Samstagmorgen, Schulsportanlage des Karlstadter Johann-Schöner-Gymnasiums. An verschiedenen Wettkampfstation rennen, werfen oder springen mehrere Dutzend Kinder und wuseln zwischendrin über den Rasen oder die Tartanbahn. Daneben Trainer oder Trainerinnen, die anfeuern, ebenso wie zahlreiche Eltern auf der steinernen Tribüne. Die LG Main-Spessart richtet ein Sportfest aus, jedoch kein gewöhnliches. Das "aprotec-Kinderleichtathletik-Sportfest" steht unter dem Motto: "Leichtathletik einmal anders".
Ines Dirscherl, eine von fünf Kinder- und Jugendtrainerinnen bzw. -trainern bei der LG Main-Spessart in Karlstadt, erläutert die Intention der Veranstaltung: "Der Deutsche Leichtathletik-Verband will die Kinder in den Disziplinen Werfen, Laufen und Springen kindgerecht fördern und hat deshalb 37 Disziplinen entwickelt." Einige davon haben in ihren Platz beim Karlstadter Sportfest gefunden.
Anders als bei der Erwachsenen-Leichtathletik, die in den allermeisten Fällen als Individual-Sport ausgeübt wird, werden in Karlstadt alle Konkurrenzen ausschließlich als Team-Wettkämpfe ausgetragen. "Ziel ist es, Begeisterung für die Bewegung zu entwickeln. Aber auch, die Kinder spielerisch an leichtathletische Disziplinen heranzuführen", betont Ines Dirscherl, die in ihrem Beruf als Physiotherapeutin häufig mit den Folgen konfrontiert wird, die der Bewegungsmangel bei Menschen hervorruft.
Rund 75 Jungen und Mädchen am Start
Statt beim Kugelstoßen oder bei individuellen Laufwettbewerben messen sich die etwa 75 Jungen und Mädchen aus Karlstadt, Thüngersheim, Burggrumbach und Güntersleben in den vom Verband für sie konzipierten Disziplinen. Zum Beispiel bei verschiedenen Staffelläufen etwa über Bananenkisten hinweg, beim Ein-Bein-Hüpfen oder beim Biathlon, bei dem gelaufen und mit Bällen auf Ziele geworfen wird. Einarmiges Stoßen, Flatterballwurf oder Weitsprung werden für die Kinder der Altersklassen U6, U8 und U10 als Team-Wettbewerbe ausgetragen.
Leichtathletik, in der Sportler und Sportlerinnen ja oft individuell trainieren, soll so zum Gemeinschaftserlebnis werden. Und damit die Attraktivität einer Sportart bei Kindern fördern, die wie viele andere auch mit Nachwuchsmangel zu kämpfen hat.
"Ganz klar, ich will Kinder so für meinen Sport begeistern", sagt Ines Dirscherl. Beim Sportfest in Karlstadt starten die Jungen und Mädchen nicht unter ihrem Vereinsnamen, sondern als "rasende Tiger", "blaue Füchse" oder "Rasenhasen". Bei allem spielerischen Charakter der Veranstaltung hält Ines Dirscherl allerdings nichts davon, bei dem Sportfest auf die Wettbewerbsform zu verzichten. Sie macht klar: "Es gibt kein Kind, das sich nicht in einem Wettkampf messen will."
Für ihren eigenen Verein hat Ines Dirscherl festgestellt, dass sich die Anwendung der neuen Wettkampfformen auszahlt. "Ich finde schon, dass das Konzept Anklang findet und wir Zulauf haben", sagte sie.
Was natürlich der LG Main-Spessart natürlich auch zugutekommt, ist, dass sie ein renommierter Verein ist, der schon Olympia-Teilnehmer wie Stefan Schmid oder Fabienne Kohlmann hervorgebracht hat. Und auch der Umstand, dass sie östlich und nördlich von Karlstadt die einzige Anlaufstelle für Leichtathletik ist. Dass es in Gemünden oder im Bachgrund keine Angebote in dieser Sportart gibt, mache es leichter, Nachwuchs zu gewinnen.