Es ist 11.32 Uhr, als die 19-jährige Karbacherin in ihrem gelben Jumbo-Visma Women-Trikot freudestrahlend über die Ziellinie rast und die Arme jubelnd in die Höhe streckt. In einer Zeit von zwei Stunden, 24 Minuten und 26 Sekunden hat sie die 86,5 Kilometer lange Strecke zurückgelegt. Die Karbacherin fuhr somit unmittelbar vor Romy Kasper, ihrer Teamkollegin von Jumbo-Visma Women, und der drittplatzierten Corinna Lechner (Massi Tactic Women Team) über die Ziellinie in der Karbacher Ortsmitte. Und war damit Siegerin des Frauen-Bundesliga-Rennens bei der diesjährigen Main-Spessart-Radrundfahrt rund um Karbach.
"Ich hatte während der Woche beim Training schon ein gutes Gefühl. Und auch gestern, als ich die Runde abgefahren bin, habe ich gemerkt, dass es läuft", gibt Riedmann wenige Minuten nach dem Rennen offen zu. Gemeinsam mit ihrer Teamkollegin Romy Kasper, die beide in der Einzelwertung fuhren, habe sie sich vorgenommen, abzuwarten, wie die ersten Runden laufen. Zu Beginn der fünften und letzten Runde hat Riedmann den Berg hoch kurz nach Karbach dann angezogen. "Oben waren wir dann noch acht oder neun Fahrerinnen", berichtet sie von der letzten Runde des Rennens.
Auch im Sprint kurz vor dem Zieleinlauf ergriff die 19-jährige Karbacherin in der neunköpfigen Spitzengruppe dann die Initiative. "Ich hatte eine gute Position, kurz vor der Kurve war ich Zweite", erklärt sie und fügt an, dass sie kurz nach der Kurve, auf Höhe des Fahrradgeschäfts ihrer Eltern, an der Führenden vorbeigezogen sei. Ursprünglich hatte sie mit ihrer Teamkollegin geplant, dass Kasper zum Sprint anzieht. "Aber es hat ja auch so geklappt", meint die Siegerin hernach mit einem Schmunzeln.
Absprache mit Romy Kasper funktioniert
Auch die 34-jährige Kasper findet, dass die Absprache gut funktioniert habe. "Es ist alles nach Plan gelaufen", gibt die strahlende Zweite zu. Sie freue sich, dass sie endlich einmal zusammen mit einer Teamkollegin das Rennen bestreiten konnte. "Die letzten Jahre bin ich immer alleine gefahren", so Kasper. Für Linda Riedmann habe sie der Sieg besonders gefreut, gerade weil diese erst kürzlich an Corona erkrankt war.
Doch die Karbacherin, die im Heimrennen erstmals als Profi angetreten war, hat die Covid19-Infektion erstaunlich gut weggesteckt und konnte so gemeinsam mit Romy Kasper vom Siegertreppchen strahlen. Nach dem Sieg im Bundesliga-Auftaktrennen durfte sich Riedmann als Führende der Gesamtwertung dann auch noch das lilafarbene Trikot des Sponsors "Müller – Die lila Logistik" überstreifen.
Wie die amtierende U-19-Europameisterin verrät, finde sie es zwar schön, die großen Rennen mit dem Team zu fahren. Auf "eigene Kappe" beim Heimrennen anzutreten, sei allerdings auch ein super Erlebnis.
An diesem Montag geht es für die beiden deutschen Fahrerinnen des niederländischen Rennstalls "Jumbo-Visma Women" weiter nach Thüringen, wo am Dienstag bereits das nächste Rennen, die Thüringen-Rundfahrt, auf dem Programm steht. "Ich bin bestens gerüstet", bekennt die Karbacherin mit strahlenden Augen – und wird schon wieder von zahlreichen Fans umringt, die ihr Glückwünsche überbringen.
Beim Roten Kreuz geht es entspannt zu
Auch Robert Riedmann, Vater von Linda und Vorsitzender des ausrichtenden Radfahrvereins Concordia Karbach, zeigte sich am Abend "sehr zufrieden" mit der Veranstaltung. "Es hat alles gepasst. Das Wetter war super, die Rennen waren unfallfrei. Laut Rotem Kreuz war es das entspannteste Rennen seit Jahren", freute sich der Vorsitzende über die rundum gelungene Veranstaltung, nachdem es im Vorjahr aufgrund der Regenfälle zu etlichen Stürzen gekommen war.