
Ursprünglich ist er ja gar nicht von hier. Trotzdem ist Marco Heumann, geboren in Coburg und fußballerisch aufgewachsen beim oberfränkischen TSV Sonnefeld, in Sachen Amateurfußball im Landkreis Haßberge informiert wie kaum sonst jemand. Das kommt nicht von ungefähr.
Seit den 1990er-Jahren ist der 55-Jährige, der in Unterhohenried seine neue Heimat gefunden hat, in der ein oder anderen Funktion auf den hiesigen Plätzen unterwegs – als Jugendtrainer, als Sportreporter, als Fußballpapa. Und seit dieser Saison steht er gar im Männerbereich an der Seitenlinie. Mit dem FC Sand II tritt Heumann in der Kreisklasse Schweinfurt 3 an.
Wie es zu diesem Schritt gekommen ist, ob die Reportertätigkeit dafür von Vorteil ist und wie er den Amateurfußball im Landkreis im Verlauf der zurückliegenden Jahrzehnte einschätzt, sagt Heumann im Interview.
Marco Heumann: Das ist eine gute Frage. Ich bin mal in Rumänien bei der Einweihung eines Stücks des Donau-Radwegs von einem rumänischen Fernsehsender interviewt worden. In meiner Funktion als Fußball-Trainer gab es das aber tatsächlich noch nie. Da war ich bisher immer der Fragesteller für andere Trainer oder Spieler.
Heumann: Zufrieden bin ich, wenn ich das Gefühl habe, dass die Person, mit der ich rede, sich wohlfühlt. Und dass deshalb mehr als die üblichen Phrasen herumkommen. Es soll sich kein Frage-und-Antwort-Spiel, sondern ein Gespräch entwickeln. Entscheidend ist dabei, eine persönliche Ebene zu finden und den Leuten respektvoll und auf Augenhöhe zu begegnen.
Heumann: Da gibt es gar keine Probleme. Die Kreisklasse 3 betreue ich für "anpfiff.info" ja schon etwas länger. Dadurch kenne ich in unserer Liga nahezu alle handelnden Personen, vor allem die Trainer. Außerdem sind in jeder Mannschaft ein, zwei Spieler dabei, die ich in meiner Zeit als Trainer im Jugendbereich irgendwie schon kennengelernt habe. Entweder beim Stützpunkt, in meinen eigenen Teams oder als regelmäßiger Gegner. Das ist schon ein Vorteil.
Heumann: Ich habe meinen Trainerschein vor etlichen Jahren nicht gemacht, um ihn in einer Schublade vergammeln zu lassen. Das Traineramt jetzt fühlt sich ein bisschen wie ein Abschluss an: Ich habe mit den Jungs von der Zweiten alle Altersstufen von der U 7 bis zu den Männern betreut. Konkret war es so, dass der Verein mich im Winter gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, aus der U 19 hochzurutschen und die Zweite zu übernehmen. Und ich habe dem gerne zugestimmt.
Heumann: Sie würden sicher sagen, dass er ein sehr emotionaler Trainer ist – immer noch. Einer, der will, dass seine Mannschaft aktiv Fußball spielt und nicht nur abwartet. Und einer, der viel Wert darauf legt, dass im Training viel in Spielformen passiert. Mir sind Bälle lieber als Laufschuhe.
Heumann: Ich bin ein Michael-Kotterba-Trainer. Klar, er hat mich ja ausgebildet. Von ihm habe ich nicht nur fachlich, sondern auch menschlich viel mitgenommen. Ich habe zudem eine hohe Meinung von Trainern, bei deren Mannschaften du die Spielidee erkennst. Dazu gehört für mich Matthias Strätz, von dem ich auch menschlich sehr viel halte. Oder Stefan Stretz, mit dem ich mich immer wieder gerne über Fußball austausche. Außerdem muss ich Markus Storch nennen. Einfach deshalb, weil ich es für eine große Qualität halte, wenn ein Trainer kontinuierlich über zehn Jahre bei einem Verein, wie er bei den Sportfreunden Unterhohenried, arbeitet, eine Mannschaft aufbaut – und dabei kaum nennenswerte Abgänge hat.
