
Der zweite Abstieg in Folge des FC Sand wird nicht mehr zu verhindern sein. Bei noch elf Spielen vor der Brust steht die "Korbmacher-Elf" mit nur sechs Punkten, 24:100 Toren und 17 Punkten Rückstand auf die Relegationsplätze aussichtslos auf dem vorletzten Tabellenplatz der Fußball-Landesliga Nordwest. Warum die Saison irgendwie trotzdem als Erfolg gewertet werden darf, erklärt Coach Maximilian Zang, der selbst von sich mit einer Prise Selbstironie sagt, "jede Tabelle Deutschlands öfter anzusehen als die der Landesliga Nordwest."
Im Nachholspiel am Dienstagabend war Zangs Mannschaft im Derby in Dampfach vor 800 Zuschauenden alles andere als ein wehrloser Punktelieferant. Die Sander Elf brachte die deutlich favorisierte DJK Dampfach, in deren Mannschaft sich auch allerhand ehemalige Sander tummeln, gehörig ins Wanken. Erst mit einem späten Tor entschied die neue fußballerische Nummer eins in den Haßbergen das Derby mit 2:1 für sich.
Der FC Sand will sich mal wieder belohnen
Zang ärgert sich, dass seine Spieler sich in diesem Jahr für ihren Aufwand und die starken Leistungen in den drei bisherigen Spielen nicht belohnen konnten. Auch Spitzenreiter Coburg konnte gegen Sand erst in den letzten Minuten auf die Siegerstraße einbiegen (3:1), der TSV Gochsheim mühte sich zu einem umkämpften 1:0 im Sander Seestadion. "In den Spielen hatten wir keine Durchhänger, sind extrem viel gelaufen, der Aufwand war einfach brutal hoch", findet der Spielertrainer, der dieses Jahr aus gesundheitlichen Gründen selbst noch nicht auf dem Feld mitwirken konnte.
Auch wenn 2023 noch kein Zähler heraussprang – die Mannschaft des FC Sand, die fast ausschließlich vergangenes Jahr noch zwei Ligen tiefer in der Kreisliga spielte, ist mittlerweile absolut konkurrenzfähig in der Landesliga. In der Hinrunde war dies oft noch anders. Mitunter mussten heftige Klatschen weggesteckt werden: 1:8 gegen Friesen, 0:6 gegen die FT Schweinfurt, 1:7 gegen Röllbach. Bei der deftigsten Schlappe, der 0:9-Heimniederlage gegen Alemannia Haibach – schon zur Halbzeit stand es 0:8 – war Zang nicht anwesend. An diesem Spieltag kommt es am Samstag ab 16 Uhr zum Rückspiel.
"Unser Hauptziel wird dort sein, das Hinspielergebnis vergessen zu machen", verrät Zang vor dem Duell gegen den Tabellendritten (49 Zähler). "Das war mit Abstand der Tiefpunkt der Saison." In der Trainingswoche danach war damals deutlich zu merken, dass die Pleite Spuren hinterließ. "Ich denke, das war der einzig echte Durchhänger." Der einstige Jugend-Bundesliga-Spieler des 1.FC Nürnberg glaubt durchaus an die Revanche: "Wir fahren nach Haibach, um zu gewinnen. Ich habe noch nie Fußball gespielt, um knapp zu verlieren oder unentschieden zu spielen."
Viele aus der derzeitigen Zang-Elf wollen bleiben
Die Mannschaft des FC Sand, die Rückschläge im Wochenend-Takt zu verarbeiten hat, ist auf ihre Weise bewundernswert. "Gerade, wenn ich mir die Spieler einzeln ansehe, ist es positiv, zu sehen, welche Entwicklung sie genommen haben", findet der Coach. Der Sprung ins kalte Wasser, direkt von der Kreis- in die Landesliga, war enorm. "Es ist schwer in Worte zu fassen. Es ist einfach bemerkenswert und außergewöhnlich, wie die Jungs immer noch mitziehen", adelt Zang, der nach eigener Aussage auch häufig etwas Psychiater in der Kabine spielen muss, seine Truppe. "Es ist nicht einfach, überhaupt eine Entwicklung zu machen, wenn du Woche für Woche auf die Fresse bekommst."
Viele haben dem Verein bereits für die kommende Saison zugesagt. "So eine Geschichte ist wahrscheinlich auch nur mit einem echten Sander Haufen möglich. Sonst hätten uns zur Winterpause bestimmt schon viele Spieler verlassen", denkt Zang, der nach der Runde übrigens seine Fußballschuhe an den Nagel hängt und auch als Trainer erst einmal nicht weitermacht. Privat- und Berufsleben lassen eine zusätzliche intensive Belastung nicht mehr zu, verrät er. "Bei mir war es schon immer so: Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent. Zeitlich ist für mich der Trainerjob, so wie ich ihn ausführen möchte, einfach nicht mehr zu machen." Sein Nachfolger steht auch schon fest: Christian Breunig wird zur Saison 2023/24 übernehmen – nach menschlichem Ermessen in der Bezirksliga. Dann wird aber bestimmt auch mal wieder öfter "auf der richtigen Seite" gejubelt im Seestadion.