Das Leben von Philipp Schebler und René Redelberger, den beiden Vorständen des SV Birkenfeld, steht seit einer Woche Kopf. "Ich benötige vier Handy-Akkus pro Tag", erklärt der 40-jährige Redelberger grinsend. Am vergangenen Mittwoch bescherte das Los den Fußballern seines Vereins in der ersten Hauptrunde des BFV-Toto-Pokal einen Kracher: Die Drittliga-Mannschaft des TSV 1860 München wird an diesem Mittwoch, 18 Uhr, auf dem Sportplatz der knapp 2200 Einwohner zählenden Gemeinde auf der Fränkischen Platte antreten.
"Wir hatten am Montag vor der Auslosung eine Vorstandschaftssitzung und haben vorsorglich bereits ein paar Verantwortlichkeiten geklärt", erläutert Schebler, der gemeinsam mit Redelberger seit Anfang Juli den Verein führt.
Eines ist klar: Die Organisation dieses in der Vereinsgeschichte wohl einmaligen Spiels ist nicht nur aufgrund der Kürze der Vorlaufzeit, sondern auch wegen der Corona-Pandemie eine Herkulesaufgabe für den Dorfverein. "Am Mittwochabend nach der Auslosung habe ich mich gefragt, wie wir das alles schaffen sollen. Aber ab Donnerstagmittag habe ich mir gesagt, das packen wir", erinnert sich Redelberger. Die Auslosung hatten die Verantwortlichen gemeinsam im Sportheim des Würzburger Kreispokalsiegers verfolgt.
Perfekte Ergänzung
Nicht nur im Vereinsalltag, sondern auch im Hinblick auf dieses Großereignisses ist von enormem Vorteil, dass sich das Vorstandsduo aufgrund der beruflichen Werdegänge perfekt ergänzt: Schebler, der bereits bei den Stuttgarter und Würzburger Kickers sowie als Manager Vertrieb beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim beschäftigt war, verfügt über zahlreiche Kontakte. "Das macht es natürlich einfacher, weil die Wege dadurch direkt und deutlich kürzer sind", sagt der 31-Jährige. Redelberger als Beschäftigter beim Staatlichen Bauamt und ehemaliger Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofs kann das benötigte Equipment wie Absperrbarken deutlich einfacher organisieren.
Nachdem die Vorstandschaft bereits am Mittwochabend ein Hygienekonzept ausgearbeitet und tags darauf dem Landratsamt vorgelegt hatte, stand am Freitagnachmittag eine Sicherheitsbesprechung mit Polizei, Feuerwehr, Verwaltungsgemeinschaft, Bürgermeister und dem Bayerischem Fußballverband an. Ebenfalls am Freitag erhielt der Verein die Anforderungen und Auflagen seitens des Landratsamts, wobei die zulässige Zuschauerzahl von knapp 950 Personen, verbunden mit weiteren Auflagen, erst am späten Montagnachmittag bekannt wurde.
So viele Helfer wie noch nie
"Am Samstag waren hier so viele Helfer wie wohl noch nie in der Vereinsgeschichte", freuen sich die beiden angesichts der Euphorie und Unterstützung. Rund 50 Helfer seien von morgens bis abends am Sportgelände gewesen, um alles auf Vordermann zu bringen und die Auflagen zu erfüllen. "Mich haben sogar schon Personen angesprochen, die nicht im Verein sind, aber ihre Hilfe angeboten haben", berichtet Redelberger.
Völlig klar war deshalb den Verantwortlichen, dass die begehrten Eintrittskarten zuerst den Mitgliedern angeboten werden sollen. "Wir benötigen unsere Mitglieder das ganze Jahr zum Helfen, da will ich ihnen auch etwas zurückgeben", betont Redelberger. So wurden am Sonntagnachmittag vor dem Heimspiel Stehplatzkarten sowie Achter-Pakete mit Sitzplatzkarten verkauft. "Wir haben Anfragen von Löwen-Fanclubs aus ganz Deutschland, auch die bekommen ein gewisses Kontingent", sagt Schebler.
Schebler spielt selbst mit
Haben die beiden, die sich gemeinsam mit der gesamten Vorstandschaft, dem Trainerteam und dem Mannschaftskapitän für die Löwen als Wunschgegner ausgesprochen hatten, die Entscheidung bereits bereut? "Nein, keinesfalls. Die Vorfreude ist riesig", erklärt Schebler. Er steht am Mittwochabend zudem als Spieler auf dem Feld. "Das Gute ist, dass das Organisatorische bis dahin abgeschlossen ist und ich mich dann voll auf das Spiel konzentrieren kann."
Das Wunschergebnis? "Das Ergebnis soll sich in Grenzen halten", hält dagegen Schebler, nach dessen Informationen die Münchener mit einem großen Kader anreisen wollen, den Ball flach."Dass wir in der zweiten Pokalrunde gegen die Kickers spielen", flachst Redelberger mit einem schelmischen Grinsen.
Über das Spiel des SV Birkenfeld gegen 1860 München berichtet die Main-Post an diesem Mittwoch, 11. August, ab 17 Uhr in einem Liveticker auf mainpost.de