
Nur einen Schritt von der ganz großen Fußballbühne war am Dienstagabend der Frammersbacher Lennart Karl entfernt. Der 17-jährige Offensivspieler in Diensten des FC Bayern München saß nämlich beim Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League auf der Bank seines Teams, das die Partie am Ende mit 1:2 (0:1) gegen Inter Mailand verlor.
Als die Bayern in der zweiten Hälfte Offensivpersonal benötigten, wechselte Trainer Vincent Kompany erfahrene Kräfte wie Thomas Müller oder Serge Gnabry ein, Karl blieb wie schon vier Tage zuvor beim 3:1-Sieg der Münchner in der Bundesliga beim FC Augsburg auf der Bank. Gleichwohl hat die Karriere des unterfränkischen Jugend-Nationalspielers durch die Berufung in den Profi-Kader Fahrt aufgenommen.
"Selbst für mich ist das eine sehr, sehr spannende Angelegenheit", beschrieb der am Dienstag im Stadion anwesende Steffen Aloe, Vater von Lennart Karl, einen Tag nach der Champions-League-Partie des FC Bayern gegen Inter seine Eindrücke. "Lennart ist natürlich hellauf begeistert", berichtete der Vater angesichts der rasanten Entwicklung in den vergangenen Tagen.
Nachdem der Bayern-Nachwuchskicker, der erst vor wenigen Wochen seinen 17. Geburtstag gefeiert hatte, in der Vergangenheit bereits ab und zu bei den Profis mittrainieren durfte, nahm er in der vergangenen Woche regelmäßig an den Trainingseinheiten an der Säbener Straße teil. Mit seinen Leistungen überzeugte Karl die Verantwortlichen, ihn erstmals für eine Bundesliga-Partie des Rekordmeisters zu nominieren – die am vergangenen Freitagabend beim FC Augsburg.
Die Nominierung war kein Scherz
"Er hat mir am Donnerstagabend geschrieben, dass er am nächsten Tag beim Spiel in Augsburg im Kader mit dabei ist", erinnerte sich Aloe an die WhatsApp-Nachricht. Der Familienvater gibt zu, dass er zunächst dachte, sein Sohn würde ihn auf den Arm nehmen: "Als er mir dann weitere Infos geschickt hat, war mir klar: Es ist wahr."
So richtig realisiert hat es Steffen Aloe dann jedoch erst am Freitagabend. Er hatte sich zusammen mit Lennarts Mutter Caro auf den Weg nach Augsburg gemacht. "Als Lennart mit den Profis aufs Feld kam und wir ihn gesehen haben, dann habe ich mir gedacht: Wow, es ist wahr!" Und auch wenn sein Sohn lediglich auf der Ersatzbank gesessen sei, überhaupt in den Kader hineinzukommen, sei "viel wert".
Die nächste Steigerung dann am Dienstag, als der aus Frammersbach stammende Karl auch beim Champions-League-Viertelfinale gegen Inter Mailand auf der Bayern-Ersatzbank Platz nehmen durfte. "Zum Glück steht er auf der Uefa-B-Liste, deswegen war es überhaupt möglich, dass er auf die Bank durfte", berichtete der 42-jährige Aloe am Mittwochvormittag. Er selbst war am Dienstagabend in der Arena vor Ort, hatte aber logischerweise keinen direkten Kontakt zu seinem Sohn und auch bis Mittwochnachmittag keine Möglichkeit, mit ihm zu telefonieren. "Lennart war erst kurz nach zwei Uhr zurück und musste am Mittwochmorgen gleich wieder zur Schule und eine Geschichts-Arbeit nachschreiben", berichtete Aloe vom straffen Terminplan des Nachwuchstalents.
Profi-Debüt gegen Borussia Dortmund?
Wie es nun weitergeht, sei schwer zu sagen, man müsse von Tag zu Tag schauen. Ob er an diesem Samstag auch beim Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund dem Bayern-Kader angehören wird, wird sich erst am Freitagabend nach dem Training entscheiden. "Es bleibt spannend", weiß Steffen Aloe, der es sich wohl auch am Samstag wieder einrichten würde, seinen Sohn beim möglichen Profi-Debüt live vor Ort zu sehen.