Als am Sonntag, an dem viele Menschen in der Region Halloween feierten, sich die Sonne über dem Rimparer Sportgelände senkte, könnte sich manch ein Spieler oder Anhänger des heimischen ASV ziemlich gegruselt haben. Nicht etwa vor Gestalten mit Sensen in der Hand oder Kunstblut im Gesicht, sondern vor einem Mann mit einem schwarzen Trikot mit der Nummer 19 drauf.
Der trug den Namen Patrick Rigobert Amrhein, ist Spielertrainer bei der TuS Frammersbach und hatte mit seinen beiden Treffern und einer Torvorbereitung großen Anteil daran, dass seine Mannschaft das Spitzenspiel der Fußball-Bezirksliga West in Rimpar mit 3:1 (1:1) gewann und somit das Titelrennen nun wieder offen ist. Drei Punkte beträgt nur noch der Vorsprung des ASV Rimpar auf die Gäste aus dem Nordspessart, die am letzten Saisonspieltag am Freitag, 20. Mai 2022, nun Heimrecht gegen ihren direkten Konkurrenten besitzen.
Nach dem Abpfiff war Amrhein augenscheinlich bemüht, seinen so wichtigen Anteil an dem Auswärtserfolg kleinzureden. "Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn", witzelte der frühere Profi des FC Carl-Zeiss Jena, dessen Team in der hektischen Partie insgesamt den kühleren Kopf behalten hatte. Die Heimelf war nämlich höchst engagiert in die Partie gegangen und attackierte Frammersbach immer wieder in dessen Hälfte.
Und so lag der Gastgeber nach zehn Minuten bereits mit 1:0 vorne. TuS-Verteidiger Jannik Diehl hatte eine Flanke von Marco Kramosch an die Hand bekommen. Und auch, wenn Amrhein und sein Abwehrchef Marco Schiebel heftig mit Schiedsrichter Moritz Meisel diskutierten, so verhängte der dennoch einen Elfmeter, den Sandro Kramosch sicher verwandelte.
Platzverweis gegen Sandro Kramosch als Wendepunkt
Es war nicht das letzte Mal, dass der Schiedsrichter aus Rügheim im Haßberge-Kreis im Blickpunkt stehen sollte. Immer wieder trennte er in der hektischen Partie aufgebrachte Kontrahenten und wirkte bisweilen wie ein Ringrichter beim Boxen.
Nur zwölf Minuten nach dem Führungstreffer folgte der nächste richtungweisende Pfiff, als Meisel den Rimparer Sandro Kramosch, der nachgetreten hatte, mit der Roten Karte vom Feld schickte. ASV-Trainer Marcel Heck wertete dies als Schlüsselszene: "Ich selbst habe die Aktion nicht gesehen. Aber ich bin sicher, dass das Spiel in Gleichzahl einen anderen Ausgang genommen hätte."
Denn mit einem Mann mehr konnten sich die Gäste aus der Umklammerung befreien und vor allem durch lange Bälle auf Amrhein auch gefährlich werden. So wie nach einer halben Stunde, als der 32-Jährige den Ball technisch fein annahm und weiter auf Dominik Englert legte, der zum 1:1 vollendete. Trotzdem war die Partie in der Folge offen. "Nach dem 1:1 hatten wir nicht die schlechteren Chancen", fand Marcel Heck.
Doch Frammersbach hatte eben einen Patrick Amrhein, der in der 72. Minute auch noch Hilfestellung von einem "Landsmann" erhielt. Rimpars aus Rechtenbach im Spessart stammender Torhüter Robin Michel kam an eine lange Flanke nicht heran, Amrhein nutzte diese Chance und köpfte den Ball ins leere Tor.
In der Nachspielzeit ließ der Spielertrainer nach einem Konter noch den dritten Frammersbacher Treffer folgen. Und seine Spieler? Die hüpften nach dem Abpfiff über den Rasen und sangen ausgelassen: "Schaalaalaalaa, TuS Frammersbach!" Dagegen war's für die Heimelf ein grusliger Sonntagnachmittag.