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Volleyball, 1. Bundesliga
Eltmann lässt die Insolvenz in Bamberg
In der Georg-Schäfer-Halle peitschten 900 Zuschauer ihre Heitec Volleys zu einem glatten 3:0-Sieg über Bühl. Warum nicht nur die Fans von der Stimmung begeistert waren.
Rafal Prokopczuk (links) war der Spieler des Abends. Der polnische Zuspieler setzte seine Angreifer wie hier Mathäus Jurkovics immer wieder gut in Szene. 
Foto: Daniel Löb | Rafal Prokopczuk (links) war der Spieler des Abends. Der polnische Zuspieler setzte seine Angreifer wie hier Mathäus Jurkovics immer wieder gut in Szene. 
Matthias Lewin
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:07 Uhr

"Wir machen unseren Job, solange wir unseren Job machen dürfen", meinte Eltmanns Trainer Marco Donat vor der Partie. Die drohende Insolvenz, am Montag geht es zum Amtsgericht, sollte für das letzte Spiel des Jahres keine Rolle spielen. Wenn sie das doch tat, dann höchstens als zusätzliche Motivation. Motivation für die Spieler, die den Gast aus Bühl mit 3:0 aus der Halle jagten, und Motivation für die Fans, die die enge Georg-Schäfer-Halle in Eltmann in ein Tollhaus verwandelten.

Das Match wurde quasi zu einer Demonstration für Eltmann und gegen Bamberg. Die Eltmanner Fans trommelten und schrien in ihrem Wohnzimmer, einerseits durch Begeisterung über die Leistung ihrer Mannschaft, andererseits durch den lauten Protest über den Umzug nach Bamberg, der mittlerweile aber Geschichte zu sein scheint. Es ist kaum vorstellbar, dass die Heitec Volleys, sollte die Saison denn zu Ende gespielt werden, noch einmal in die Brose-Arena zurückkehren.

"Ich hoffe, dass wir in Eltmann bleiben."
Bernhad Filker, Fan der Heitec Volleys

"Genial", "Spitze"- lauteten die Kommentare der Fans zur Stimmung in der Halle. "Ich hoffe, dass wir in Eltmann bleiben und mit dem Geld zurecht kommen", äußerte Bernhard Filker seinen Weihnachtswunsch. Und auch die Spieler konnten den Unterschied zwischen Arena und Halle ausmachen: "Dass die 900 Zuschauer in Eltmann wesentlich mehr Radau machen als in Bamberg, war klar zu sehen", meinte Eltmanns Eigengewächs Tobias Werner, der diese Stimmung "schon vermissen" würde. Die schwierige Situation der Insolvenz hätte er komplett ausblenden können, ebenso wie Mathäus jurkovic. Der 2,08 Meter große Mittelblocker hat sich "von der Stimmung tragen lassen" und geht nun mit einem "guten Gefühl in die Weihnachtsferien".

Die Mannschaft ließ sich natürlich von der Stimmung auf der Tribüne und neben dem Feld, wo soch der Fanclub "Red Barons" die Seele aus dem Leib trommelte, anstecken. Mitte des ersten Durchgangs führte Eltmann mit 16:10, ließ die favorisierten Gäste dann aber noch einmal herankommen, bevor Carlos Antony den Sack zum 25:22 zumachte.

Die Nerven behalten

Auch im zweiten Satz spürte man den unbedingten Willen der Eltmanner, dem wirtschaftlichen Aus die Stirn zu bieten. Bühl blieb zwar immer in Schlagdistanz - auch durch sechs Eltmanner Aufschlagfehler - doch brachte Mathäus Jurkovics den Satz nach Hause. Diesmal schien Eltmann auch in den entscheidenden Phasen die Nerven zu behalten.

Dass Satz drei auch der letzte Satz in dieser Partie sein sollte, konnte man da zumindest schon ahnen. Und als Carlos Antony nach nur 79 Minuten den ersten Matchball  mit einem Schmetterball die Linie entlang verwandelte, wurde der Lärm in der Halle noch lauter. Was folgte, war ein Tanz auf dem Parkett, Umarmungen mit den Fans und eine anschließende Feier im kleinen Foyer anstatt in der VIP-Longue. Klein, aber oho - so will es das Eltmanner Publikum, und so wollen es augenscheinlich auch die Spieler.

Jetzt erst recht

"Ich bin total stolz auf meine Jungs", strahlte Marco Donat nach der Partie. Definitiv sei da eine "Jetzt-erst-recht-Reaktion" dabei gewesen. "Wir haben die Nachricht über die Insolvenz am Donnerstag bekommen, trotzde mhaben die Jungs die Vorbereitung auf das Spiel professionell durchgezogen. Und das war der Schlüssel zum Erfolg." Die Stimmung in der Halle hätte nicht besser sein können, "wir hätten natürlich nichts dagegen, in Eltmann zu spielen. Das ist unsere Heimhalle."

Der Matchball in der Georg-Schäfer-Halle:

Mit ihrer starken Vorstellung hat die Mannschaft gezeigt, dass sie in der Ersten Liga durchaus mithalten kann - zumindest sportlich. Was die wirtschaftlichen Dinge anbelangt, darüber entscheidet die Liga in den kommenden Wochen. Am Montag geht es für die Eltmann Volleys GmbH erst einmal zum Insolvenzgericht, dann setzen sich Gechäftsführung, Liga-Vorstand und Insolvenzverwalter zusammen, und werden die Situation unter die Lupe nehmen. Ob und wie es weitergeht, ist noch nicht absehbar. Der Standort Bamberg scheint allerdings erst einmal der Vergangenheit anzugehören.

Die Statistik des Spiels
Volleyball, 1. Bundesliga
Heitec Volleys Eltmann -
Volleyball Bisons Bühl 3:0 (25:22, 25:22, 25:21)
Eltmann: Watanabe (Libero) - Peta, Halanda, Prokopczuk, Jurkovics, Hamzagic, Van der Ent, Antony.
Bühl: Stöhr (Libero) - Szabó, Thiel, Goralik, Demar, Vaskelis, Petty, Roatta, Orthmann, Schmidgall, Quafarena, Balster.
Schiedsrichter: Henning Schaum (Berlin), Yakup Kirli (Berlin). Zuschauer: 900 (in Eltmann). MVP Gold: Rafal Prokopczuk (Eltmann). MVP Silber: Corbin Balster (Bühl).
 
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  • M. S.
    Der Mannschaft, dem Trainer und auch Bamberg ist sicher kein Vorwurf zu machen...

    Allerdings kann ich es nicht verstehen das hier (und auch anderswo) bisher kaum Kritik und Nachfragen aufgekommen sind? Scheinbar hat man aus der Vergangenheit rein gar nichts gelernt! Wenn ich weiß das ich kein Bundesligateam nachhalitg finanzieren kann und gleichzeitig noch (unnötigerweise) eine Riesenhalle miete die nicht gefüllt werden kann man sich schon fragen ob hier der benötigte Sachverstand auch nur ansatzweise vorhanden gewesen ist?

    V.a. die Sache mit der Halle ist absolut nicht zu verstehen! Wenn man dann noch bis zum bitteren Ende Mannschaft, Trainer, Fans und Ehrenamtliche im Unklaren lässt zeugt das auch nicht gerade von "Anstand und Moral".
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