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RINGEN: VERBANDSSTREIT
Den Ringern droht nun ein Rechtsstreit
Wrestling matches at Grand Central Terminal       -  So spektakulär wünschen sich die Ringer ihren Sport. Weniger attraktiv sind Funktionärsstreitereien wie zwischen dem Bayerischen Ringer-Verband und dem Ringerbezirk Main-Spessart.
Foto: Justin Lane, DPA | So spektakulär wünschen sich die Ringer ihren Sport. Weniger attraktiv sind Funktionärsstreitereien wie zwischen dem Bayerischen Ringer-Verband und dem Ringerbezirk Main-Spessart.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:15 Uhr

Was beim olympischen Ringen die Video Challenge ist – die Möglichkeit eine strittige Entscheidung zu überprüfen –, ist beim Streit abseits der Matte der Rechtsweg. Der vom Bayerischen Ringerverband wegen „verbandsschädigenden Verhaltens“ abgesetzte Vorstand des Bezirks Main-Spessart holt sich rechtlichen Beistand.

Manfred Werner aus Würzburg, Präsident des Bayerischen und des Deutschen Ringer-Verbands, hat Anfang April die Führungsebene des Ringer-Bezirks Main-Spessart per Dekret aus dem Amt entfernt. Der geschasste Vorsitzende Michel Lefebvre, Ehrenmitglied des Deutschen Ringer-Bunds, Geschäftsführer Kurt Heeg und Finanzreferent Karl-Heinz Schmitt wollen sich das nicht gefallen lassen. „Wir haben uns einen Anwalt genommen und werden gegen die Entscheidung des Landesverbands vorgehen“, erklärt Schmitt. „Das ist ja auch mit einer Rufschädigung verbunden.“

Derweil hat Werner wie angekündigt in Main-Spessart einen Interims-Vorstand eingesetzt: Timm Niemann aus Mömbris agiert bis zu den in naher Zukunft angestrebten Wahlen in Personalunion als Vorsitzender und Geschäftsführer, Klaus Spiegel vom KSC Niedernberg als sein Stellvertreter.

Der Ausgangspunkt des Streits

Immerhin kommt Licht in den Ausgangspunkt des Streits durch Schreiben der Verbände an die Vereine, die dieser Redaktion vorliegen. Demnach hatte das Finanzamt München dem BRV die Gemeinnützigkeit bescheinigt, aber darauf hingewiesen, dass Informationen über die Konten des Bezirks Main-Spessart nachgereicht werden müssen. Sonst sei die Gemeinnützigkeit gefährdet. Diese Konten eröffnete einst der frühere Kassier Georg Heeg, von Beruf Bankkaufmann, ohne Wissen des Landesverbands. Toni Kunkel, Präsident des Hessischen Ringer-Verbands, dem die Main-Spessarter sportlich angegliedert sind, sagt: „Es ist vollkommen unüblich für die Bezirke, eigene Kassen zu führen.“

Der Bezirk wollte diese Konten zunächst nicht offenlegen mit der Begründung, er existiere als eigenständiger (nicht eingetragener) Verein schon länger als und unabhängig vom Landesverband. Dabei beruft sich der Bezirk auf eine Gründung von 1946 und eine Geschäftsordnung von 1951 als Mitglied im Deutschen Athletenbund. Der Bayerische Ringer-Verband wurde erst 1975 gegründet und argumentiert, der Bezirk sei seitdem als nicht-selbstständige Untergliederung zugeordnet.

Der BRV schlug vor, selbst ein Konto zu eröffnen und die Verfügungsgewalt auch den Main-Spessart-Bezirksvorständen zu übertragen. So werde auch mit den anderen Bezirken verfahren. Im Landesverband Hessen sei diese Regelung ebenfalls üblich, bestätigt Toni Kunkel.

Die Main-Spessarter erwogen daraufhin die Gründung eines eingetragenen Vereins, um das Vermögen von knapp 40 000 Euro, erwirtschaftet aus den Beiträgen der Vereine sowie Veranstaltungen wie Länderkämpfen, zu schützen. Allerdings hatte der Bezirk dazu nicht die nötige Unterstützung seiner Vereine, die es sich mit den Landesverbänden nicht verscherzen wollten. Also wurden die Konten letztlich offen gelegt und sogar Geld an den Verband überwiesen, zwar nicht mit Begeisterung, aber „immer fristgerecht“, wie der geschasste Finanzreferent Schmitt betont.

Der Landesverband habe dagegen häufig schon vor Ablauf der gesetzten Fristen in Schreiben an die Vereine Stimmung gegen die Bezirksführung gemacht und sie kaum eine halbe Stunde nach Abgabe einer fristgemäßen Stellungnahme abgesetzt. „Es machte den Eindruck, das war alles schon beschlossene Sache“, sagt Schmitt.

Georg Heegs Privatklage

Das Finanzgebaren des Bezirks sei aber immer astrein gewesen, versichert Schmitt. Toni Kunkel hat den früher im BLSV engagierten Mann erst dem Bezirk als Nachfolger Georg Heegs vermittelt. Über Michel Lefebvre kommt sowohl Werner als auch Kunkel kein böses Wort über die Lippen. Deshalb ist der Dreh- und Angelpunkt des Streits der frühere Kassier Georg Heeg. 2014 trat er von seinem Amt zurück, Geschäftsführer des Ringer-Bezirks ist sein Bruder Kurt. Ob Werner und Kunkel Georg Heeg beleidigt haben, wird ein Gericht aufgrund seiner Privatklage zu klären haben. Ob Lefebvre, Karlheinz Schmitt und Kurt Heeg sich „verbandsschädigenden Verhaltens“ schuldig gemacht haben, vermutlich auch.

Unter aktiven Ringern ist es üblich, Meinungsverschiedenheiten auf der Matte zu klären. Für Funktionär gibt's Gerichtssäle.

 
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