Am Ende war dann fast alles egal. Dass die Lohrer TSV-Handballer beim 29:27 (15:11)-Sieg im Bayernliga-Spiel über den TSV Haunstetten am Samstagabend den ein oder anderen Fehler gemacht hatten. Egal. Oder dass auf Seiten der Gastgeber gleich drei zerrissene Trikots zu beklagen waren. Einfach nur egal. Denn als die Lohrer Handballer sich nach dem Spiel in Reihe nebeneinander aufgestellt hatten und den rund 400 Zuschauern auf den vollen Tribünen der Spessarttorhalle applaudierten, dominierte vor allem die Dankbarkeit dafür, endlich wieder vor lautstarkem Publikum Heimspiele bestreiten zu können. "Das ist der Moment, auf den wir alle während der Lockdowns bei den vielen Online-Trainingseinheiten hingearbeitet haben", erklärte Lohrs Linksaußen Jakob Röder nach dem Abpfiff. Seine Emotionen und die seiner Teamkollegen beschrieb er prägnant: "Es war einfach nur geil."
602 Tage nach dem letzten Heimspiel vor voller Halle – am 29. Februar 2020 beim 25:23 über die DJK Rimpar II – spielten sie also wieder vor vollen Tribünen, auf denen die den Hygieneregeln entsprechend Masken tragenden Zuschauer eine Stimmung wie in Vor-Coronazeiten verbreiteten: Tore bejubeln, Anfeuern, Schimpfen über Schiedsrichterentscheidungen – eben alles, was zu einem normalen Handballspiel dazugehört. "Das Ergebnis ist wirklich fast egal", bemerkte auch TSV-Spielertrainer Maximilian Schmitt, als er nach dem Schlusspfiff mit einem fast etwas ergriffenen Blick in die Zuschauermenge blickte.
Die Einschätzungen von Röder und Schmitt, die übrigens mit neun bzw. acht Treffern beste Lohrer Werfer gewesen waren, änderten freilich nichts daran, dass sich die Gastgeber von Anfang an auf dem Spielfeld ins Zeug legten. Nach einer Viertelstunde warfen sie einen Vier-Tore-Vorsprung heraus, von dem sie bis zum Spielende zehrten.
Bei Tor per Kempatrick fliegt aller Frust davon
Es schien, als könnten sie immer, wenn die kampfstarken Haunstettener etwas näher kamen, einen Zahn zulegen. So etwa wie beim wohl spektakulärsten Treffer der Partie in der 52. Minute, als Spielertrainer Schmitt Röder bediente und der Linksaußen mit einem Kempatrick zum 25:21 vollendete. In solchen Momenten flog der Frust über die letzten Monate irgendwie davon, in denen die TSV-Handballer wegen der Corona-Lockdowns nicht im Mannschaftsverbund hatten trainieren können und anschließend, als die Spessarttorhalle wegen ihrer Nutzung als Corona-Impfzentrum für den Sport gesperrt war, große Schwierigkeiten in der Saisonvorbereitung geherrscht hatten.
In den aufkommenden Emotionen nach dem Schlusspfiff ging fast etwas unter, dass die Lohrer einen nahezu perfekten Saisonstart hingelegt haben. 5:1-Punkte nach all den Schwierigkeiten in letzter Zeit können sich sehen lassen. Und dieser Punktestand bietet sogar die Perspektive, Mitte Februar 2022 unter den ersten Drei der Bayernliga-Vorrunde, Gruppe Nordwest zu stehen. Was dann anschließend einen Platz in der Aufstiegsrunde und nicht wie befürchtet in der Abstiegsrunde bescheren würde.