
Rolf Werner hat wirklich ein schlimmes Jahr hinter sich. Die Insolvenz der Heitec Volleys, der Zwangsabstieg in die Dritte Liga, gesundheitliche Probleme, der Tod seines langjährigen Weggefährten Peter Knieling und dann noch die Corona-Krise.
Der Chef des VC Eltmann hat in den vergangenen Monaten viel mitgemacht, ist mittlerweile aber zur Ruhe gekommen. "Ich war noch nie so ruhig wie jetzt", kann Werner dem sportlichen Stillstand nach dem Ende letzter Woche verkündeten Saisonabbruch sogar etwas Gutes abgewinnen.
Spät stiegen seine Volleyballer in die Saison ein. Die Eltmanner Georg-Schäfer-Halle war gesperrt, so war weder Vorbereitung noch Wettkampf möglich. Den eher misslungenen Saisonstart mit zwei Niederlagen führt Rolf Werner in erster Linie darauf zurück, dass "die Mannschaft bestenfalls zu 50 oder 60 Prozent fit und überhaupt nicht eingespielt war. Aber das hätten wir alles aufgeholt und uns am Ende ganz sicher unter den ersten drei Mannschaften wiedergefunden."
Keine Auf- und Absteiger
Doch das ist alles Makulatur. Die aktuelle Saison ist komplett gestrichen, Auf- und Absteiger wird es nicht geben. Der Volleyball in der Dritten Liga und der Regionalliga ruhe mindestens bis September, das teilte der Verband auf seiner Internetseite mit.
Die Spieler müssen solange natürlich ohne Volleyball auskommen. Auch Tobias Werner. Als Libero mit satter Erfahrung aus den Ligen eins und zwei ausgestattet, hat auch der 23-Jährige "ein schwieriges Jahr" hinter sich. "Es war natürlich schlimm für einen Sportler. Insolvenz, Zwangsabstieg, Corona ... Man ist darauf fixiert, seine beste Leistungen abzurufen, und dann geht der Traum von der ersten Liga, kurz nachdem ich ihn mir erfüllen konnte, zu Bruch", kommentiert er die Insolvenz der Heitec Volleys.
Umso erfreulicher sei der Neustart in der Dritten Liga gewesen. "Die Saisonunterbrechung, ohne zu wissen, ob und wann es weiter geht, war dann gleich ein weiterer Schlag. Ich will ja gewinnen und nicht warten", ist der Sohn von Rolf Werner verständlicherweise enttäuscht über die vergangenen Monate.
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"Wir haben alle lange gehofft, dass es im Januar wieder weitergeht. Als das dann aber nicht der Fall war, war eigentlich klar, dass der Abbruch kommt," war die Entscheidung des Deutschen Volleyball-Verbandes, die Saison abzubrechen, für beide Werners keine wirkliche Überraschung mehr. "Ich hatte damit sogar früher gerechnet," wirft Tobias Werner ein.
"Letztlich sind wir froh, dass nun abgebrochen wurde, alles andere hätte keinen Sinn mehr gehabt. Klar ist es schade, aber absolut nachvollziehbar," sind sich Vater und Sohn einig.
"Die Ansteckungsrate im Sport kann schon hoch sein", hat Tobias Werner beobachtet. Er nennt die mittlerweile zahlreichen Corona-Fälle beim Fußball-Bundesligisten Bayern München als Beispiel, und rückt die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler klar in den Vordergrund.
Cooles Team mit viel Erfahrung
Rolf Werner hatte sich nach dem erneuten Rückschlag in Sachen Erstliga-Volleyball im Sommer erneut der Verantwortung im Verein gestellt. "Ich hatte für mich die Entscheidung getroffen, den Neustart mit anzupacken, wenn das gewünscht wird und ich genügend Mitstreiter finde." Und die fand er. 14 Personen umfasst das Organisationsteam der Eltmanner Volleyballer, das sich seit Sommer vergangenen Jahres um den Neuaufbau des Vereins kümmert.

Auch die Mannschaft fand sich schnell. Größtenteils Spieler, die 2018 die Meisterschaft in der Zweiten Liga Süd holten, danach kürzer treten wollten und nun, nach der Meisterschaft in der Bayernliga, gleich wieder in der ersten Mannschaft aktiv sind. "Wir haben ein echt cooles Team mit viel Erfahrung aus der ersten und zweiten Liga. Und wir haben alle nur ein Ziel: Wir wollen Volleyball spielen, es juckt in den Fingern", meint der vom Libero zum Außenangreifer umgestiegene Linkshänder.
Tobias Werners Kampfansage
Tobias Werner hat nun dank der bis in den Sommer verhängten Volleyball-Pause genügend Zeit, sich nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Betriebswirtschaftsstudium in der Arbeitswelt einzufinden. Ab 1. März ist er in Ingolstadt angestellt. Dem Volleyball in Eltmann wird er aber treu bleiben, denn seinen neuen Job kann er größtenteils im Eltmanner Homeoffice ausüben.
Im Spätsommer "werden wir neu angreifen und auch etwas reißen. Bis jetzt konnten wir ja noch nicht zeigen, wie gut die Mannschaft ist", glaubt Tobias Werner, dass der Volleyball in Eltmann im Herbst – sollte es dann wieder in die Halle gehen – zu alter Stärke zurückfindet.