Er hat sich die Entscheidung weiß Gott nicht leicht gemacht. Seit Wochen kreisen Stefan Klemms Gedanken um die Zukunft, seit Wochen ist er mit seiner Familie und seinem Co-Trainer und Kumpel Dominik Rippstein im Gespräch. Jetzt steht sein Entschluss fest: Der 39-Jährige wird den VfR Hermannsberg verlassen: "Ich werde im Sommer definitiv aufhören", bestätigt Klemm. Zur neuen Spielzeit muss der Verein aus der Kreisliga Schweinfurt 2, der mit 24 Punkten aus 18 Spielen im Tabellenmittelfeld überwintert, eine neue Lösung finden.
Nach dann vier Saisons ist für Klemm also Schluss beim VfR. Der ehemalige Bayernliga-Torhüter, der als Spieler für den FC Eintracht Bamberg, den FC Haßfurt, den FC Sand, den FSV Krum, den FC Augsfeld und auch in dieser Saison bereits neun Mal für den VfR Hermannsberg aktiv gewesen war, nennt mehrere Gründe, wieso die Zeit gekommen ist. Einer aber überwiegt deutlich: Klemms neuer Job im öffentlichen Dienst, bei dem er häufig Bereitschaftsdienst hat, macht einen Trainerjob wesentlich schwieriger realisierbar.
Vom Fußballplatz rein ins Auto und ab zur Arbeit
"Bei unserem letzten Spiel in Fatschenbrunn hat mein Handy an der Seitenlinie geklingelt. Da war es zum Glück nichts Dringendes, aber es hätte gut sein können, dass ich mich hätte auswechseln lassen müssen, um dann sofort zur Arbeit zu fahren", erklärt der scheidende Trainer. Alles andere als ideale Voraussetzungen für einen Kreisliga-Coach. "Das ist sicher ein Nachteil, aber mir macht der neue Job auch riesigen Spaß." Hinzu zu dieser beruflichen Veränderung gesellen sich private Verpflichtungen und schlicht die Dauer, die Klemm nun schon in Hermannsberg ist: "Mein Eindruck ist, dass der Mannschaft nach dann vier Jahren auch eine neue Ansprache guttun würde."
Dass es keine leichte Entscheidung war für den Torhüter, das wird im Gespräch klar. Großartige vier Jahre hätte er dann in Hermannsberg verbracht, sicherlich werde er im kommenden Mai mit einem weinenden Auge gehen. "Ich habe in Hermannsberg keinen gekannt. Einen wie Johannes Rippstein, der sportliche Leiter beim VfR, kannst du dir nur wünschen, wenn du als Trainer anfängst", erzählt Klemm. "Er stand immer zu hundert Prozent hinter mir, er ist der Vater der Mannschaft. Da ist in den vier Jahren eine echte Freundschaft entstanden, wie mit vielen in der Mannschaft. Ich werde hier als Freund gehen."
Stichwort Freundschaft: Kumpel und Co-Trainer Dominik Rippstein, über den Klemm überhaupt erst zum VfR gekommen ist, weiß natürlich schon länger Bescheid, dass sich etwas verändern könnte in Hermannsberg. Eine Entscheidung, was die eigene Zukunft angeht, hat der 35-Jährige aber noch nicht gefällt. "Ich lasse das alles auf mich zukommen", sagt er. "Aktuell sind alle Optionen für mich denkbar." Rippsteins Zukunft steht also in den Sternen. Sicher aber ist: "Die vier Jahre mit Klemmi hier waren überragend."
Klemm selbst weiß, welch großer Einschnitt ihn da im kommenden Sommer erwarten wird. "Ich bin seit 32 Jahren quasi mit dem Fußball verheiratet. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass ich für immer wegbreche", sagt er. "Fakt ist aber, dass es so mit meinem neuen Beruf erstmal nicht mehr funktioniert. Ich habe gerade auch gar keinen Kopf dafür, mir zu überlegen, was ich irgendwann mal wieder machen werde. Ich werde dann erstmal Abstand brauchen."
Den Fußball für alle Zeit aus seinem Leben zu streichen, das scheint ihm dann aber doch sehr unrealistisch. "Ich lebe den Fußball, mir macht auch das Trainersein mega Spaß. Von daher wird es irgendwann bei mir in Sachen Fußball sicher wieder weitergehen." Irgendwann eben. Wann, das will er ganz in Ruhe auf sich zukommen lassen.