Fast eine Stunde war nach Spielende vergangen, der Regen, der die Bayernliga-Partie zwischen dem TSV Abtswind und der SpVgg Bayern Hof ununterbrochen begleitete, hatte sich verzogen, da stand Hofs Trainer Mikheil Sajaia am Parkplatz vor dem Abtswinder Funktionsgebäude zwischen beiden Sportplätzen und sagte: "Abtswind ist für mich im Moment die beste Mannschaft in der Bayernliga. Wir haben hier verdient verloren."
Mit 3:1 (1:1) hatten die Abtswinder zuvor das Duell mit Sajaias Gelb-Schwarzen gewonnen. Dessen zweitem Satz, dass das Ergebnis den Spielverlauf angemessen wiedergebe, ist dabei uneingeschränkt zuzustimmen. Der TSV hatte vor allem in der zweiten Halbzeit mehr, viel mehr vom Spiel und hätte die Entscheidung durch ein drittes Tor sogar früher als in der Nachspielzeit herbeiführen können.
Claudiu Bozesan zählt keine Siege, sondern fährt besser auf Sicht
Schiedsrichter Joshua Roloff aus Nürnberg, der auch schon das Hinspiel im August in Hof leitete, hatte die Partie im Griff. Während er in der Grünen Au noch achtmal das gelbe Kärtchen gezückt hatte, zog er es diesmal nur zweimal hervor.
Es war Abtswinds zehntes ungeschlagenes Spiel in Folge. "Ich zähle das gar nicht", sagte TSV-Trainer Claudiu Bozesan. "So eine Serie ist natürlich toll. Man fährt aber besser damit, wenn man nur von Spiel zu Spiel schaut." Gefragt nach der letzten Niederlage, musste er, schmunzelnd, doch ein wenig überlegen. "In Donaustauf", fiel es ihm nach kurzer Zeit schließlich ein. Mitte Oktober war das – seitdem: acht Siege und zwei Unentschieden.
Länger in der laufenden Saison ist nur Eintracht Bamberg (20 Spiele) und war die DJK Gebenbach (zwölf) unbesiegt. Sajaia erklärte es, warum der TSV die für ihn "beste Bayernliga-Mannschaft" sei: "Die Mannschaft ist von ihrem Trainer taktisch geprägt. Sie spielt sauberen Fußball, da ist eine klare Handschrift zu erkennen, es gibt keinen, der aus der Reihe tanzt."
Aggressiv störende Hofer stellen Abtswind anfangs vor Probleme
Zu einer insgesamt ausgeglichenen ersten Halbzeit stellte Bozesan fest: "Es war das vierte Spiel nacheinander, in dem wir etwas Zeit brauchten, ins Spiel zu finden." Aggressiv störende Hofer stellten den TSV anfangs vor Probleme. "Nach dem Tor sind wir ein wenig unsicher geworden", beobachtete er nach der frühen Hofer Führung durch Hüseyin Durkan (8.).
Nach 20 Minuten seien die Seinen schließlich besser in der Partie gewesen. Die Folge war der Ausgleich, als Tizian Hümmers Schuss vom gegnerischen Torhüter erst abgewehrt wurde, Fabio Bozesan mit dem Nachschuss aber zum 1:1 traf (31.). "Wir haben in der Abwehr einen Fehler gemacht, und so eine Mannschaft bestraft dich dafür", folgerte Sajaia. Soll es für den Traditionsklub auch in dieser Saison mit dem Bayernliga-Klassenerhalt klappen, "müssen wir jetzt liefern".
In der zweiten Halbzeit waren die Abtswinder feld- und chancenüberlegen. Mehrere Mal waren sie zuvor angerannt, ehe Adrian Dußler mit einem platzierten Schuss aus circa 20 Metern aufs untere linke Eck das 2:1 erzielte (76.). In der Nachspielzeit sorgte Max Hillenbrand mit einem feinen Schlenzer über den Hofer Torhüter für ein klares Ergebnis (90.+3).
Abtswind ist die einzige Bayernliga-Mannschaft ohne Nachholspiel
Die Abtswinder sind nach diesem durch das Wetter so zerrupften Bayernliga-Spieltag – nur drei von neun Partien fanden statt – mit 48 Punkten gleichauf mit den vor ihnen platzierten Eintracht Bamberg und SV Donaustauf, haben aber auch schon deutlich mehr Spiele als die beiden Konkurrenten ausgetragen.
Denn der TSV Abtswind ist die einzige Mannschaft der Bayernliga, die Wind und Wetter trotzte und bislang alle 26 Partien absolvierte. "Das Wetter ist eben kein Wunschkonzert. Wenn du auf dem Feld bist, vergisst du das, bist fokussiert auf das Spiel und willst gewinnen", erklärte ein in seine schwarze TSV-Winterjacke eingemummelter Claudiu Bozesan.
Diese demnächst mal im Schrank zu lassen und gegen luftigere Kleidung zu tauschen, wäre sicherlich nicht nur ihm lieb. Am nächsten Samstag, 8. April, tritt der TSV auswärts in Gebenbach an, die Woche drauf, dann bereits am Freitag, 14. April, in Feucht. Es sind zwei schwierige Aufgaben. Und Gelegenheiten, um sich – Sajaias Worten entsprechend – als "beste Bayernliga-Mannschaft" zu beweisen.