Corona macht‘s möglich: Lehrer gegen Schüler! Was sonst bestenfalls im Abi-Streich eine liebgewonnene Gaudi ist, diese Zufalls-Konstellation traf beim Leichtathletik-Corona-Sportfest in Schweinheim ausgerechnet zwei Athleten der LG Main-Spessart. Denn der Karlstadter U 18-Nachwuchssprinter Tim Weinand und sein Technik-Lehrer an der Konrad-von Querfurt-Mittelschule in Karlstadt, der Marktheidenfelder Andreas Heuft, landeten im gleichen 100-Meter-Sprint-Rennen Seit an Seit auf Bahn 1 und 2.
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Beide hatten aufgrund der diesjährigen Vorleistungen mit der gleichen Zeit von 12,13 Sekunden gemeldet und nicht wirklich im Vorfeld an eine solche Renn-Konstellation gedacht, zumal es im normalen Leichtathletik-Wettkampf nicht erlaubt ist, dass mehrere Altersklassen übergreifende Rennen stattfinden. Um die Abwicklung bei den sogenannten Corona-Sportfesten zu beschleunigen, findet diese auch sportlich interessante Variante, bei der sich in etwa gleich starke Sprinter ungeachtet deren Alter miteinander messen, immer mehr Anhänger.
Und so war spätestens bei Bekanntwerden der Renneinteilung unterschwellige Anspannung bei beiden angesagt. "Ich will Herrn Heuft natürlich schlagen, das hätte was", schmunzelte "Underdog"und Herausforderer Weinand vor dem Rennen zuversichtlich, zumal sein Lehrer mit 11,70 Sekunden die deutlich bessere Bestleistung, aber eben aus den Vorjahren, aufzuweisen hatte. Lehrer Heuft wollte da nicht hintanstehen und meinte: "Na klar gewinne ich!"
Entsprechend konzentriert gingen beide ans Werk. Ein letztes Abklopfen mit den Fäusten auf Abstand vor dem Startkommando – und dann war der Weg frei für den schulinternen Zweikampf, der gleichzeitig noch ein vereinsinterner Dreikampf war, denn mit Jonas Babinsky war ein weiterer LG Main-Spessart-Sprinter im selben Rennen.
Der Youngster verkrampft
Nach dem Startschuss legten alle hochkonzentriert los. Die ersten 30 Meter waren Lehrer Heuft und Schüler Weinand noch Schulter an Schulter, ehe sich der 28-jährige Routinier bis zur Hälfte des Rennens etwas absetzte. Schüler Weinand verkrampfte angesichts des Rückstandes und verlor weiter an Boden. Auf Bahn 3 kam Babinsky Heuft noch gefährlich nahe, im Ziel hatte dann schließlich Heuft die Nase in 11,98 Sekunden vorne. Somit blieb es bei der schulischen Hackordnung, für Weinand wurden 12,34 Sekunden gestoppt. Der Retzbacher Jonas Babinsky erzielte mit 12,05 Sekunden noch persönliche Bestleistung und gewann damit die U-18-Altersklasse. "Alles pure Erfahrung", relativierte Heuft seine Überlegenheit, während Weinand meinte: "Die Herausforderung bleibt!"
In dann anders zusammen gestellten Rennen über 200 Meter lief es für die Nachwuchssprinter noch weitaus besser. Babinsky legte mit einem fulminanten Schlussspurt auf den letzten 50 Metern im gleichen Rennen wie der Hafenlohrer Hannes Heidenfelder den Grundstein für eine Verbesserung auf 23,93 Sekunden. Damit war er Gesamtvierter und Schnellster der U 18. Auch Heidenfelders 24,05 Sekunden bedeuteten Bestleistung und Platz drei der U-20-Klasse. Zuvor hatte er bereits über 100 Meter 11,67 Sekunden eine Bestleistung zu verzeichnen, womit er Zweiter der U 20 war. Andreas Heuft erreichte 24,93 Sekunden, Tim Weinand 25,22 Sekunden.
Einen starken Auftritt legte der Ruppertshüttener Nils Groetsch (TSV Lohr) über 100 Meter hin, denn in 11,83 Sekunden blieb er nur knapp hinter dem starken Rüsselsheimer Anagu Charles Chikwado (11,79) in der M 15. Bei der weiblichen Jugend U 18 wurde Jelena Kaufmann (LG MSP) Zweite.
Schnelle Maria Heuft
Schnellste unterfränkische Sprinterin war einmal mehr die Marktheidenfelderin Maria Heuft in 12,81 Sekunden, womit sie die Frauenklasse gewann. Ihren Saisoneinstieg über 100 Meter gab Theresa Schalling (Karlstadt) mit 13,46 Sekunden als U-20-Zweite vor Jana Rothaug (TV Marktheidenfeld) in 13,60 Sekunden. Überhaupt überzeugten die Sprinter der LG Main-Spessart mit weiteren Bestleistungen. Fineke Klebsch (TSV Lohr) in 13,60 Sekunden, Nele Weihbrecht (TVM) in 13,70 Sekunden und Marie Kormann (TVM) in 13,78 Sekunden als Zweitplatzierte der W 15 über 100 Meter sowie Jelena Kaufmann (TVM) über 200 Meter als U-18-Siegerin in 27,82 Sekunden legten neue Bestmarken auf die Laufbahn.
In den Langsprints qualifizierten sich gleich vier Unterfranken für die bayerischen Meisterschaften. Über 300 Meter schaffte Nils Groetsch in 38,22 Sekunden als Sieger der M 15 ebenso wie Lars Partes (TVM) in 40,36 Sekunden als Dritter der M 15 und Marie Kormann als Siegerin der W 15 in 46,07 Sekunden die Qualifikationsnormen für die Landesmeisterschaften. Sein Saison-Debüt über 400 Meter gab der Frammersbacher Nico Desch (TSV Lohr) als Dritter in 51,07 Sekunden.
Den Schlusspunkt unter setzte in den 1500-Meter-Läufen der Retzbacher Elias Kriester. Nach seiner Verbesserung über 800 Meter beim Mittsommerlauf in Regensburg auf ausgezeichnete 2:02,54 Minuten gelang dem 17-Jährigen erneut eine Glanzvorstellung. In 4:15,75 Minuten verbesserte er sich auf den 1500 Metern gleich um rund 18 Sekunden und schaffte nun binnen Wochenfrist zweimal die Qualifikationsnorm für die 800 und 1500 Meter für die bayerischen U-20-Meisterschaften in Erding und war als Zweiter der U 20 und schnellster Unterfranke.