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Handball
Bei zu wenigen Schiedsrichtern droht Punktabzug: Bayerns Handball geht den hessischen Weg und will denselben Effekt
Beim Verbandstag in Bad Brückenau benennt Präsident Georg Clarke den weiblichen Bereich als weiteres Problemfeld. Nachholbedarf hat dabei der Verband selbst.
In Bayern gibt es zu wenige Handball-Schiedsrichter (Symbolbild). Um der Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Bayerische Handball-Verband (BHV) seine Spielordnung geändert.
Foto: Andreas Gora, dpa | In Bayern gibt es zu wenige Handball-Schiedsrichter (Symbolbild). Um der Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Bayerische Handball-Verband (BHV) seine Spielordnung geändert.
Daniel Rathgeber
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:06 Uhr

Der Bayerische Handball-Verband (BHV) verstärkt den Kampf gegen den Schiedsrichtermangel. Beim Verbandstag in Bad Brückenau beschlossen die Delegierten am Samstag eine Änderung der Spielordnung, die mit Beginn der kommenden Saison in Kraft tritt. Vereinen, die zu wenige Schiedsrichtereinsätze zu verzeichnen haben, droht künftig Punktabzug. Bislang sanktioniert der Verband das nur mit Geldstrafen. "Mit ihnen haben wir nichts bewegt. Ein Hundert-Euro-Schein pfeift uns kein Spiel", sagte BHV-Präsident Georg Clarke.

Künftig droht der im Verbandsgebiet am höchsten spielenden Erwachsenen-Mannschaft eines Vereins zusätzlich der Abzug von zwei Punkten, wenn "in drei aufeinanderfolgenden Spieljahren jeweils mehr als 30 Prozent der möglichen Minderspiele bei einem Verein vorliegen", heißt es in der beschlossenen Ergänzung der Spielordnung.

"Ein Hundert-Euro-Schein pfeift uns kein Spiel."
Georg Clarke, BHV-Präsident

Für jedes weitere Spieljahr ohne Unterbrechung, in der die Vorgaben unerfüllt bleiben, werden weitere zwei Punkte abgezogen, maximal möglich sind acht Punkte Abzug. Die Zählung beginnt mit der Saison 2023/24. Minderspiele existieren dann, wenn die nach einem vorgegebenen Schlüssel berechnete Schiedsrichter-Sollzahl eines Klubs höher ist als die Ist-Zahl.

In Hessen hat die Androhung von Punktabzügen den gewünschten Effekt erzielt

Der BHV stellt sich vor, dass diese neue Eskalationsmöglichkeit die Vereine anspornt, mehr Schiedsrichter auszubilden und fortzubilden. Clarke hofft, dass die beschlossene Reform in Bayern ähnlich wirksam sein wird wie in Hessen, wo die Regelung so seit einigen Jahren gilt: "Innerhalb kürzester Zeit haben die Hessen die Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls um 50 Prozent reduziert."

Georg Clarke (im Bild) ist auf dem Verbandstag in Bad Brückenau als Präsident des Bayerischen Handball-Verbands bestätigt worden.
Foto: Daniel Rathgeber | Georg Clarke (im Bild) ist auf dem Verbandstag in Bad Brückenau als Präsident des Bayerischen Handball-Verbands bestätigt worden.

Die größten Sorgen in dieser Hinsicht machten dem Verband "die großen Vereine, die auch noch höherklassig spielen". Clarke appellierte: "Lasst uns diesen Weg über den Punktabzug mal bestreiten. Wir werden sehr genau im Auge haben, wenn wir dabei treffen." Er reagierte damit auf die von einem Delegierten geäußerte Befürchtung, dass sich die Reform vor allem auf kleine Vereine negativ auswirken könne, falls ihnen Schiedsrichter abgeworben werden. "Den kleinen Verein werden wir schützen müssen, auch in diesem Bereich", versprach Clarke.

Bei den Juniorinnen sollen die Altersklassen verändert werden

Neben dem Schiedsrichterwesen benannte der Bad Tölzer die Entwicklung im Bereich der Frauen und Juniorinnen als problematisch. Dort gebe es – im Handball wie bei vielen anderen Mannschaftssportarten – weiterhin stark rückläufige Zahlen. Auf Bundesebene stehe eine Änderung der Struktur der Altersklassen an, die für eine Stabilisierung der Zahlen sorgen soll. "Das bedeutet noch keine Verbesserung, aber Stabilität bedeutet zumindest keine Verschlechterung", so Clarke.

Der Plan sieht vor, dass bei den Juniorinnen die Altersklassen um ein Jahr nach unten verschoben werden. Eine Evaluierung habe gezeigt, dass aktuell ohnehin schon 70 Prozent aller 18-Jährigen bei den Frauen spielen. Dass es damit nicht getan sein wird, sei er sich bewusst, sagte Clarke: "Das Image des Frauensports in Deutschland muss auf eine deutlich andere Ebene gehoben werden."

Als Zukunftsthemen benennt BHV-Präsident Clarke Nachhaltigkeit, Safe Sport und Diversität

Als Zukunftsthemen für die dreijährige Legislaturperiode benannte Clarke die Themenkomplexe Nachhaltigkeit, Safe Sport und Diversität. Der Sport müsse weiblicher werden, sagte Clarke. Dass im kurz darauf neu gewählten siebenköpfigen Präsidium des Bayerischen Handball-Verbands sieben Männer sitzen, "passt gar nicht zusammen", räumte er ein. 

"Es gibt nichts zu beschönigen, dass wir beim Thema Diversität, was Weiblichkeit anbelangt, Nachholbedarf haben, was das Präsidium betrifft", sagte Clarke. Die neue Gleichstellungsbeauftragte Cordula Raß, Vorsitzende des Bezirks Ostbayern, soll dafür sorgen, dass Gremien zukünftig mit mehr Frauen besetzt werden, versprach Clarke. Und stellte für den nächsten Verbandstag in drei Jahren eine Quotenregelung in Aussicht. Dann soll ein Teil der Posten im Präsidium von Frauen und von unter 34-Jährigen besetzt werden.

Matthias Obinger wird als Vizepräsident Bildung wiedergewählt

Bei den Neuwahlen des Präsidiums wurden Präsident Georg Clarke sowie die Vizepräsidenten Peter Kastenmeier (Recht), Matthias Obinger (Bildung), Klaus-Dieter Sahrmann (Finanzen), Felix Rockenmayer-Albert (Jugend und Mitgliederentwicklung) sowie Ben Schulze (Leistungssport) in ihren Ämtern bestätigt. Daniel Bauer übernimmt den zuletzt vakanten Posten als Vizepräsident Verbandsentwicklung. Bei der Wahl zum Nachfolger der im Dezember gestorbenen und posthum mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichneten Ingrid Schuhbauer als Vizepräsident Spielbetrieb setzte sich Andreas Hesselmann gegen Paul Bark durch.

 
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