
Wechselhafter kann ein Fußballjahr kaum verlaufen: im ersten Halbjahr noch unaufhaltsam, traumwandlerisch, furios. Die zweite Jahreshälfte des SV Neuschleichach ist dagegen von Misserfolgen, Rückschlägen und Pleiten geprägt. Das Team um seinen namhaften Spielertrainer Daniel Rinbergas ist mit derzeit nur zwei geholten Punkten eines der erfolglosesten Teams im gesamten Spielkreis Schweinfurt.
Das Jahr 2023 begann gleich mit einem ersten Erfolg für den Verein aus der Gemeinde Oberaurach. Dem damaligen A-Klassisten gelang ein echter Transfercoup. "Sie haben einfach nicht lockergelassen", verrät Daniel Rinbergas. Der mittlerweile 41-Jährige ist in der regionalen Fußballszene seit über zwei Jahrzehnten bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Seine fußballerisch besten Jahre erlebte Rinbergas im Trikot des FC 05 Schweinfurt und des FC Sand. Bei letzterem kickte der Mittelfeldspieler dann tatsächlich auch in den ersten Monaten der Saison 2022/23 noch – als Spielertrainer.
Am Ende etwas tragisch. Nach dem Bayernligaabstieg blieb von der ersten Mannschaft bei den Sandern nicht mehr viel übrig. Die zweite Mannschaft, die im Vorjahr mit Rinbergas Kreisliga-Meister wurde, musste in die Bresche springen und plötzlich auf Landesliga-Niveau mithalten. Die Rechnung der Sander Vereinsführung ging nicht wirklich auf. Die Mannschaft wurde zum meist chancenlosen Punktelieferanten. Nach elf Spieltagen und nur drei Punkten schmiss Rinbergas Ende September 2022 entnervt hin.
"Das nagt immer noch an mir"
"Das nagt immer noch an mir", sagt er heute im Rückblick. Nach dem Aus in Sand habe er ein paar Wochen ohne Fußball gebraucht. "Dann habe ich mir aber gedacht: ganz ohne Fußball geht es doch auch nicht", gesteht er. Mehrere Angebote trudelten ein, den Zuschlag bekam letztlich der SV Neuschleichach, auch dank der familiären Verbindungen in den Ort. Der bisherige Trainer Nico Koch machte bereitwillig Platz für Rinbergas. Nach der Pleitenserie in Sand folgte für Rinbergas eine makellose Erfolgsserie in Neuschleichach. Nach zwölf Siegen aus zwölf Spielen zog der SVN als Tabellenzweiter der A-Klasse 4 in die Relegation ein. Der spielende Coach hatte mit acht Treffern und zehn Torvorlagen auch sportlich großen Anteil am Erfolg. Mit einem 2:1-Sieg gegen die SG Forst II/Hausen machte die Rinbergas-Elf den Aufstieg perfekt. Als Krönung wurde zudem noch zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte der Oberarauch-Pokal gewonnen.
Rinbergas gelang in Neuschleichach dann auch ein kleines Kunststück. Durch die Einsätze in der A-Klasse und in dieser Saison in der Kreisklasse hat der "Zehner" von der A-Klasse bis hoch zur Regionalliga – sogar einschließlich der nicht mehr existenten Bezirksoberliga – in allen Ligen gespielt. "Das schafft auch nicht jeder", sagt der Vollblutfußballer und lacht.
Mit Weltmeister Philipp Lahm auf dem Platz
Vor zwanzig Jahren stand er noch gemeinsam mit Weltmeister Philipp Lahm auf dem Feld, heute mit Chris Neidnig oder Simon Schnös beim SV Neuschleichach. Von der Aufstiegseuphorie ist dort Anfang November aber nichts mehr zu spüren. Außer zwei 1:1-Remis gegen die SG Traustadt/Donnersdorf und die SG Franken 06 Sennfeld setzte es ausnahmslos Niederlagen. "Jeder dachte, dass es so gut weiterläuft", meint Rinbergas. Schon in der Vorbereitung, nach der "Verlängerung" Relegation, zeichnete sich der schlechte Saisonstart durch viele Urlauber und Verletzte ab. "Wir waren nicht in jedem Spiel die deutlich schlechtere Mannschaft", erklärt Rinbergas. "Aber wir haben einfach zu viele individuelle Fehler gemacht." Die Anpassung an die neue Spielklasse dauert also an. Das Potenzial für die Kreisklasse sieht der Coach dennoch nach wie vor. "Eigentlich können wir jetzt auch befreit aufspielen, mit uns rechnet eh keiner mehr."