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Tischtennis: Bundesliga
Bad Königshofen bejubelt nach dem nächsten Tischtennis-Krimi den Klassenerhalt
Nach dem 3:2 gegen Saarbrücken wächst der TSV Bad Königshofen auch gegen Neu-Um über sich hinaus. Warum das TSV-Doppel eigentlich keine Chance hat und dennoch gewinnt.
Angeführt vom starken Kilian Ort (im Bild) ringt der TSV Bad Königshofen auch den TTC Neu-Ulm mit 3:2 nieder und macht dadurch den Klassenerhalt perfekt.
Foto: Rudi Dümpert | Angeführt vom starken Kilian Ort (im Bild) ringt der TSV Bad Königshofen auch den TTC Neu-Ulm mit 3:2 nieder und macht dadurch den Klassenerhalt perfekt.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 21.02.2022 02:27 Uhr

Es war ein wahrlich epischer Kampf in der Tischtennis-Bundesliga zwischen dem TSV Bad Königshofen und dem TTC Neu-Ulm, in dem es um so viel und ging. Eine Nervenschlacht über dreieinhalb Stunden, nichts für Herzkranke - mit dem besseren Ende für Bad Königshofen. Die Grabfelder waren so nah dran und auf einmal doch gefühlt weit weg im Duell des Achten gegen den Siebten. Es lief wie geschmiert und sah den Gastgeber nach fast drei Stunden schon mal als Sieger bereit zum Platztausch.

Filip Zeljko hatte den Russen Vladimir Sidorenko in fünf Sätzen nieder gerungen. Und so sehnte die Fan-Seele bei der bombastischen Form von Kilian Ort dessen sechsten Einzelsieg hintereinander herbei. Es ging ja "nur" gegen den für Tiago Apolonia eingesprungenen Ersatzmann Ioannis Sgouropoulos, amtierender U21-Europameister aus Griechenland. Doch gegen den hatte er sich in der Vergangenheit mehr als ein Mal die Zähne ausbissen. Ort unterlag in einer von der Taktik geprägten Ermüdungsschlacht in fünf Sätzen, so dass Zeljko/Grebnev gegen die amtierenden Doppel-Europameister aus Russland Katsman/Sidorenko die Kastanien aus dem Feuer holen – und eigentlich keine Chance haben sollten. Doch genau die nutzten sie.

Kilian Ort übernimmt Verantwortung und holt die Führung

Womit der TSV sein Punktekonto (18:18) ausgeglichen hat, den Klassenerhalt in trockenen Tüchern und getrost und unaufgeregt die Play-offs ins Visier nehmen kann. Bastian Steger war vom Corona-Rehabilitierten zum coachenden "Ersatzmann" aufgestiegen, und Kilian Ort übernahm Verantwortung an Position eins – nachvollziehbar bei seiner aktuellen Glanzform. Den russischen Linkshänder Lev Katsman zermürbte er in vier Sätzen. Nach der Verschnaufpause (5:11) im dritten Satz, dem ersten seit langem verlorenen, machte er im vierten mit 11:3 die 1:0-Führung für sein Team perfekt.

Dann bekam es Maksim Grebnev mit dem Neu-Ulmer Tiago Apolonia, 13:6-Bilanz und ehemaliger Team-Europameister aus Portugal, zu tun. 2:0 führte er bereits nach Sätzen, drauf und dran, vorzeitig den Eckpfeiler für den vierten TSV-Sieg in Serie zu setzen. Im zweiten Satz berauschte sich "Maxi" vor lauter Spielfreude gleich zwei Mal hintereinander mit um den Rücken herum geschlagenen, erfolgreichen Bällen. Um, wer weiß, für seinen jugendlichen Übermut noch Lehrgeld zahlen zu müssen. Oder war es das Wechsel-Syndrom? Er spielte gegen seinen zukünftigen Verein. 6:11, 6:11, 3:11 verlor er die Sätze drei bis fünf und das Spiel – 1:1 zur Pause. Wer Schräges vermutete, wurde im Schlussdoppel eines Besseren belehrt.

Filip Zeljko sammelt schlagkräftige Argumente für eine Vertragsverlängerung

Sollte Filip Zeljko etwa zum Matchwinner mutieren, der nicht gerade von großer Nervenstärke getragen wird, zuletzt aber einige Male positiv überraschte? Sein Fight im Dreier-Einzel gegen Sidorenko war durch und durch Aufschlag-orientiert, mit kurzen Ballwechseln, von der Taktik geprägt, von der keiner abweichen wollte. Der Kroate, der gern auch ein achtes Jahr für den TSV spielen möchte, lieferte fürwahr schlagkräftige Argumente. Die knappen Sätze eins und drei verlor er, die anderen drei gewann er deutlich und belohnte sich für seine tolle Entwicklung mit seinem fünften Saisonsieg.

