Play-Offs im vergangenen Jahr wäre es ein erneutes Ausrufezeichen gewesen. Doch es blieb beim Konjunktiv.
Es muss kein Karten-Kontingent geordert werden für das in der Bundesliga als einzigartig gerühmte Königshöfer Publikum. Die Gäste drehten den Spieß um: 3:2 hieß es diesmal für die Hessen. Wenn auch die TSV-Fans mit Niederlagen und Enttäuschungen bekanntlich sehr gut umgehen, sich an den sportlichen Leistungen berauschen können: Diesmal, nach mehr als drei Stunden Kampf und nur drei weniger gewonnenen Punkten im Entscheidungssatz des Entscheidungsdoppels, gab es überwiegend lange Gesichter.
Bastian Steger mit dem ersten Ausrufezeichen
Dabei schien das Momentum im Verlauf der gesamten Partie öfter auf Seiten der Gastgeber. Zum Beispiel schon nach dem ersten Einzel. Da wurde nämlich ausgerechnet jener ungarische Nationalspieler Andras Bastian Steger vorgesetzt. Andras hatte den Ruf mitgebracht, Spezialist für Fünf-Satz-Matches zu sein. Vier seiner fünf Einzel waren über den "Decider" gegangen. Und er hatte sogar den aktuellen Vize-Europameister Benedikt Duda (Bergneustadt) geschlagen. Aber nicht Steger. Der umging die fünf Sätze, machte es in vier.
Dieser Vorteil war weg, als Zeljko an dem diesmal besser eingestellten Karlsson scheiterte. Der war zwar schon Doppel-Weltmeister, Doppel-Europameister, Team-Europameister, mit Düsseldorf drei Mal Pokalsieger, vier Mal Meister und drei Mal Champions-League-Sieger. Aber nicht unschlagbar, diesen Samstag aber doch. Er war sogar der Matchwinner, bereitete mit zwei Einzelsiegen das Fundament für die Pokalreise nach Neu-Ulm. Ernüchternd war dabei Zeljkos 3:11-Schlappe im vierten Satz.

Nach der Pause kam es zum japanischen Duell von Jin Ueda gegen Tsuboi, der im Punktspiel im September an Steger gescheitert war. Ueda setzte mit einem überzeugenden 3:0 das Momentum ein zweites Mal auf Königshöfer Sieg. Er hatte seinen Landsmann jederzeit im Griff. 2:1-Führung für den TSV also und noch zwei Eisen im Feuer, von denen das erste von Steger am schwierigsten zu schmieden war. Auch er hat zwei olympische Medaillen in der Vitrine und mehrere Team-Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften. Doch gegen einen Karlsson in dieser Form hatte er in diesem Einser-Einzel mit einer halben Sportler-Generation Altersunterschied letztendlich keine Chance.
Also kam zum Entscheidungsdoppel, in das TSV-Trainer Koji Itagaki Ueda und Martin Allegro schickte. Die beiden sorgten für das dritte Momentum für die Königshöfer, führten mit 2:1 Sätzen und im vierten mit 5:2. Doch an dieser Stelle kam der Bruch in ihr Spiel. Nach 1:7 Punkten in Serie stand es auf einmal 6:9 und am Ende 9:11. Im fünften Satz waren sie bis 3:2 dabei, gaben dann die Zügel erneut mit einer Negativserie zum 3:7 aus der Hand. Nach drei Stunden und fünf Minuten war der Traum vom Final Four ausgeträumt. Und 23 Stunden später stand in Karlsruhe das Punktspiel gegen den ASC Grünwettersbach an – nach zwei 2:3-Heimniederlagen in zwei Wettbewerben.
Tischtennis: DTTB-Pokal-Viertelfinale
TSV Bad Königshofen – TTC OE Bad Homburg 2:3
Bastian Steger – Csaba Andras 3:1 (13:11/11:4/7:11/11:5)
Filip Zeljko – Kristian Karlsson 1:3 (6:11/9:11/11:5/3:11)
Jin Ueda – Yuma Tsuboi 3:0 (11:6/11:8/11:7)
Steger – Karlsson 0:3 (10:12/4:11/7:11)
Ueda/Allegro – Andras/Tsuboi 2:3 (11:6/8:11/11:7/9:11/8:11)