Die Handballer des HSC Bad Neustadt haben auch ihr zweites Spiel in der Abstiegsrunde verloren und dadurch so gut wie keine Chance mehr auf den Klassenerhalt in der 3. Liga. Gegen den GSV Eintracht Baunatal stand am Ende in eigener Halle eine deutliche 23:34-Pleite zu Buche. "Nach dieser Niederlage dürfte es glasklar sein, dass wir in der nächsten Saison in der Bayernliga spielen werden", erklärte HSC-Coach Frank Ihl ohne Umschweife und ohne die Ausgabe von Durchhalteparolen. Selbst er als großer Optimist glaubt mittlerweile ebenso wenig wie die Fans und wohl auch die Spieler, dass der Ligaerhalt noch zu schaffen ist.
Verzweifelte HSC-Keeper bekommen keine Hand an den Ball
"Der Sieg ist meiner Meinung nach auch in dieser Höhe verdient", freute sich hingegen Gäste-Trainer Dennis Weinrich, dessen Team sich vorerst auf den rettenden zweiten Tabellenplatz vorgearbeitet hat. Gegen die Nordhessen gingen die Gastgeber durch einen Treffer von Filip Susnjara zwar mit 1:0 in Führung, kassierten in den folgenden zwei Minuten aber drei Gegentreffer. Susnjara, der den erkrankten Franziskus Gerr am Kreis ersetzte, war dann ebenso wie seine Mitspieler gerade in der Defensive völlig überfordert. Ihl probierte es zwar sowohl mit einer 6:0-Deckung als auch einer 5:1-Formation mit Noah Streckhardt als Speerspitze, "gefruchtet hat aber keines der beiden Systeme".
Immer wenn Baunatal mit schnellen Ballstafetten, meist initiiert vom Routinier Marvin Gabriel, das Tempo anzog taten sich große Lücken in der HSC-Defensive auf. In diese stießen die etatmäßigen Leistungsträger Kevin Trogisch (10 Treffer), Phil Räbiger (8) und Felix Geßner (7) und ließen zwei verzweifelte HSC Torhüter zurück. Nach einer Viertelstunde hatten die VW-Städter bereits eine Vier-Tore-Führung (10:6) herausgeworfen, kurioserweise nahmen nun beide Coaches gleichzeitig einen Torhüterwechsel vor. Der HSC'ler Stanislaw Gorobtschuk, der nur eine einzige Parade zeigte, wurde ebenso abgelöst wie auf der Gegenseite Marcel Lohrbach. "Sein Nachfolger Marian Mügge hat dann wesentlich stabiler agiert“, lobte Weinrich.
In der Offensive versprüht der HSC Bad Neustadt keinerlei Gefahr
Das war aber nur die halbe Wahrheit, denn die meisten seiner Paraden beruhten auf unplatzierten Würfen des HSC-Rückraums. Entweder wurde der Gäste-Keeper angeworfen oder die Kugel gleich am Tor vorbei gesetzt. Der groß gewachsene Innenblock mit Räbiger und Fynn Reinhardt blockte zudem nicht wenige Würfe, gerade die des insgesamt indisponierten Benjamin Herth. Weil Vilim Leskovec wenigstens ab und an traf, Benedikt Kleinhenz erst in den Schlussminuten Zielwasser getrunken hatte und die Außen Felix Wolf und Tony Ilic mangels gelungener Abwehraktionen kaum Konter laufen konnten, setzte sich der Gast immer mehr ab.
Der Sieben-Tore-Rückstand beim Seitenwechsel war aus Sicht der Rotmilane mehr als ernüchternd. Die Hausherren machten sich auch in den zweiten 30 Minuten mit nun vermehrten Fehlpässen und sonstigen technischen Ungereimtheiten das Leben selbst schwer. In der 45. Minute hatte Baunatal erstmals einen Zehn-Tore-Vorsprung herausgeworfen. Gerade dessen Haupttorschützen Räbiger und Trogisch sprangen permanent den HSC-Kreis an, fanden Lücken, das Team agierte bis zum Schlusspfiff fokussiert. "Die Leistung macht mich stolz und sollte uns Selbstvertrauen für die nächsten Spiele verschafft haben", sagte Gäste-Trainer Weinrich.
Eigengewächs Noah Hahn überzeugt mit mutigen Aktionen
Von Selbstvertrauen war beim HSC Bad Neustadt hingegen zu keinem Zeitpunkt zu spüren. Aufgrund des deutlichen Rückstandes warf Frank Ihl die Nachwuchskräfte, auf die er auch in der kommenden Saison setzen will, ins Feuer. Dabei überraschte der nun für Felix Wolf auf der Linksaußenposition auflaufende Noah Hahn mit mutigen Aktionen, die er gleich mit zwei Toren krönte. Auch auf der Gegenseite wurde angesichts der klaren Führung mit personellen Wechseln reagiert, ohne dass die Dominanz verloren ging.
Der Erfolg vor der Minuskulisse (131 Zuschauende) geriet nie in Gefahr. Die Einheimischen konnten nicht einmal Ergebniskosmetik betreiben und schlichen letztlich recht bedröppelt aus der Halle. "Es hört sich zwar etwas blöd an", so Ihl, "aber wir wollen die nächsten Spiele mit vernünftigen Leistungen absolvieren."