
Am Donnerstagmorgen beginnt für die Leichtathletik in der Region eine neue Zeitrechnung. Dann wird im Sitzungszimmer der Karlstadter Sparkasse ein Vertrag unterzeichnet, der den Beitritt des TV Marktheidenfeld zur Leichtathletikgemeinschaft (LG) Karlstadt-Gambach-Lohr zum 1. Januar 2020 besiegelt. Das heißt: Die beiden namhaftesten Teams dieser Sportart im Landkreis sind künftig unter einem Dach vereint.
Zu viele Buchstaben
Allerdings tauchen die Namen der vier Leichtathletik-Standorte in der veränderten Konstellation dann nicht mehr auf, die Neugründung geht als LG Main-Spessart an den Start. Grund: Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) lässt Teams mit mehr als 30 Buchstaben nicht zu. "Wir waren bisher schon an der Grenze. Marktheidenfeld hat da einfach nicht mehr in den Namen reingepasst", teilte Alfred Maasz, Vorsitzender der LG Karlstadt-Gambach-Lohr, mit.
Leichtathletikgemeinschaften sind Zusammenschlüsse von Athleten verschiedener Vereine, die gemeinsam trainieren und Wettkämpfe bestreiten. Die Mitwirkenden bleiben Mitglieder ihrer Stammvereine. "Das ist so ähnlich wie eine Spielgemeinschaft beim Fußball", sagt Matthias Heuft, der zusammen mit Melanie Marshaus die Leichtathletik-Abteilung beim TV Marktheidenfeld leitet. Der Vorstand einer Leichtathletikgemeinschaft setzt sich aus je einem Vertreter der beteiligten Vereine sowie zwei Vertretern der Aktiven zusammen.

Die Initiative für den Zusammenschluss ging vom TV Marktheidenfeld aus. "Wir wollten die Kräfte bündeln", berichtet Matthias Heuft, der als Trainer erheblichen Anteil am Aufschwung beim TVM hat. Der war zwar in der Vergangenheit durchaus erfolgreich gewesen, wie zum Beispiel durch die Teilnahme des Mehrkämpfers Johannes Hock an der Junioren-Europameisterschaft vor etwa zwei Jahrzehnten. Doch danach kam über Jahre wenig, bis Matthias Heuft eine Nachwuchstrainingsgruppe aufbaute. Deren Sportler wurden von Jahr zu Jahr besser, so ist U-20-Athlet Nick Albrecht regelmäßiger Starter bei deutschen Nachwuchsmeisterschaften. "Wir haben den Vorstoß positiv aufgenommen", sagt Alfred Maasz, dass die Marktheidenfelder mit Wunsch zusammenzuarbeiten, bei ihm offene Türen eingerannt hätten.
Durch den Zusammenschluss erhofft sich Matthias Heuft, dass seine Besten künftig in stärker besetzten Staffeln mitlaufen können. "Ziel ist es, dass wir auf bayerischer Ebene mit den großen Vereinen aus München oder Regensburg mithalten können", so der Realschullehrer.
Sein TV Marktheidenfeld hat dafür einen starken Partner gewonnen: Die LG Karlstadt-Gambach-Lohr ist der unterfränkische Vertreter, der in den vergangenen Jahren am erfolgreichsten im Bezirk war und der sogar Sportler auf die ganz große Leichtathletik-Bühne gebracht hat.

So etwa Fabienne Kohlmann, der ihr Europameistertitel von 2010 in der 4-x-400-Meter-Staffel wegen eines russischen Dopingvergehens erst mit achtjähriger Verspätung zuerkannt wurde. Ferner nahm die Gambacherin an den Olympischen Spielen 2012 und 2016 teil. Ein weiteres Aushängeschild ist Stefan Schmid, der um die Jahrtausendwende zu den besten deutschen Zehnkämpfern zählte und bei Welt- sowie Europameisterschaften und den Olympischen Spielen 2000 Plätze unter den besten Zehn erreichte. Schmid startete seinerzeit noch für die LG Karlstadt. Später kamen dann Gambach und Lohr hinzu. Und nun eben der TV Marktheidenfeld.
Alfred Maasz sieht durch den Zusammenschluss aber nicht nur Vorteile bei der Besetzung der Staffeln. Auch durch gemeinsame Anreise zu Wettkämpfen könnten Synergien entstehen. Und zusammen könnten die Erfordernisse einer Sportart wie Leichtathletik, bei der im Training und bei der Organisation erheblicher Aufwand betrieben werden muss, besser bewältigt werden, meinte der LG-Vorsitzende.