Heumann: Ich sehe vieles mit Sorge. Die Mannschaften werden weniger, die Spielgemeinschaften mehr. Ein zweiter Punkt: Talentierte, junge Fußballer haben im Landkreis inzwischen nur noch ganz wenige Möglichkeiten, sich höherklassig zu beweisen. Oberhalb der Bezirksliga haben wir ja nur noch die DJK Dampfach. Allerdings sehe ich insgesamt einen großen Qualitätsverlust. Höherklassige Vereine finden im Landkreis kaum noch Spieler, die ihnen weiterhelfen könnten, weil schlicht die fußballerische Qualität in der Masse fehlt.

Heumann: Ein Stück weit ist man da sicher machtlos. Was aber auch daran liegt, dass viele Vereine dieser Entwicklung hinterherrennen. Es geht wohl nur über Spielgemeinschaften, daran wird sich nichts mehr ändern. Und die müssen frühzeitig eingegangen werden. Nicht erst dann, wenn es nicht mehr anders geht. Die Entscheidung für eine SG sollte in einem Moment der Stärke passieren, wenn beide oder mehrere Partner noch nicht müssen. Nur dann kann man einen solchen Prozess auch gestalten. Aber daran, dass viele junge Spieler einfach irgendwann wegbrechen, wird sich nichts ändern. Wenn ich wüsste, wie man das stoppen könnte, wäre ich wohl ein reicher Mann.
Heumann: Punktuell kannst du immer noch eine gewisse Begeisterung erreichen. Dafür ist Erfolg ein wichtiger Faktor. Und es kommt darauf an, wie Vereine das pflegen. Wer sich nicht ums Umfeld bemüht, spielt irgendwann vor fast gar keinen Zuschauern. Die jungen Generationen stehen einfach nicht mehr so zum Fußball, wie das früher noch der Fall war. Nur wenige Vereine schaffen es heute noch, ein funktionierendes Vereinsleben zu pflegen und vorzuleben. Vor allem nicht kontinuierlich. Das ist leider so. An die Zuschauerzahlen von früher wirst du aber wohl nie mehr herankommen. Der Stellenwert ist einfach ein anderer.
Heumann: Ganz allgemein finde ich lokalen Fußball gut und wichtig. Mein Antrieb als Reporter sind die vielen, guten Gespräche und Begegnungen mit Leuten, die das ähnlich sehen. Und auch der fachliche Austausch mit anderen Trainern. Das alles macht mir irrsinnig viel Spaß. Aus Trainersicht macht es mir einfach unglaublich Spaß, mit jungen Menschen zu arbeiten. Ich bin unglaublich froh, den Schritt in den Männerbereich gemacht zu haben. Das ist noch einmal eine neue Erfahrung und Herausforderung. Meine Sander Mannschaft ist nicht nur eine junge, sondern auch eine unglaublich willige. Das gibt mir viel zurück.
Heumann: Der FC Sand ist wichtig für die Region, weil er einer der wenigen Vereine hier ist, der bereit ist, im Nachwuchsbereich im Leistungsbereich, also in Ligen auf Bezirksebene, zu arbeiten. Und der FC Sand kann wieder richtig wichtig werden, wenn der vor zwei Jahren eingeschlagene Weg weitergegangen wird. Falls in der Ersten und auch in der Zweiten konsequent auf die eigene Jugend gesetzt wird. Momentan gibt es in beiden Teams richtig viele Eigengewächse. Und es kommen in den nächsten Jahren noch richtig talentierte Spieler aus der Jugend nach. Dann kann Sand auch wieder das Aushängeschild werden. Im Moment muss man sich diesen Titel ganz klar mit der DJK Dampfach, die seit Jahren sehr gute Arbeit leistet, teilen.