
Seit der Saison 2022/23 erlaubt der Bayerische Fußball-Verband (BFV), dass auch Frauen in Männermannschaften spielberechtigt sind. Im Bezirk Unterfranken nehmen aktuell knapp 20 Spielerinnen dieses Sonderspielrecht in Anspruch. Neben Chiara-Sophie Matthes, die im August 2022 im Trikot des B-Klassisten SG Burglauer II/Reichenbach III/Windheim II als erste Frau Bayerns im Punktspielbetrieb bei den Herren ein Tor erzielte, mischt auch Tanja Heckenlauer (31) bei den Männern mit. Ihr gelang am letzten Spieltag der Treffer zum 7:0 beim 8:0-Sieg der SG Ginolfs II/Weisbach II/Unterweißenbrunn II/Frankenheim I gegen die SG Irmelshausen/Herbstadt II in der A-Klasse Rhön 3.
Unterfränkische Meisterin mit den Frauen des VfR Stadt Bischofsheim
"Tanja wurde von Beginn an von uns allen akzeptiert und es gab auch keinerlei Anpassungsschwierigkeiten", sagt ihr Coach Rüdiger Arnold. "Sie ist trainingsbesessen, lässt kaum eine Übungseinheit aus, will immer noch dazulernen und legt großen Wert auf Kameradschaft." Weiterhin schätzt Arnold Heckenlauers Zweikampfstärke und ihre Vielseitigkeit. "Sie kann man im Offensivbereich auf allen Positionen einsetzen."
Ihre ersten Erfahrungen im Frauenfußball sammelte Tanja Heckenlauer bei der SG Gabolshausen/Untereßfeld. Anschließend wechselte sie zum ASV Eyershausen und gehörte dort im Spieljahr 2007 mit 15 Jahren zur Meistermannschaft in der damaligen "Zweiten Wilden Liga". In der Saison 2012/2013 schloss sie sich dann dem Landesligisten VfR Stadt Bischofsheim an. Dort spielte sie zehn Jahre lang und konnte mit den VfR-Frauen 2015 den unterfränkischen Pokalsieg feiern, wobei sie im Finale gegen den FC Hopferstadt den letzten Elfer zum 4:3-Sieg nach Elfmeterschießen verwandelte.
In der Saison 2022/2023 wechselte sie nach Hessen und wurde mit dem TSV Pilgerzell Vizemeister in der Hessenliga, anschließend kehrte sie nach Bischofsheim zurück. Dort war die Frauenmannschaft mittlerweile allerdings vom Spielbetrieb abgemeldet worden und so verstärkt sie seitdem das Männerteam der SG Ginolfs. In der vergangene Saison kam sie in der B-Klasse auf 16 Einsätze, erzielte dabei drei Treffer und stieg am Ende mit ihrem Team in die A-Klasse auf.
Beim Duschen lassen die Männer Tanja Heckenlauer den Vortritt
"Ich hatte damals auch Angebote von anderen Frauenmannschaften, doch ich wollte einfach mal etwas anderes ausprobieren", erklärt Heckenlauer. Bei den Männern sei sie von Anfang an super aufgenommen worden. "Da gab es überhaupt keine Anpassungsprobleme, geschweige denn Berührungsängste. Bei Punktspielen ziehe ich mich mit den Jungs in der Kabine um, beim Duschen müssen sie dann halt fünf Minuten warten, aber das ist alles kein Problem."
Auf dem Spielfeld sei der Unterschied zwischen Frauen- und Männerfußball allerdings schon gravierend. "Bei den Männern ist das Spiel wesentlich schneller und vor allen Dingen körperbetonter. Bislang konnte ich jedoch ganz gut mithalten, auch wenn das Leistungsniveau in der A-Klasse im Vergleich zur B-Klasse noch einmal deutlich höher ist."

Zu ihren Stärken zählt die Busfahrerin in erster Linie ihren unbändigen Ehrgeiz ("Ich will jedes Spiel gewinnen") und ihre technischen Fähigkeiten im Umgang mit dem Leder. "Ich kann mit dem Ball schon ganz gut umgehen, spiele am liebsten auf der Zehnerposition und gehe auch keinem Kopfball-Duell aus dem Weg. Aktionen mit dem linken Fuß sind allerdings noch verbesserungswürdig", sagt Heckenlauer.
In den saisonübergreifend 19 Spielen im Männerbereich habe die 31-Jährige bisher noch keine blöden Sprüche wahrgenommen, weder auf noch neben dem Platz. "Einige haben mich sogar für meine Leistung gelobt, das war schon außergewöhnlich." Ihre sportliche Zukunft sieht Heckenlauer vorrangig bei ihrem jetzigen Verein. Falls es die Statuten und die Gesundheit zulassen, würde sie gerne auch ein Zweitspielrecht bei ihrem Ex-Verein TSV Pilgerzell in Anspruch nehmen, um auch im Frauenbereich noch einmal auf höchstem Niveau spielen zu können.