Die Challenge Roth ist nach dem Ironman auf Hawaii eines der bedeutendsten Triathlon-Rennen über die Langdistanz weltweit. In Vor-Pandemie-Zeiten kamen regelmäßig um die 200 000 Zuschauer zu diesem Event und verwandelten die mittelfränkische Kleinstadt in ein Triathlon-Mekka. Nachdem die Challenge im vergangenen Jahr coronabedingt ausfallen musste, konnte sie in diesem Jahr wieder stattfinden - wenn auch mit deutlich weniger Zuschauern und einem reduzierten Teilnehmerfeld. Unter den 1500 Einzelstarterinnen und Einzelstartern war mit Maja Betz vom SC Ostheim auch eine Frau aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld.
Challenge in Roth für Maja Betz der Saisonhöhepunkt
In ihrem ersten Rennen über die Langdistanz (3,8 Kilometer Schwimmen, 170 Kilometer Radfahren, 42,195 Kilometer Laufen) sorgte die 23-Jährige gleich für Furore und kam nach 8:58:51 Stunden als zehntschnellste Frau und viertbeste Deutsche ins Ziel. Der Sieg ging an die deutsche Ironman-Weltmeisterin Anne Haug. "Es fühlt sich immer noch völlig irreal an, in einem solch prominenten Teilnehmerfeld unter die ersten Zehn gekommen zu sein. Die Zeit unter neun Stunden ist natürlich ein Traum und für meinen ersten Start über die Langdistanz ein toller Einstieg", sagt Betz im Gespräch mit dieser Redaktion. Für die Studentin aus Nordheim/Rhön war der Wettkampf in Roth "der absolute Saisonhöhepunkt, auf den ich mich lange und intensiv vorbereitet habe".
Vor gut zwei Jahren hat sie mit dem Triathlon-Sport begonnen und seitdem bereits einige Erfolge in kleineren Rennen feiern können. In diesem Jahr löste Betz dann erstmals eine 300 Euro teure Profilizenz und orientierte sich an einem strukturierten Trainingsplan ihres Coaches. Im Durchschnitt 25 bis 30 Stunden pro Woche investierte die Triathletin für das Training, wobei sich viel am Wochenende abspielte. "Es gehört schon Disziplin dazu, um sich auch bei schlechtem Wetter motivieren zu können", sagt Betz und denkt dabei an stundenlange Trainingseinheiten auf dem Rad im regnerischen Sommer zurück. Einschränkungen gab es lange auch durch die Corona-Pandemie. So waren die Schwimmbäder im Winter und Frühjahr komplett geschlossen und ein Schwimmtraining praktisch unmöglich. "Schwimmen ist nach wie vor meine schlechteste Disziplin, auch wenn hier schon deutliche Fortschritte gemacht habe", gibt die 23-Jährige zu.
Trotz aller Hürden hatte sie sich fest vorgenommen, bei der Challenge in Roth in diesem Jahr erstmals über die Langdistanz an den Start zu gehen. Warum aber überhaupt der Wechsel von den kürzeren Strecken hin zur strapaziösen Königsdisiziplin im Triathlon? "Ich hab schon früh gemerkt, dass mir lange Strecken liegen. Je länger die Strecke, desto erfolgreicher bin ich meistens." In den Tagen vor ihrer Premiere in Roth wuchs dennoch langsam die Anspannung. "Im Sport weiß man nie, was passiert, noch dazu auf einer solch langen Strecke. Daher war ich schon sehr nervös, zumal ich ja lange auf diesen Höhepunkt hingearbeitet hatte", beschreibt Betz ihre Gefühlswelt vor dem Rennen.
Schwächephase auf dem Rad gut überstanden
Als am Sonntagmorgen um kurz nach sieben Uhr der Startschuss erfolgte, war die Nordheimerin dann aber sofort im Wettkampfmodus. Für die 3,8 Kilometer lange Schwimmrunde im Main-Donau-Kanal hatte sie sich kein zeitliches Ziel gesetzt. "Während dem Wettkampf schaue ich eigentlich nie auf die Zeit, sondern mache viel nach Gefühl", verrät Betz. Das Schwimmen lief jedenfalls schon einmal ordentlich. "Ich konnte viel im Schatten einer anderen Athletin schwimmen und dadurch einige Körner sparen."
Die benötigte sie auch auf der mit 1200 Höhenmetern anspruchsvollen Radstrecke, die aufgrund einer Baustelle von 180 auf 170 Kilometer verkürzt worden war. Zunächst lief bei Betz noch alles nach Plan, "doch nach etwa 100 Kilometern war die Energie dann auf einmal komplett weg. Ich wusste, dass in einem solch langen Rennen auch einmal ein Tief kommt und habe daher nicht versucht, auf Biegen und Brechen Vollgas zu fahren". Diese Taktik sollte sich auszahlen, denn beim abschließenden Marathonlauf machte Betz viel Zeit und einige Plätze gut. Mit ihrer Marathon-Zeit von 3:09:45 Stunden sei sie daher auch sehr zufrieden gewesen.
Nach den Freudentränen folgt die Dopingkontrolle
Dass Betz auf Kurs unter neun Stunden lag, bekam sie das erste Mal gut zwölf Kilometer vor dem Ziel mit. Am Streckenrand entdeckte sie zu diesem Zeitpunkt viele bekannte Gesichter und registrierte dabei die Anfeuerungsrufe einer Bekannten. 300 Meter vor der Ziellinie überholte sie dann sogar noch eine Kanadierin und "als ich durchs Ziel lief, hatte ich bereits Tränen in den Augen". Dass sie in ihrem ersten Triathlon über die Langdistanz tatsächlich unter neun Stunden blieb, hatte sie da noch nicht registriert. "Mit Anne Haug und weiteren Profi-Athletinnen bei der Siegerehrung zu sein, war schon ein tolles Gefühl. Ohne die Unterstützung meiner Familie, meiner Freunde und meines Trainers hätte ich das nicht geschafft", zeigt sich Betz dankbar. Unmittelbar nach dem Rennen erfuhr sie auch, was es noch heißt, ein Profirennen zu bestreiten: Es stand erstmals der Gang zur Dopingkontrolle an.