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AUSDAUERSPORT:
Schnelle Schwestern auf der Überholspur
Immer flott unterwegs sind die beiden Schwestern Svenja (links) und Maja Betz aus Nordheim.
Foto: Florian Karlein | Immer flott unterwegs sind die beiden Schwestern Svenja (links) und Maja Betz aus Nordheim.
Florian Karlein
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:38 Uhr

Sie sind nicht nur Schwestern, sondern auch Freundinnen, studieren beide Sport und eilen von einem Erfolg zum nächsten. Svenja (23) und Maja Betz (21) aus Nordheim/Rhön sorgen seit Jahren mit ihren sportlichen Erfolgen, sei es bei Laufveranstaltungen, Triathlon-Wettbewerben oder Radrennen für Aufsehen. Trotz ihres jungen Alters hat das Geschwisterpaar schon viel erlebt. Und in der Zukunft noch einiges vor.

Kribbeln in den Beinen

„Manchmal muss man uns aber auch ein bisschen bremsen“, sagt Maja Betz lächelnd und denkt dabei nur wenige Wochen zurück. An jenem Wochenende Anfang Juli stand für die 21-Jährige die erste bayerische Meisterschaft im Trail-Running in Veitshöchheim auf dem Programm. 30 Kilometer und 720 Höhenmeter waren zu absolvieren. Eine große Herausforderung, die man im Normalfall ausgeruht angeht. So hatten Majas Teamkolleginnen vom SC Ostheim auch auf den Bad Neustädter Stadtlauf am Vortag verzichtet. „Bei mir hat es allerdings in den Beinen gekribbelt und ich wollte unbedingt laufen.“ Ohne große Ambitionen ins 9,1 Kilometer lange Rennen gegangen, stand am Ende sogar der zweite Gesamtsieg in Bad Neustadt zu Buche. Und einen Tag später dann auch der bayerische Meistertitel in der Mannschaftswertung in Veitshöchheim.

„Der Sport gehört eben einfach zu unserem Leben dazu“, ergänzt die knapp drei Jahre ältere Svenja Betz, die seit dieser Saison mit ihrem Team RSG Placeworkers in der Radsport-Bundesliga der Frauen an den Start geht und dort schon erste gute Platzierungen eingefahren hat. Ihre ersten Wettkämpfe haben die Nordheimer Schwestern schon im Vorschulalter beim Rhön-Grabfeld-Cup (RGC) absolviert. „Ich kann mich noch gut an meinen ersten Lauf in Mühlfeld erinnern, als ich sofort gewonnen habe und es für alle Teilnehmer kleine Kuscheltiere gab“, sagt Maja. Schon damals war ihr großer Ehrgeiz zu erkennen. „In den nächsten Rennen gab es eine Läuferin aus Meiningen, die zunächst schneller war als ich, was mich natürlich gewurmt hat. Irgendwann war ich dann aber wieder vorne und sie ist danach nicht mehr zu den Läufen gekommen.“ Bei Sybille Martin in Hausen gestartet, ging es für Maja schnell weiter zum SC Ostheim, bei dem Eberhard Helm ihr großer Förder wurde.

Motor in den Oberschenkeln

Auch Svenja begann zunächst mit dem Laufen, spielte später aber auch Fußball in der Frauenmannschaft des TSV Nordheim und bestritt parallel dazu viele Wettkämpfe zusammen mit ihrer Schwester. „Natürlich gab es, vor allem in der Pubertät, auch manchmal ein paar Reibereien. Wir haben uns aber eigentlich immer ganz gut verstanden, viel zusammen trainiert und uns gegenseitig unterstützt“, beschreibt Svenja das schwesterliche Verhältnis und erinnert sich an eine lustige Anekdote. „Wir waren einmal zu einer Trainingsfahrt mit dem Rennrad unterwegs, als wir an einem Anstieg relativ locker an einer Frau vorbeigefahren sind. Die schaute uns nur erstaunt an und fragte, wo denn unsere Motoren sind. Wir mussten beide lachen und haben geantwortet, die sind in unseren Oberschenkeln sind.“ Da beide mittlerweile ihren Lebensmittelpunkt von Nordheim hin zu ihren Studienorten verlagert haben, sind die gemeinsamen Aktivitäten rar geworden. „Wenn man sich dann aber wieder einmal sieht, schätzt man die gemeinsame Zeit umso mehr“, sagt Maja.

Mit dem Rad über die Alpen

Während Maja im thüringischen Jena Sportwissenschaften studiert und viele Wettkämpfe in der dortigen Umgebung bestreitet, hat es Svenja ins westfälische Münster verschlagen, wo sie Sport und Biologie auf Lehramt studiert. Wenig verwunderlich, dass sie ausgerechnet in der langjährigen Fahrradhauptstadt Deutschlands das Rennradfahren für sich entdeckt hat. „Mit Beginn des Studiums habe ich das Fußballspielen aufgegeben und viele neue Sportarten kennengelernt. Nachdem ich dann über die Hochschule einen Exkursionsplatz für eine Alpenüberquerung bekommen hatte, habe ich mir ein Rennrad gekauft und diese Herausforderung gemeinsam mit 17 anderen Studenten in Angriff genommen“, sagt Svenja. Die Tour von Genf nach Nizza, bei der unter anderem auch der von der Tour de France bekannte 2645 Meter hohe Col du Galibier überquert wurde, sei „atemberaubend und eine Grenzerfahrung gewesen“, schwärmt sie. Ihre Leidenschaft für das Rennradfahren war nun endgültig entfacht und es folgten schnell die ersten Straßenrennen.