Jetzt kam es also, dieses ominöse Spiel des Kilian Ort gegen Sgouropoulos, dessen Einwechslung dem Vernehmen nach der lädierten Schulter von Apolonia geschuldet war, der schließlich sein Einzel gewonnen hatte. Vielleicht lag es aber auch an der Vorgeschichte mit den Duellen von Ort mit dem Griechen. Es war letztendlich ein schweres Stück Arbeit für beide, ein Nervenspiel nicht nur im dritten Satz (17:15). Nichts für Ästheten, sondern eine taktische Abnutzungsschlacht, dem besseren Start (2:1 Sätze) von Ort und dem besseren Ende (3:2) für den Griechen. Wohl dem, der so einen Ersatzmann aus dem Ärmel zaubern kann.

Also musste die Königshöfer Kombination Zeljko/Grebnev ins finale Doppel gegen die frisch gebackenen Europameister Sidorenko/Katsman. Sie hatten erst ein Mal zusammen ein TTBL-Doppel bestritten, und nun gegen diese zwei jungen Russen, die sich seit ewig kennen und bestens eingespielt sind. Und doch schafften sie mit der tosenden Unterstützung des Publikums die Sensation und rockten die Shakehands-Arena.

Die Statistik des Spiels

Tischtennis: Bundesliga
TSV Bad Königshofen - TTC Neu-Ulm 3:2
Kilian Ort – Lev Katsman 3:1 (11:9, 11:5, 5:11, 11:3)
Maksim Grebnev – Tiago Apolonia 2:3 (11:9, 11:5, 6:11, 6:11, 3:11)
Filip Zeljko – Vladimir Sidorenko 3:2 (9:11, 11:7, 9:11, 11:7, 11:8)
Ort – Ioannis Sgouropoulos 2:3 (5:11, 17:15, 11:8, 9:11, 6:11)
Grebnev/Zeljko - Sidorenko/Katsman 3:1 (11:7, 13:15, 11:7, 11:9)
Zuschauer: 201.

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  • M. S.
    ...nicht nur Vladimir Sidorenko entpuppte sich als schlechter Verlierer auch von Tiago Apolonia hätte ich anderes erwartet. Erst wurde er vor dem Spiel für den Tischtennis-Talk nach Spielende angekündigt nur um dann nach der Niederlage vorzuziehen dem fernzubleiben.
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  • M. S.
    Zitat: "...sollte Filip Zeljko etwa zum Matchwinner mutieren, der nicht gerade von großer Nervenstärke getragen wird, zuletzt aber einige Male positiv überraschte? "

    Filip Zeljko ist absolut bundesligatauglich! Vielleicht nicht an Position 1 bei Borussia Düsseldorf, aber an Position 3 oder 4 ist er für jede Mannschaft eine Bereicherung! Vergessen darf man auch nicht, dass Filip Zeljiko meiner Meinung nach noch Entwicklungspotential hat und er eine gute Saison gespielt hat mit Niederlagen gegen starke Gegner. Vor allem aber ist auf ihn Verlass! Er spielt seit vielen Jahren in Königshofen, es ist unvorstellbar, dass ihm z.B. auf Heimatbesuch einfällt nicht mehr nach Bad Königshofen zurückkehren zu wollen o.ä.
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  • M. S.
    Leider fehlen mir ein, zwei Sätze über das unsportliche und arrogante Verhalten des Vladimir Sidorenko!

    Zitat: "...so dass Zeljko/Grebnev gegen die amtierenden Doppel-Europameister aus Russland Katsman/Sidorenko die Kastanien aus dem Feuer holen – und eigentlich keine Chance haben sollten. Doch genau die nutzten sie."

    "Also musste die Königshöfer Kombination Zeljko/Grebnev ins finale Doppel gegen die frisch gebackenen Europameister Sidorenko/Katsman."

    Sorry, diese Behauptung ist in ihrer Aussage und der Schlussfolgerung schlicht komplett falsch! Europameister im Doppel sind Katsmann und Grebnew (nicht Sidorenko). Sprich in jeder Mannschaft stand ein Teil der Europameister. Und den anderen Teil im Doppel bildeten die nahezu ähnlich starken Zeljiko und Sidorenko.

    Von Kilian Ort war ich heute etwas enttäuscht, aber es sah wirklich so aus als hätte ihm der Gegner absolut nicht gelegen.

    Ich hoffe wirklich, dass dieser Artikel so nicht im Sportteil erscheint!
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