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HANDBALL
Gibt es bald nicht genug Handball-Schiedsrichter zum Besetzen der Spiele?
Führende Schiedsrichter im Bezirk Unterfranken schlagen Alarm. Doch der Verband könnte auf den Mangel reagieren. Sogar in Form von Punktabzügen für manche Vereine.
Wolfgang Benzinger, Schiedsrichterwart im Bezirk Unterfranken, fordert, dass sich die Handball-Vereine mehr um die Gewinnung von Unparteiischen bemühen.
Foto: Matthias Lewin | Wolfgang Benzinger, Schiedsrichterwart im Bezirk Unterfranken, fordert, dass sich die Handball-Vereine mehr um die Gewinnung von Unparteiischen bemühen.
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:06 Uhr

Können bald nicht mehr alle Spiele im Handball-Bezirk Unterfranken mit neutralen Unparteiischen besetzt werden? Diese Befürchtung äußert jedenfalls Reinhard Sachse, der Schiedsrichter-Lehrwart im Handball-Bezirk ist, in einem Schreiben an diese Redaktion.

100 Unparteiische für 1400 Spiele im Bezirk

Dabei wirkt die schiere Anzahl an unterfränkischen Handball-Schiedsrichtern gar nicht einmal so klein. "Mit etwa 100 Schiedsrichtern jährlich 1400 Spiele im Bezirk zu besetzen, das hört sich machbar an", gibt Sachse zu. Doch der Teufel stecke im Detail: Nicht nur, weil es unter den genannten 100 auch welche gebe, die in der Praxis eher selten zur Pfeife griffen und andere dagegen ein größeres Pensum bewältigen müssten.

"Das Problem liegt auch beim Bayerischen Handball-Verband, weil immer mehr in den Kaderbereich aufrücken und für Spiele im Bezirk nicht mehr zur Verfügung stehen", erklärt Bezirks-Schiedsrichterwart Wolfgang Benzinger aus Westheim bei Knetzgau (Lkr. Haßberge). Sprich: Wenn ein unterfränkisches Gespann ein Landes- oder Bayernliga-Spiel im Süden des Freistaats leiten muss, kann es zu selben Zeit natürlich nicht im Bezirk pfeifen.

Gestiegene Anforderungen

Dazu kommen gestiegene Anforderungen, weil der Sport in den letzten Jahrzehnten immer schneller geworden ist. "Es ist vom Tempo her eigentlich nicht möglich, ein höherklassiges Jugendspiel mit einem Einzel-Schiedsrichter zu pfeifen", gibt Sachse zu.

Aber genau das könne blühen, wenn die Zahl der Referees nicht steige: "Der Neulingslehrgang 2023 droht jetzt aufgrund zu weniger Anmeldungen zu platzen", so der Lehrwart in seinem Schreiben, der Interessierte für Mittwoch, 29. März, zu einer digitalen Informationsveranstaltung in Sachen Schiedsrichterausbildung einlädt.

"Es ist noch nicht so schlimm wie in anderen Bezirken, aber ich erkenne die Tendenz und will vorbeugen", so der Veitshöchheimer Sachse, der sich wünscht, dass die Vereine mehr für die Schiedsrichter-Gewinnung in ihren eigenen Reihen täten. "Alle verstehen den Hilferuf, aber kaum einer ist bereit, wirklich etwas zu tun", meint Schiedsrichterwart Benzinger, der früher selbst Spiele in der Zweiten Bundesliga geleitet hat.

Wie viele Schiedsrichter ein Verein stellen muss, ergibt sich aus der Anzahl der im Spielbetrieb befindlichen Mannschaften. "Vor allem Vereine im Bezirk, die viele Schiedsrichter-Einsätze verursachen, erfüllen oft ihr Soll nicht", sagt Reinhard Sachse. Und seien lieber bereit, Ausfallgebühren an den Verband zu überweisen, weil sie zu wenige Schiedsrichters stellen.

Lisa Wenzke (links) und Sabrina Kleinhenz aus Salz und Bad Kissingen sind ein unterfränkisches Schiedsrichtergespann, das in der Dritten Liga im Einsatz ist.
Foto: Tanja Eikerlin, xklicks.com | Lisa Wenzke (links) und Sabrina Kleinhenz aus Salz und Bad Kissingen sind ein unterfränkisches Schiedsrichtergespann, das in der Dritten Liga im Einsatz ist.

Lehrwart Sachse wünscht sich, dass sich mehr Handballer und Handballerinnen nach Ende ihrer aktiven Karriere ausbilden lassen, damit sie anschließend Spiele leiten könnten, weil bei ihnen schon ein gutes Grundverständnis für den Sport vorhanden sei.

Darüber hinaus gehe es darum, ältere Unparteiische bei der Stange zu halten. "Wir machen es im Bezirk schon so, dass wir die körperlichen Anforderungen für ältere Schiedsrichter herunterschrauben. Wir sind doch um jeden froh, der eine Pfeife in die Hand nimmt", erklärt Benzinger. Die Älteren würden vielleicht nicht so schnell laufen wie die Jungen, verfügten aber über langjährige Erfahrung in der Bewertung von Spielsituationen sowie im Konfliktmanagement.

Die Verbandsführung beschäftigt sich mit dem Schiedsrichtermangel

Der Schiedsrichtermangel ist freilich kein Phänomen, das auf Unterfranken beschränkt ist. Ende März wird sich der Bayerische Handball-Verband (BHV) damit beschäftigen: "Das wird Thema bei der nächsten Sitzung des erweiterten BHV-Präsidiums sein. Da wird man über Möglichkeiten sprechen, wie man dem begegnen kann", sagt Bezirksvorsitzender Klaus Sieß.

Möglichkeiten seien etwa die Erhöhungen der Ausfallgebühren oder sogar gestaffelte Punktabzüge, die dann die ersten Männer-Mannschaften betreffen könnten. Eine solche Sanktion gibt es zum Beispiel in Hessen bereits. Der BHV-Verbandstag am 16. und 17. Juli in Bad Brückenau könnte dann eine solche Regelung auch für Bayern offiziell beschließen.

 
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