Die Rituale nach dem 1:1 (1:0) des TSV Aubstadt gegen den VfB Eichstätt in der Fußball-Regionalliga Bayern waren auf Seiten der Grabfelder anders als sonst. So waren unmittelbar nach Spielende keine Gesprächspartner unter den Spielern zu rekrutieren. "Wir müssen gleich in die Kabine", hieß es. Auch Co-Trainer André Betz eilte nach dem Schlusspfiff des zuvor oft im Mittelpunkt stehenden Schiedsrichters sofort Richtung Sportheim. Der obligatorische Spielerkreis, der sonst nach jeder Leistung und jedem Ergebnis gebildet wird, fiel ersatzlos aus.
Das Auftreten der Mannschaft nagt an Aubstadt-Trainer Victor Kleinhenz
Während damit sonst Einheit und Zusammenhalt demonstriert werden, war diesmal das Feld rasch geräumt. Ein Auslaufen gab es von den TSV-Spielern ebenfalls nicht. Nur Kleinhenz stellte sich der Verantwortung, fasste sich bei seinen Statements aber kurz. Zu sehr hatte die Art der Präsentation seiner Mannschaft, die sich bislang so viel Respekt der Liga erarbeitet hatte, an ihm genagt. "Vor dem Spiel wären wir mit einem Unentschieden nicht zufrieden gewesen. Im Nachhinein müssen wir sogar sehr zufrieden mit dem 1:1 sein", öffnete er wenigstens ein bisschen sein Herz.
"Eichstätt war heute ungeheuer präsent und hat uns von Anfang an extrem unter Druck gesetzt. Wir haben uns das Leben aber selber schwer gemacht. Ich glaube, so viele Fehler, wie wir heute im Spielaufbau gemacht haben, das reicht für eine ganze Saison. Von daher müssen wir froh sein, dass die Gäste mehrere Chancen nicht ausgespielt haben", analysierte Kleinhenz treffend.
Häufung von Fehlern im hinteren Bereich beim TSV Aubstadt
Woran die Häufung der Fehler, auch im sensiblen hinteren Bereich, gelegen hat? "Da gibt es so schnell keine Erklärung", so Kleinhenz. Ob sie hinter verschlossenen Türen in den Katakomben des Sportheims gefunden wurde, bleibt, und das ist auch gut so, mannschaftsintern. "Wir werden am Montag das Spiel jedenfalls gründlich aufarbeiten", versprach Kleinhenz. Festzuhalten ist indes zweierlei: Gewiss war die Präsentation der grundsoliden Regionalliga-Mannschaft des TSV Aubstadt im Vergleich zu den allermeisten Vorstellungen unterirdisch. Sie spiegelt auch überhaupt nicht ihren tatsächlichen Standard wider, auch nicht den derzeitigen.
Andererseits hat sich diese Punkteteilung sogar angedeutet, selbst wenn sie gegen keinen der sieben, acht oder zehn noch größeren Kaliber passierte. Aubstadt tat sich ungeheuer und unerwartet schwer, wenigstens diesen einen Punkt zu behalten. Von der Art und Weise und den Gesichtern aller her war es eine gefühlte Niederlage, vom Reingewinn her ein siegreiches Unentschieden. Aubstadt kassierte brutto, Eichstätt netto.
Hatte man sich bei den Gastgebern vielleicht davon blenden lassen, dass bei den Eichstättern Torjäger Fabian Eberle nicht im Aufgebot war? Oder hat die Herangehensweise des Schiedsrichters die TSV-Truppe so sehr verunsichert, weil er insgesamt fünf Mal Gelb gegen Aubstadt zog und nur ein Mal Gelb gegen Eichstätt? Christian Köttler (11.) und Nils Piwernetz (15.) waren jedenfalls extrem früh vorbelastet.
Christin Köttler wird Gelb-Rot gefährdet früh ausgewechselt
Als Köttler, aktuell der Stabilisator in der TSV-Abwehr, nach 40 Minuten gelb-rot gefährdet vom Feld genommen wurde, knisterte und bröckelte es immer mehr im TSV-Gebälk. Steffen Behr, ansonsten ein Paradebeispiel für flexible Wechselspieler, die sofort im Spiel sind, konnte ihn diesmal nicht gleichwertig ersetzen und leistete sich wie ein Großteil der Mannschaft teils unerklärliche Aussetzer.
An Chancen vergaben die Gäste bis zum ersten Tor des Spiels zwei hochkarätige. Beim 1:0 nach Flanke von Leonard Langhans und Kopfball von Joshua Endres, der schlitzohrig vor dem Keeper am Ball war, bewies Aubstadt Effektivität (29.). Es war die erste Chance der Hausherren im Spiel. Und es war die Belohnung dafür, wie man sich aus der erdrückenden Umklammerung Stück für Stück befreit und ins Spiel gefunden hatte.
Doch mit dem 1:1 kurz nach Wiederbeginn, im dritten Versuch durch Philipp Federl, kippte die Partie wieder. TSV-Torhüter Lukas Wenzel wurde in dieser Szene nicht das erste Mal gnadenlos im Stich gelassen. "Wir haben gespürt, dass diesmal hier mehr drin war als bei unserem 0:4 vor einigen Monaten", sagte VfB-Trainer Markus Mattes.
Es verwunderte beinahe, wie die Oberbayern ihr Höllentempo bis zum Schluss durchhielten: Mit elf Spielern hinter dem Ball in der Defensive und mit einem Schwarm von Spielern beim Umschalten. Mit hoher Ballsicherheit, großem Kämpferherzen und kühlem Kopf. Was fehlte war die Belohnung in Form des Siegtreffers.