Eigentlich, sagte Matthias Gerhardt, "habe ich gedacht, ich habe im Fußball alles erlebt. Aber das am Mittwochabend war doch wieder etwas Neues". Was der Ex-Zweitligaspieler meint? Das 28 Schüsse dauernde Elfmeterschießen in der 1. Runde des Toto-Pokal-Wettbewerbs im Fußballkreis Rhön. Gerhardt, seit dieser Saison Trainer des Kreisligisten FV Rannungen/Pfändhausen/Holzhausen, verlor es in Hollstadt gegen die (SG 1) Heustreu. Endstand: 13:12 nach Elfmeterschießen für die Mannschaft aus Heustreu und Hollstadt.
"Das war wirklich total verrückt. So etwas erlebt man nur einmal", sagte Markus Seifert und ergänzte: "Darum spielen wir Fußball." Das Vorstandsmitglied des TSV Hollstadt ist selbst Spieler der (SG 1) Heustreu und stand am Mittwoch auf dem Platz.
Seine Mannschaft war als Außenseiter in die Partie und nach etwa einer Viertelstunde durch einen Treffer von Paul Gütling in Führung gegangen. Die hielt bis in die Schlussphase, ehe Rannungen/Pfändhausen/Holzhausen noch zum Ausgleich kam. "Wir hatten verletzungsbedingt wechseln müssen, der Gegner hat ohne Ende gedrückt", kommentierte Seifert das von Marcello Weigand erwirkte 1:1 in der zweiten Minute der Nachspielzeit.
Elfmeterschießen also, weil im bayerischen Pokalwettbewerb eine Verlängerung ja nicht vorgesehen ist. Es begann verheißungsvoll für die Heimmannschaft, gleich der erste Spieler des FV vergab. Die nächsten Elfmeter waren alle drin und so bot sich SG-Kapitän Niklas Krämer beim Stand von 5:5 die Gelegenheit, die Partie zu entscheiden. Er scheiterte am gegnerischen Torwart.
Rannungen legt vor, Heustreu zieht nach
Weiter ging es, jetzt konnte nach jedem Paar die Partie zu Ende sein. "Wenn die getroffen haben, haben wir nachgezogen. Als Rannungen verschossen hat, sind wir auch gescheitert", sagte Markus Seifert, der seinen Elfmeter unten links zum 7:7 verwandelte. "Das hat sich ganz schön gezogen", sah Seifert einen Spieler nach dem anderen zum Punkt laufen. "Wir haben schon überlegt, ob das Flutlicht eingeschaltet werden sollte", sagte Gerhardt.
Als nach je elf Schützen immer noch kein Gewinner feststand, mussten die ersten ein zweites Mal ran. "Wir haben unsere Reihenfolge vom Beginn des Elfmeterschießens beibehalten", jubelten Seifert und die Spieler aus Heustreu und Hollstadt über (weitere) Tore von Marvin Reß und Andreas Schneider, dessen Schuss von der Unterkante der Latte ins Netz prallte.
Beim Stand von 12:12 war der Rannunger Jochen Faulstich an der Reihe. Er verlor das Duell mit SG-Torwart Chaiwat Charnkreetha. Zum dritten Mal hatte die SG-Elf um Nico Müller die Gelegenheit, das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden und in die nächste Runde einzuziehen. Patrick Stäblein übernahm den Job und erledigte ihn. Um 20.50 Uhr stand die (SG 1) Heustreu als Sieger fest. "Ein Elfmeterschießen ist immer Glückssache, insgesamt war Heustreu/Hollstadt schon der verdiente Sieger", sagte Matthias Gerhardt.
Ein höheres Ergebnis im Elfmeterschießen hat es im Kreis Rhön noch nicht gegeben
"An dieses Spiel werden wir uns immer erinnern. Das wird keiner mehr vergessen", sagte Markus Seifert stellvertretend für seine Mitspieler, die gegnerischen Spieler und die etwa 50 Zuschauerinnen und Zuschauer. "Wir haben keinen Eintritt kassiert, sie sind also umsonst voll auf ihre Kosten gekommen."
Mit diesem 13:12 nach Elfmeterschießen haben die (SG 1) Heustreu und der FV Rannungen/Pfändhausen/Holzhausen übrigens einen Rekord aufgestellt. Seit der Toto-Pokal-Wettbewerb im Kreis Rhön in dieser Form ausgetragen wird, war nie zuvor ein derart hohes Ergebnis im Elfmeterschießen zustande gekommen.