Seit 21 Spielen hat Jannik Feidel das Sagen beim FC Geesdorf – doch nach keiner dieser Partien war der Spielertrainer hundertprozentig zufrieden. Allzu viele Prozentpunkte können es jedoch nicht gewesen sein, die dem 24-Jährigen zu seinem Glück gefehlt haben. Seine Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 25,08 Jahren steht in ihrer erst zweiten Landesligasaison zur Winterpause auf Rang drei – nur fünf Punkte hinter dem zweitplatzierten SV Haibach.
Es ist Feidels erste Trainerstation im Herrenbereich, dennoch weiß er die Leistung seiner Mannschaft einzuschätzen. "Die Stimmung bei uns ist gut, wir haben die erfolgreichste Hinrunde der Vereinsgeschichte hinter uns. Wenn man bedenkt, wo wir herkommen, war das überragend." Weniger überragend seien die letzten Ergebnisse gewesen – die Geesdorfer haben seit sechs Spielen keinen Dreier mehr geholt – dennoch war bei diesen Partien "nicht alles schlecht. Gerade gegen Coburg und Memmelsdorf (jeweils 1:1) war mehr drin".
Es überrascht nicht, dass Feidel & Co. trotz der punktemäßigen Durststrecke vor der Winterpause ruhig bleiben. Was die Kinnlade der Dorfverein-Anhänger viel eher hatte herunterklappen lassen, war der Lauf, den die Schwarz-Weißen von Rundenbeginn an hinlegten. In den ersten 15 Begegnungen kassierte die Mannschaft nur eine Niederlage – das 1:2 bei Tabellenführer Vatan Spor Aschaffenburg.
Angreifer Vincent Held trägt einen gehörigen Anteil zum Geesdorfer Erfolg bei – für diese Erkenntnis genügt ein Blick auf die Torjägerliste der Landesliga. Der 20-Jährige steht mit 23 Treffern auf Rang eins. "Vor dem Tor ist er eiskalt, das ist seine größte Stärke", attestiert sein Trainer. "Dass er einen solch extrem guten Lauf in seiner ersten Landesligasaison erwischt, war natürlich nicht absehbar."
Held mit dem Bayern-Treffer des Monats Juli
Dass Held überhaupt seinen Weg vom damaligen Kreisligisten SSV Kitzingen zum FC gefunden hatte, war eher Zufall. Feidels Mission war es, Luca Fischer – ebenfalls Siedler – ins Boot zu holen. Dabei stach ihm der Stürmer ins Auge – und Feidel gelang es, beide Spieler von seinem Konzept zu überzeugen. "Ich war extrem froh, dass wir diesen Doppelpack schnüren konnten."
Was ist das Konzept des jungen Spielertrainers? "Ich will ein aggressives Spiel gegen den Ball sehen. Mein Team soll die Kugel haben und dann ein ruhiges Passspiel aufziehen. Wir wollen das Spiel über den Ballbesitz kontrollieren", sagt Feidel. Gerade deshalb hätten Fischer und Held gut zu seiner Idee des Fußballs gepasst.
Neuzugang aus Abtswind
Feidel, im Jahr zuvor noch Teil der Reserve der Würzburger Kickers, hatte im Sommer einen gewaltigen Umbruch zu moderieren. Aus seinem Ex-Team lotste er mit Niklas Staudt und Felix Lehrmann zwei junge Talente nach Geesdorf, die inzwischen zum Stamm gehören. Im Winter gesellt sich neues Personal dazu: Karl Ekollo, im Sommer zum TSV Abtswind in die Bayernliga gewechselt, kommt zurück.
Dann hat Feidel noch mehr Optionen – ein Umstand, der dem Spielertrainer in die Karten spielen dürfte. "Ich habe extremen Spaß daran, an der Aufstellung zu tüfteln und die Taktik für unser Spiel und den kommenden Gegner zu entwickeln", sagt er und macht deutlich, wie ernst es ihm damit ist. Mindestens die letzten beiden Spiele des Kontrahenten schaue er sich im Vorfeld via Stream an, besorge sich Infos von Bekannten über deren Spielweise.
Diese Vorbereitung sei zwar "kein geringer Aufwand", doch damit habe der 24-Jährige kein Problem. Eine Situation gab es dennoch, in der er mit seiner Funktion als Spielertrainer gehadert hat: die Entscheidung, ob er mit der Universität Würzburg zur Hochschul-Weltmeisterschaft nach China reisen solle. "Das war eine schwierige Situation. Aber ich habe mich dazu entschieden, die eigenen Ambitionen hintenanzustellen." Der Drang, sein Team zu unterstützen, sei größer gewesen.
Zu einem Sieg reichte es trotz des anwesenden Spielertrainers nicht. Das soll sich nach der Winterpause ändern. "Die gesamte Mannschaft hat einen tollen Entwicklungsprozess hinter sich", sagt Feidel, schiebt jedoch sofort nach: "Aber wir haben noch Luft nach oben." An Vatan Spor Aschaffenburg dürfte mit neun Punkten Vorsprung keine Mannschaft mehr herankommen. Doch vom Relegationsplatz sind die Schwarz-Weißen nur einen kleinen Sprung beziehungsweise eine kleine Erfolgsserie entfernt. Und Erfolgsserie können die Geesdorfer.