Acht Monate, so lange ist es her, dass der TSV Abtswind in der Fußball-Bayernliga das letzte Spiel absolviert hat. Acht Monate, in denen auch Christoph Mix ausreichend Zeit zum Nachdenken hatte. „Fakt ist, dass ich mich an die Situation ohne Fußball schon gewöhnt habe“, hat er dieser Tage in einem Interview verraten. Das lässt aufhorchen, zumal Mix gerade einen Teil seiner Kompetenzen als Klubmanager an Spielbetriebs-Koordinator Thorsten Götzelmann abgegeben hat. Doch der 68-jährige Firmenpatriarch, Chef des Abtswinder Gewürz-Imperiums Kräuter Mix, begegnet Spekulationen über einen Rückzug vom Fußball pragmatisch. Er müsse seinen Einsatz im Verein reduzieren, da er jetzt umso mehr im Unternehmen gebraucht werde. Aber er werde „weiterhin zum Fußball gehen und meine Freunde treffen“.
Mit seinen finanziellen Möglichkeiten hat Mix dem Klub den Weg bis in die Bayernliga geebnet, nachdem Abtswind bis zur Jahrtausendwende noch wenig ruhmreiche Gastspiele in der A-Klasse gegeben hatte. Der Ausstieg seines Hauptsponsors würde den TSV hart treffen. Aber daran ist laut Mix nicht gedacht. Er werde künftig „mehr Management im Hintergrund“ betreiben. Verhandlungen mit Spielern und Entwicklungsgespräche mit der Mannschaft soll, stärker noch als bislang, Thorsten Götzelmann führen. Der 47-Jährige muss damit auch die schwierigen Personalplanungen moderieren, die nun in einer entscheidenden Phase stecken. Nach dem weltweiten Corona-Ausbruch im März und der Fußball-Zwangspause plant der Bayerische Fußball-Verband (BFV) – als einziger deutscher Landesverband – die Fortsetzung der Saison im September.
Das Team hat nicht mehr das Gesicht wie vor der Krise
Von Mix gibt es für diese Entscheidung aus München harsche Kritik. „Die Vereine“, so sagt er, „wurden in ihrer Meinung manipuliert, weil sie vom Verband viel zu kurzfristig gefragt und keine realistischen Fragen gestellt wurden.“ Mit der Ansage, der aufgezeigte Weg sei alternativlos, seien die Vereine vom BFV bedrängt und überrumpelt worden. Für die Abtswinder geht es ums Ganze, sie kämpfen bei noch zehn ausstehenden Partien um den Verbleib in der Bayernliga – mit einem Team, das nicht mehr das Gesicht und Gewicht wie vor der Krise haben wird. Mehrere Spieler haben den Klub verlassen, einige neue sind gekommen, mit weiteren Hoffnungsträgern ist der TSV in guten Gesprächen, wie es heißt.
Mix bestätigt, dass die drei Stammspieler Markus Thomann, Max Hillenbrand und Christopher Lehmann inzwischen zum SV Euerbach/Kützberg in die Landesliga gewechselt sind. Nachdem Abtswind ihnen die Freigabe verweigert hat, können sie frühestens im Frühjahr 2021 für ihren neuen Verein auflaufen. Gesprächsresistent seien die Abtswinder gewesen, heißt es aus Euerbach. „Wir haben die Spieler gebeten, bis zur Winterpause zu bleiben“, sagt Mix. „Auf einen Wechsel hätten wir uns nur dann eingelassen, wenn wir Ersatz für sie bekommen hätten, das haben sie nicht akzeptiert.“ Auf dem Sprung ist auch Christian Steinmetz, der erst im Sommer 2019 vom SV Bütthard gekommen war und nun Spielertrainer der SpVgg Giebelstadt (Kreisklasse) werden soll. Auch ihm hat der TSV zunächst die Freigabe verwehrt. Ersetzen könnte ihn Andreas Bauer, der Euerbach/Kützberg als Vertragsamateur sanktionslos verlassen konnte.
Chefcoach Claudiu Bozesan hat einen neuen Assistenten
Bereits in der Winterpause hatten die Abtswinder Philipp Hummel (an den TSV Neustadt/Aisch) verloren. Für Igor Mikic, der im Winter nach sieben (Teilzeit-)Einsätzen zum TSV Lengfeld zurückgekehrt war, kam im Tausch Daniel Endres wieder. Zwei junge Spieler haben sich im Sommer aus dem Umland auf den Weg ins Kräuterdorf gemacht: der Geiselwinder Robin Offner (19) von der JFG Steigerwald und Marko Korene (18) aus dem U-19-Jahrgang der SpVgg Greuther Fürth. Dankbar ist Mix, dass Nicolas Wirsching und Marcel Ruft ihre Wechselabsichten zunächst hinten anstellen und dem TSV in dieser heiklen Lage helfen werden. Auch Jonas Wirth hat sich bereit erklärt, weiterzuspielen, wann immer sein berufliches Engagement das erlaubt. Michael Dietl will zumindest bis zur Winterpause aushelfen. Als neuer Co-Trainer steht Chefcoach Claudiu Bozesan bis auf Weiteres der frühere Abtswinder Spieler Razvan Constantin Paunescu zur Seite. Der rumänische Ex-Profi vertritt Daniel Hämmerlein, der gerade sein Haus umbaut.
Für die neue Saison im Sommer 2021 haben sich Alex Beier und Ferdinand Hansel vom Landesligisten TG Höchberg sowie Lukas Huscher von Bezirksliga-Tabellenführer TSV-DJK Wiesentheid angekündigt. Dass diese Drei die Runde mit ihren Klubs ordnungsgemäß zu Ende bringen wollen, nimmt Mix eigenen Angaben zufolge mit Respekt zur Kenntnis. Weitere Optionen erhofft sich der Klubmanager vom „einen oder anderen Gast“, den die Mannschaft derzeit im Training hat – und aus einem Projekt, das demnächst ganz in der Nähe, in Ebern bei Bamberg, starten soll.
Fußballakademie soll Spieler in die Provinz entsenden
Die IFA Fußballakademie will in der dortigen Kaserne eine Kaderschmiede für junge, bereits in Vereinen spielende Talente aus Südamerika, Asien und Europa installieren. Hinter dem Vorhaben stehen nach Angaben des Fränkischen Tags der Bauingenieur Klaus Möller aus Wachenheim (Pfalz) und Thomas Kastler aus Heidelberg, der sich seit vielen Jahren in der Förderung von Fußballtalenten engagiert und ein umfangreiches internationales Netzwerk geknüpft habe. Sie stellten sich Ende März im Eberner Stadtrat vor und bekamen dort Rückenwind für ihre Pläne. Spieler zwischen 18 und 21 Jahren sollen für ein Jahr in der Akademie angeleitet und „mindestens auf Oberliga-Niveau“ gebracht werden, wie es heißt. Spielpraxis will man ihnen durch Einsätze bei kooperierenden Klubs vermitteln. Mix sieht darin eher mittel- bis langfristige Perspektiven für seinen Verein. „Die Spieler müssen erst mal da sein“, sagt er.
Im letzten Pflichtspiel der Abtswinder Ende November 2019 hieß der Gegner ATSV Erlangen. Es ging 2:4 verloren. Vergangenen Samstag waren die Mittelfranken erster Testspielgegner des TSV dieses Sommers. Abtswind siegte mit 3:2.