Ehrgeizig sei er eigentlich schon immer gewesen, findet Marcel Maier. Und sportbegeistert: Der Wettkampf, sich mit anderen zu messen, sich zu verbessern, die eigenen Grenzen herauszufordern, sich neue Ziele zu setzen und diese zu erreichen – das treibe ihn an.
Der 21-Jährige aus dem Schwarzacher Ortsteil Düllstadt (Lkr. Kitzingen) hat sich in diesem Jahr gleich zweimal für die Hyrox-Weltmeisterschaft im Mai 2022 in Las Vegas, Nevada, qualifiziert.
Hyrox? Diese Frage bringt Maier nicht aus der Ruhe. Oft wurde sie ihm gestellt, oft hat er es erklärt – und so auch diesmal: Hyrox ist ein Fitness-Wettbewerb, der acht Übungen aus den Bereichen Kraft und Ausdauer mit Laufen kombiniert.
Die Teilnehmenden laufen acht Kilometer, wobei nach jedem Kilometer eine neue Übung, beispielsweise das Ziehen eines mit Gewichten beladenen Schlittens oder das wiederholte Werfen eines Medizinballs, ansteht. So ergibt sich ein Parcours, der möglichst schnell absolviert werden muss. Ausgedacht haben sich das der zweifache Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste und sein Geschäftspartner Christian Toetzke, und zwar erst vor wenigen Jahren, 2017.
Wie Marcel Maier zum Turbo kam
Maier ist schnell. Er wird auch "Turbomaier" genannt. Den Spitznamen habe er, als er noch Fußball spielte, von seinem früheren Trainer bekommen, "da ich vor allem sehr schnell rennen konnte". Mit seiner Schnelligkeit lief er manchem Gegenspieler davon.
Gekickt, erinnert er sich, habe er gleich in mehreren Klubs – unter anderem in Dettelbach, Wiesentheid und Obervolkach –, zuletzt in Volkach, wo er in der vergangenen Saison noch fünfmal in Kreisliga auflief. Ein ganz passabler Kicker ist "Turbomaier" also auch.
Maier suchte "ein Ziel, um darauf hin trainieren zu können". In der Fernsehshow "Ninja Warrior" begeisterten ihn die Leistungen der Teilnehmenden. Der Ehrgeiz packte ihn. Er wollte auch dabei sein und legte los, täglich dafür zu trainieren. Tatsächlich wurde er zu zwei Castings eingeladen, aber, obwohl er seine sportlichen Leistungen gut genug für die Show gewesen wären, nicht genommen.
Nach einer Banklehre begann Maier eine Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg: Dort lernte er Lukas Storath, den Hyrox-Weltmeister von 2019, und durch ihn den Hyrox-Wettkampf kennen. Sie trainieren zusammen, zudem lasse er sich vom 41-Jährigen coachen, da er ihn mit seiner Erfahrung beraten könne, wie er körperlich trainieren und regenerieren sowie sich mental vorbereiten könne.
Mental eine große Herausforderung
"Hyrox ist für mich so interessant und vielfältig, weil ich dabei nicht nur laufe, sondern auch die acht anderen Workouts trainiere", beschreibt Maier den Reiz der Sportart. "Inzwischen habe ich alles zu Hause, was für das Training brauche", berichtet er. Für die Weltmeisterschaft qualifiziert hat er sich bei einer Veranstaltung in Leipzig im September. Und die war sein erster Hyrox-Wettkampf überhaupt. Er beendete den Parcours als Schnellster in seiner Altersklasse der 16- bis 24-Jährigen. Dafür benötigte er 1:08:20 Stunden. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Zeit bei den Männern beträgt 1:28 Stunden.
"Es wird von Workout zu Workout und von Kilometer zu Kilometer immer qualvoller, deine Beine brennen", beschreibt er die Anstrengung. "Nachdem du einen mit 205 Kilogramm beladenen Schlitten 50 Meter weit geschoben und gezogen hast, aber weißt, dass du danach noch 1000 Meter rennen musst, ist das mental eine große Herausforderung", sagt Maier.
Hyrox zieht durch große Hallen
Bei einem weiteren Wettkampf Anfang November in Stuttgart qualifiziert er sich erneut für die WM, wobei er seine Zeit auf 1:07:52 Stunden verbesserte. Wieder wurde er Altersklassensieger. "Ich muss mir die Kraft über die gesamte Zeit gut einteilen und auf meinen Körper hören", erklärt er, sonst gelinge die letzte Aufgabe, einen neun Kilogramm schweren Medizinball einhundert Mal drei Meter hoch zu werfen, nicht mehr.
Hyrox ist aber nicht nur ein sportlicher Wettkampf, sondern ebenso ein Event – um die Vermarktung der Veranstaltungen kümmert sich eine Hamburger Firma. Teilnehmen können Amateure und Profis. Bis zu 3000 Athletinnen und Athleten kämen zu einem Event, bewerben die Organisatoren ihre Tour, die durch große Hallen in 20 Städten Europas, davon die Hälfte in Deutschland, und Nordamerikas zieht.
Angetrieben vom Fitnesstrend: Mehr als zehn Millionen Deutsche haben laut Branchenverband eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio abgeschlossen – das sind mehr als die rund sieben Millionen, die Fußball im Verein spielen. Und dieser Zielgruppe wollen die Hyrox-Erfinder einen Wettkampf bieten, um nicht nur vor sich hin zu trainieren, sondern sich auch mit anderen messen zu können.
Im Mai 2022 wird es zeitlich eng
Genau das Passende für Turbomaier: "Ich wollte schon immer in jeder Disziplin zu den Besten gehören", sagt er. Vier bis fünf Wettkämpfe im Jahr peilt er an. Natürlich achte er vor allem in den letzten Wochen vor einem Wettkampf auf die Ernährung. Sieben bis neun Mal in der Woche trainiere er dann, Fortschritte und Erfolge teilt er via Instagram mit.
"Mit meiner Ausbildung bin ich fast fertig, im Mai ist die Abschlussprüfung", berichtet er. Im Mai? "Dann ist auch die WM. Zeitlich wird das eine ziemlich enge Kiste. Ich bin am Überlegen, wie ich's hinkriege, um mich mit den Besten der Welt messen zu können."