Er war und ist Schiedsrichter mit Leib und Seele. Lutz Wagner, ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter, ist mittlerweile in Sachen Coaching unterwegs. Vor 30 Jahren begann Wagner diese Erfahrungen für eine Tätigkeit als Redner zu nutzen. Seine Vorträge hält er seit 2006 auch in Unternehmen und anderen nicht sportbezogenen Vereinigungen und Verbänden.
Mit 197 Bundesliga-Spielen und mehr als 100 Zweitliga-Einsätzen zählt der Hesse bis heute zu den Bundesliga-Schiedsrichtern mit den meisten Einsätzen. Zum 100-jährigen Bestehen der Schiedsrichtergruppe Haßberge hatte der 59-Jährige die Aufgabe übernommen, in Haßfurt für das Schiedsrichterwesen zu werben. Mit viel Humor und noch mehr Expertise referierte der Lehrwart des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vor knapp 200 Zuhörenden.
Die richtige Vorbereitung als Grundvoraussetzung
"Wir müssen im Fußball dafür sorgen, dass man gerne Schiedsrichter ist", begann Lutz Wagner, immerhin mit 18 Jahren Bundesliga-Erfahrung ausgestattet, seinen Vortrag. Die Schiedsrichter – in Deutschland sind aktuell rund 50.000 Referees aktiv – hätten es mit in der Hand, durch ihr Auftreten die Hemmschwelle für verbale und sogar körperliche Angriffe wieder nach oben zu setzen.
Für ihn, dessen Aufgabenbereich im Deutschen Fußball-Bund (DFB) auch die Nachwuchsförderung im deutschen Schiedsrichterwesen umfasst, sei eine gewissenhafte Vorbereitung auf ein Fußballspiel die Voraussetzung für eine erfolgreiche Spielleitung. Schiedsrichter sollten sich vorab mit den Gegnern auseinandersetzen, deren Spielweise verinnerlichen und in der Lage sein, auch unter Druck die richtige Entscheidung zu treffen. Vor allem aber sollte sich jeder Schiedsrichter immer wieder die Frage stellen: "Was bewirkt meine Entscheidung?"
Empathie, Respekt und Regelkenntnis
"Ihr müsst intelligent an die Sache herangehen, euch richtig positionieren, den nächsten Spielzug antizipieren", machte Wagner klar, dass vorausschauendes Handeln nicht nur die eigene Arbeit erleichtert, sondern auch zu mehr Akzeptanz bei Spielern und Trainern führe. "Wichtig ist Empathie, Respekt und natürlich Regelkenntnis."
Mit mehreren Videoszenen analysierte Wagner unter anderem die Handspiel-Regel, die in den letzten Jahren immer wieder geändert worden sei, bis man heute wieder fast bei der ursprünglichen Regelung gelandet sei. "Bildet euch nicht ein, keine Fehler zu machen", schrieb der Ex-Schiedsrichter seinen Nachfolgern ins Stammbuch. "Holt euch Hilfe, lasst euch betreuen. Alleine schafft ihr das nicht."