Rasanter Aufstieg

Während ihres Ausland-Semesters in Norwegen kam Svenja im Oktober 2018 extra für die deutsche Hochschulmeisterschaft im Rennradfahren zurück nach Deutschland und landete für sie völlig überraschend am Ende ihrer ersten Saison im Radsportzirkus auf dem zweiten Platz. Von da an ging es steil bergauf. Das Team RSG Placeworkers wurde auf sie aufmerksam, im März 2019 bestritt sie ihr erstes Bundesliga-Rennen und als bisheriger Höhepunkt folgte Platz acht bei der deutschen Meisterschaft Anfang Juli auf dem Sachsenring. Kurz danach stand bereits die nächste Premiere an. Bei der „Tour de Feminin“ in Tschechien absolvierte Svenja Betz erstmals eine mehrtägige Rundfahrt. „Das war noch einmal eine ganz neue Erfahrung und natürlich auch eine völlig andere Belastung“, sagt Svenja, die in vier Tagen 400 Kilometer und über 5000 Höhenmeter bewältigen musste. Der Höhepunkt ihrer ersten Saison soll dann im letzten Bundesliga-Rennen in Sebnitz folgen. „Das ist ein sehr anspruchsvolles und bergiges Rennen, das zudem auch noch einige Kopfsteinpflasterpassagen hat. Da will ich schon gerne vorne dabei sein“, rechnet sich Svenja, die ihre Stärken am Berg sieht, einiges aus.

Zu klein für das Rennrad

Von ihrer Erfahrung auf dem Rennrad profitiert auch die knapp drei Jahre jüngere Maja, die ihren Fokus mittlerweile auf den Triathlon gelegt hat und auch schon mal auf der Zeitfahrmaschine ihrer Schwester Platz genommen hat. „Ein Aero- oder Zeitfahrrad fehlt mir noch. Das wird dann aber die nächste Anschaffung. Aufgrund meiner kleinen Körpergröße ist es aber relativ schwierig, ein passendes Rad zu finden. Selbst das kleinste Rad ist für mich immer noch zu groß“, nimmt sie es mit Humor. Trotz dieses materiellen Nachteils feierte sie in dieser Saison bereits zahlreiche Erfolge. Im Duathlon, ohne die Disziplin Schwimmen, wurde sie im Mai in Jena deutsche Hochschulmeisterin. „Dennoch habe ich noch viel Potenzial, sowohl beim Material als auch in den einzelnen Triathlon-Disziplinen. Vor allem im Schwimmen gibt es noch viel Luft nach oben“, zeigt sich Maja ehrgeizig. Nachdem sie bisher nur auf der olympischen Distanz Wettkämpfe bestritt, soll im nächsten Jahr eventuell auch der Sprung auf die Mitteldistanz folgen.

Neben dem Training und all den sportlichen Wettkämpfen soll natürlich auch das Studium nicht leiden, das betonen beide. „Im Studium habe ich auch sehr viele Praxisstunden, was sich gut mit dem Training verbinden lässt“, erzählt Maja. „Eine große Hilfe ist uns auch die Unterstützung unserer Eltern, die bei fast allen Wettkämpfen dabei sind und uns auch finanziell unter die Arme greifen“, zeigen sich die Schwestern dankbar. „Und wenn einmal keiner von beiden dabei sein kann, dann gibt es vor dem Start immer eine kleine Nachricht von unserer Mutter. Das ist sozusagen unser Glücksbringer.“

Erstes Profiangebot

Ein Ausblick in die Zukunft fällt Maja und Svenja momentan noch etwas schwer. Das vordringlichste Ziel sei es, erst einmal das Studium zu Ende zu bringen. „Es gab bei mir zwar bereits ein Profiangebot, allerdings möchte ich mich nicht komplett auf eine Seite schlagen“, sagt Svenja. Daher wird sie sich erst einmal an der Uni informieren, wie Studium und Leistungssport zu vereinbaren sind. „Die Verdienstmöglichkeiten bei den Frauen im Radsport sind nämlich auf keinen Fall mit denen der Männer vergleichbar“, erklärt die 23-Jährige. Einen gemeinsamen Traum haben die beiden dann aber doch noch. „Zusammen einmal die Alpen mit dem Rad zu überqueren, das wäre schon cool. Vielleicht sind ja unsere Eltern dann auch auf dem Motorrad oder mit dem Auto als Begleitung dabei“, sieht man das Funkeln in den Augen der beiden Schwestern, für die Familie und Sport die wichtigsten Dinge im Leben sind.

 
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