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Fussball: Kreisklasse
Warum der SV Neuschleichach noch immer nicht auf dem eigenen Rasen spielen kann
Ein einziges Heimspiel hat der Kreisklassen-Aufsteiger in dieser Saison ausgetragen. Was der Grund ist und wann die Rinbergas-Elf wieder zu Hause ran darf.
So sah der Rasen in Neuschleichach noch im August aus: tiefbraun und komplett unbespielbar.
Foto: Felix Mock | So sah der Rasen in Neuschleichach noch im August aus: tiefbraun und komplett unbespielbar.
Felix Mock
Felix Mock
 |  aktualisiert: 22.03.2024 02:57 Uhr

Tragik, Komik, Hilfsbereitschaft: Die Geschichte vom SV Neuschleichach und seinem kaputten Rasen hat von alldem etwas. Dabei ist das, was dem Aufsteiger in die Fußball-Kreisklasse Schweinfurt 2 im vergangenen August passiert ist, allen voran eines: einfach nur bitter.

Ein paar Wochen zuvor war noch alles eitel Sonnenschein beim Klub aus dem Oberauracher Gemeindeteil, den sie "Althütten" rufen. Unter Spielertrainer Daniel Rinbergas, der auch schon für den FC Sand sowie den FC 05 Schweinfurt aufgelaufen ist, packte der SVN nach fünf Jahren wieder den ersehnten Aufstieg aus der A-Klasse.

Doch mit Rundenbeginn Ende Juli in der Kreisklasse war es vorbei mit positiven Erlebnissen. Zum Auftakt gab's in Wiesentheid eine 0:3-Niederlage, in der Woche darauf zu Hause gegen den TSV Zell gar ein 0:5. Viel schlimmer als die Klatsche: Seither hat der Aufsteiger kein einziges Spiel mehr auf dem eigenen Gelände ausgetragen.

Tiefbrauner, verätzter Rasen in Neuschleichach

Wer diesem Kuriosum auf den Grund gehen will, braucht entweder Ortskenntnis oder darf keine Scheu haben, sich durchzufragen. Denn das Neuschleichacher Sportgelände ist eines der besser versteckten im Landkreis Haßberge. Und eines, das nicht allzu bequem zu erreichen ist. Nicht umsonst steht am Dorfplatz eine eigens eingerichtete Haltestelle, über der auf einem Schild "Mitfahrbank zum Sportplatz" zu lesen ist.

Von dort geht's steil rauf durch den Wald, herum um ein paar vom dichten Blätterdach überdeckten Kehren. Dann liegt er da, der Rasenplatz des SVN. Wer sich im vergangenen Herbst allerdings dort hinauf gemüht hatte, bekam ein unübliches Bild serviert: Tiefbraun, verbrannt, verätzt, schlichtweg vollkommen hinüber war der Platz gewesen. Ein Schild wies darauf hin, dass der Platz gesperrt war und bis heute ist.

Das ist der Schuldige: Der Wegerich hatte sich auf dem Rasen in Neuschleichach breitgemacht.
Foto: Sylvia Peter | Das ist der Schuldige: Der Wegerich hatte sich auf dem Rasen in Neuschleichach breitgemacht.

Schuld an der Misere war ein Wegerich, der sich auf dem Neuschleichacher Rasen breitgemacht hatte. Gartenmagazine nennen diese Art eine "wilde Pflanze mit heilender Wirkung". Fußballer nennen sie wohl schlicht einen Störenfried. Also: Einsatz für den Platzwart.

Der sei seit inzwischen beinahe vier Jahren beim SVN an Bord und habe das Niveau des Platzes auf ein neues Level gehoben, erklärt Jonas Schmitt, Spieler und Teil des Vorstands der Neuschleichacher. Nur machte er, als er dem Wegerich auf die Pelle rücken wollte, einen kapitalen Fehler: "Blöderweise sind die Mittel vertauscht worden", erklärt Schmitt.

Das offensichtlich viel zu scharfe Mittel tötete den Wegerich ab – aber eben nicht nur den, sondern auch den gesamten Rasen. Vom Grün war schnell nichts mehr zu sehen. "Das war brutal. Unseren Platzwart hast du die ersten Tage nicht anzusprechen brauchen. Der war fix und fertig", meint Schmitt rückblickend.

Neuschleichacher Rasen-Dilemma war ein Fall für die Versicherung

Doch Neuschleichach hatte Glück im Unglück. "Zum Glück war es ein Versicherungsschaden", sagt Schmitt, der die exakte Schadenssumme nicht kennt. Zwar ist er auch Kassier beim SVN, doch lief die Abwicklung mit der engagierten Firma direkt über die Versicherung. 

Eine Woche lang waren Garten- und Landschaftsbauer mit der Sanierung des Rasens beschäftigt gewesen. Die komplette obere Schicht ist abgetragen und durch neuen Boden ersetzt worden. Parallel nahmen die Neuschleichacher Kontakt mit Gottfried Bindrim, Vorsitzender des Fußball-Kreises Schweinfurt, auf. Der tauschte das Heimrecht für die anstehenden Partien, Althütten spielte fortan erst einmal nur noch auswärts.

Hilfsangebote aus dem gesamten Landkreis

Die tragisch-komische Geschichte des kaputten Rasens brachte aber auch ein rührendes Element mit sich: Der SVN erfuhr jede Menge Hilfsbereitschaft. Der RSV Unterschleichach bot dem Nachbarklub an, den Trainingsplatz in Oberschleichach mitzunutzen. Auch Marco Schorr, Sportleiter des FSV Krum, rief an, um den Krümler Rasen als Ausweichmöglichkeit anzubieten. Das tat auch der FC Sand sowie der TSV Dankenfeld. Bei Letzterem trägt der SVN bis heute seine Heimspiele aus.

So sieht es beim SV Neuschleichach aktuell aus. Zwar grünt es wieder in Althütten, zum Fußballspielen reicht es aber vorerst noch nicht.
Foto: Felix Mock | So sieht es beim SV Neuschleichach aktuell aus. Zwar grünt es wieder in Althütten, zum Fußballspielen reicht es aber vorerst noch nicht.

Daran wird sich wohl auch bis zum Rundenende nichts ändern. Im Herbst noch hatten die Neuschleichacher gehofft, zumindest die Derbys gegen Kirchaich, Fatschenbrunn oder Untersteinbach in diesem Frühjahr auf dem eigenen Sportplatz austragen zu können. Doch daraus wird wohl nichts werden.

Neuschleichach wohl weiterhin nur auf fremden Plätzen

"Aus der Ferne sieht der Platz schon saftig grün aus", sagt Schmitt. "Aber es gibt noch etliche Stellen, an denen die Saat nicht aufgegangen ist." Das sei allerdings einkalkuliert gewesen. In den kommenden Wochen soll der Grundsaat noch eine weitere Saat folgen. Unterm Strich sei der Platz noch zu empfindlich, um als Spielfeld fungieren zu können.

"Wir haben uns darauf geeinigt, den Platz in dieser Saison in Ruhe zu lassen", sagt Schmitt. Selbst am vorletzten Spieltag, wenn es im Derby gegen Fatschenbrunn geht. "Klar ist das reizvoll, aber der klügere Weg ist es, den Platz noch über den Sommer ruhen zu lassen." Sprich, ihn erst zur neuen Saison wieder in Betrieb zu nehmen. Dann, so sieht es zumindest derzeit aus, wohl wieder in der A-Klasse: Die heimatlosen Neuschleichacher stehen nach 15 Spielen sieglos und abgeschlagen am Tabellenende.

 
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