Wie sich die Zeiten doch ändern: 2013 spielten die Handballer des TSV Rödelsee noch in der Dritten Liga, Großlangheim in der Bezirksliga. Jetzt begegnen sich beide in der Bezirksoberliga und trafen im Nachbarschaftsderby und gleichzeitig Abstiegsgipfel aufeinander, hatten beide doch bis dato nicht punkten können. Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte heimsten die Rödelseer mit einem 27:20 (11:11) ihren ersten Saisonsieg ein.
Doch bis dorthin war es ein langer Weg. Patrick Heß, eingesprungen für den gesperrten Spielertrainer Thomas Endriß, hatte einiges zu bemängeln: hinten das Verschieben, vorne das Zusammenspiel. Rückraumspieler Niklas Hammer agierte phasenweise als Alleinunterhalter und erzielte mit zehn Toren als Einziger einen zweistelligen Wert.
Großlangheims Torhüter hält das Unentschieden zur Halbzeit
Bei Großlangheim sorgten Daniel Nicola mit sieben und Philipp Hufnagel mit fünf Treffern dafür, dass die "Kracken" bis zur Halbzeit noch auf Schlagdistanz blieben. "Hey Jungs, Hirn einschalten", forderte Nicola von seinen Kollegen, die nach 13 Minuten sogar 6:4 führten.
Dieser Vorsprung war aber schnell dahin. Kurz vor der Pause beim Gleichstand von 11:11 verhinderte Großlangheims zum Siebenmeter eingewechselter Torhüter Fabian Öttinger einen Rückstand seiner Mannschaft, indem er den Wurf samt Nachwurf von Hammer parierte.
"Wir haben den Jungs ordentlich den Kopf gewaschen", schilderte Heß, was sich in der Rödelseer Kabine zur Pause abspielte. Fortan besserte sich die Einstellung der Gastgeber. Woran es zuvor gemangelt hatte, war jetzt da: hinten geschlossene Reihen, vorne lief der Ball besser anstatt sich in Einzelaktionen zu verzetteln. "Jetzt sind wir endlich als Einheit aufgetreten", beschrieb Heß die Verwandlung.
Rödelsee blüht in der zweiten Halbzeit nach einer Standpauke auf
"Unsere Jungs sind schläfrig aus der Kabine gekommen und wurden von der Rödelseer Power überrannt", bemerkte Großlangheims Co-Trainer Sebastian Sterk. In nur sieben Minuten zogen die Gastgeber auf 16:11 davon, denn den Gästen gelang nach dem Seitenwechsel elf Minuten lang nur ein einziges Törchen.
Derweil blühten die Rödelseer auf. Der aus Rothenburg gekommene Thomas Adolf zeichnete sich immer mehr als sicherer Rückraumschütze aus. Thomas Schneider, zuvor Paul, zeichnete sich, obwohl nur aushilfsweise eingesetzt, im Rödelseer Tor aus – er ist der letzte aus Drittliga-Zeiten verbliebene Akteur.
Kleine Kader: Gemeinsam im Training, gegeneinander in der Liga
Großlangheim konnte nicht mehr dagegen aufbieten und lief bis zum Spielende einem steigenden Rückstand nach. Der mit einem Kreuzbandriss auf Krücken gehende Elias Bergmann scheint für sie schwer ersetzbar zu sein. Weitere Verletzte erschweren es ihnen, in der Bezirksoberliga mithalten zu können. Sie werden – nicht zuletzt, da es unsicher scheint, wie es mit dem Handball in den nächsten Wochen weitergeht – die Rote Laterne wohl so schnell nicht abgeben.
Rödelseer und Großlangheimer haben beide nur kleine Kader, deshalb trainieren sie schon einmal pro Woche zusammen. "Wir ergänzen uns da sehr gut", findet Sterk. Zwar feierte Rödelsee diesmal seinen ersten Saisonsieg, hat aber auch noch nicht viel Land gewonnen: Die Gefahr, in die Bezirksliga absteigen zu müssen, ist längst nicht gebannt.