Sie hatten sich eine anfangs wirkungsvolle Taktik zurechtgelegt, engagierten Handball gespielt und in der ersten Hälfte sogar mit fünf Toren Differenz geführt: Gleichwohl kassierten die Spieler von Regionalligist TSV Lohr am Samstagabend in der heimischen Spessarttorhalle eine 18:23-(12:11)-Niederlage gegen den Tabellenzweiten HaSpo Bayreuth.
"Letztlich haben wir zu wenig Zweikämpfe gewonnen", stellte TSV-Trainer Bernd Becker nach dem Abpfiff fest. Und die angesprochenen Zweikämpfe sind gegen einen Kontrahenten wie HaSpo Bayreuth eben ein spielentscheidendes Element. Denn die Oberfranken agierten mit einer extrem offensiven 3:2:1-Deckung, die die Gegner permanent in Zweikampf-Situationen zwingt. Und wer sich da nicht behauptet, der kriegt zwangsläufig Probleme.
Dreimal Schmitt in der Startformation
22 Minuten lang demonstrierten die Hausherren, wie man gegen solch eine Deckung gut zurechtkommt. Sie begannen mit einer Rückraumreihe von eben nicht groß gewachsenen und gleichzeitig beweglichen Akteuren, die auch alle den selben Nachnamen trugen. Lorenz, Maximilian und Jannik Schmitt brachten die Bayreuther Deckung immer wieder in Bewegung und setzten sich schließlich in den entscheidenden Situationen auch durch. Folge war eine Lohrer 12:7-Führung in der 22. Spielminute und die damit verbundene Hoffnung, den Aufstiegsanwärter aus Oberfranken ernsthaft in Verlegenheit bringen zu können.
Doch die Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Denn der Gast ließ in den folgenden 38 Minuten nur noch sechs Gegentreffer zu – und kippte damit das Spiel. Zumal auf Lohrer Seite Passqualität, Wurfeffizienz und Durchsetzungskraft mit fortschreitender Spieldauer nachließen.
"Die erste Hälfte war gut, die zweite dann nicht mehr. Wir haben uns immer wieder auf Gewurstel in Eins-gegen-eins-Situationen eingelassen und unsere Linie verloren", kommentierte Lohrs Rückraumspieler Michael Diehl den Umstand, dass seine Mitspieler und er sich immer wieder in Zweikampf-Situationen verhedderten und so der Spielfluss zunehmend stockte.
Möglicherweise war die verlorene Energie in den Zweikämpfen auch ein Grund dafür, dass nach der Pause zunehmend die Konsequenz im Abschluss fehlte. "Wir verwerfen in der zweiten Hälfte fünf oder sechs freie Bälle. Wenn du sowieso wenige Wurfchancen kriegst, kannst du dir so etwas eigentlich nicht leisten", erklärte TSV-Trainer Becker. Am Ende blieb seine Mannschaft mit einer höchst engagierten Vorstellung in der Deckung mehr als eine Dreiviertelstunde lang dran, musste den Gast dann aber wegziehen lassen. Am Ende siegte HaSpo Bayreuth mit fünf Toren Differenz in einer Partie, die lange Zeit eng gewesen war.
Für die Lohrer ist die Niederlage auf den ersten Blick erst einmal kein Beinbruch, rangieren sie doch auf Platz acht im Tabellenmittelfeld. Da allerdings nun schwere Spiele in Coburg, zuhause gegen Regensburg und in Rothenburg anstehen, ist nicht ausgemacht, dass die Situation dauerhaft so entspannt bleibt. Zumal sich Jannik Schmitt in der zweiten Hälfte eine Knieverletzung zugezogen hatte, die einen längerfristigen Ausfall vermuten lässt.
Handball: Regionalliga Männer 18:23 (12:11).
Lohr: Szabo 1, T. Scheiner (n. e.) – Mill (n. e.), Diehl, M. Schmitt 6, Schwiederik, Röder 3, Popovic, L. Schmitt 2, Becejac, J. Schmitt 3, Walaszczyk, Gerr 2, Zehnter 1.
Bayreuth: Hennig, Braun (n. e.) – Nicola 3, Fröhlich, Reif 3, Schmidt, Brückner, Dittmar, Renford 2/2, Meyer-Siebert 2, Neumann 3, Fischer, Göritz 3, Stiegler 4, Abend 1/1.
Schiedsrichter: Balzer/Schreiner (Gefrees). Zeitstrafen: 5:7. Rot: Göritz (39., Bayreuth, Foulspiel). Siebenmeter: 3/2 – 5/3. Zuschauende: 400.
Spielfilm: 3:0 (5.), 5:1 (10.), 8:3 (15.), 12:7 (22.), 12:13 (32.), 16:16 (47.), 16:19 (52.), 18:20 (57.).