Im Vereinsheim am Bleichwasen scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, seitdem Bayern Kitzingen von 2012 bis 2017 in der Fußball-Landesliga gespielt hat. An der Wand hängen Meisterfotos, Wimpel und ein Plakat als Erinnerung an den Tag, als der 1. FC Nürnberg 2001 zum 90-jährigen Bestehen kam.
Jochen Paulus und Jakob Günzel haben um dieses Gespräch gebeten, um "einige Dinge klarzustellen". Paulus ist seit drei Jahren zweiter Vorsitzender, Günzel Sportleiter. Wer sich an den Tagen zuvor in Kitzingen umgehört und nach "den Bayern" gefragt hat, dem kamen Gerüchte zu Ohren, der Traditionsverein könne bald keine Mannschaft mehr stellen.
Bayern Kitzingen bleibt weiter eigenständig
Das ist falsch, betonen beide. Auch ein Zusammenschluss mit einem anderen Kitzinger Verein komme für sie nicht infrage. "Es gab eine Anfrage, das stimmt, aber wir haben abgelehnt. Wir bleiben eigenständig", erklärt Günzel. Der Name, das Wappen, die Farben Schwarz und Weiß stünden für Kitzinger Fußball-Tradition. Die gibt man nicht auf.
Es sei richtig, dass nach dieser Saison erneut zahlreiche Spieler den Klub verlassen würden. Einige hätten den Wechsel frühzeitig bekannt gegeben, andere seien während der Runde gegangen. Auch der Trainer Kabil Jabiri, der vor einem Jahr angetreten war, um mit Paulus und Günzel eine neue Perspektive zu schaffen, hört auf: "Meine Entscheidung ist Anfang März gefallen, als sich abgezeichnet hat, dass fast eine ganze Elf den Verein verlassen wird."
Alle drei widersprechen vehement, dass es zwischen Vorstand, Trainer und Mannschaft nicht mehr passe. "Das stimmt überhaupt nicht. Wir drei haben so eng zusammenarbeitet wie noch nie in den drei Jahren, in denen ich Sportleiter bin", sagt Günzel.
Mit neuem Trainer in die nächste Saison
"Jakob, Kabil und ich haben an allen Schrauben gedreht", ergänzt Paulus. "Wir hatten uns diese Saison ganz anders vorgestellt." Nach guter Vorbereitung und aussichtsreichem Start sei "der Schlendrian" eingekehrt, sodass die Kitzinger Bayern zwei Spiele vor Saisonende noch um den Klassenerhalt bangen müssen. Ein Abstieg in die B-Klasse – "wäre ein Desaster", sagt Paulus.
Am Bleichwasen wollen sie den nächsten Anlauf starten, das Flaggschiff des Klubs wieder auf Kurs zu bringen. Dabei helfen will Alfred Gaßner, vor gut 20 Jahren mit dem Klub selbst noch in höheren Ligen unterwegs. Der 41-Jährige, der in Hausen wohnt und als Zerspanungsmechaniker in einem Kitzinger Industriebetrieb auch für Ausbildung zuständig ist, kennt noch jene Zeiten, als die "Raute" glänzte und sich 400, 500 Zuschauerinnen und Zuschauer am Bayernplatz trafen, um die damalige Nummer eins im Landkreis spielen zu sehen.
"Wir müssen noch mal einen brutalen Schnitt machen", sagt Paulus mit besorgter Miene, doch aufgeben wird der 56-Jährige, der schon als Knirps für die Bayern kickte, nicht. Auf dem Tisch liegt ein Zettel, 17 Namen stehen darauf. Ein paar mehr sollen es noch werden, daran arbeiten Günzel und Gaßner derzeit.
Zur neuen Runde würden einige U-19-Spieler zur ersten Mannschaft stoßen. "Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir eine funktionierende Jugend haben, in der alle Altersklassen besetzt sind", sagt Günzel. Woran es aber auch hier fehlt: Betreuer, Trainer, Helfer, Eltern, die mit anpacken. "Es geht um Kleinigkeiten: Trikots waschen, Kuchen verkaufen."
Auch Günzels Posten ist bald vakant, der 24-Jährige gibt ihn aus privaten und beruflichen Gründen ab. Im Oktober müssen die Mitglieder zudem einen Nachfolger für Richard Niedermeier wählen, der als erster Vorsitzender aufhört. Über den Berg sind die Kitzinger Bayern noch nicht. "In den drei Jahren war auch einiges dabei, was viel Energie geraubt hat", gesteht Paulus. Aber noch ist genug Kraft da, einen neuen Anlauf zu starten.