Sportlich will Markus Wlacil den angestrebten Aufstieg in die Fußball-Bezirksliga mit dem FC Haßfurt erreichen – nur fehlt ihm der rechte Glaube daran, dass die Politik dies auch wirklich zulässt. Der Vorstand Sport beim Haßfurter Traditionsverein, der in den 70-ern in der Bayern- und danach jahrzehntelang in der Landesliga eine große Nummer nicht nur im Landkreis war, hat einiges vor. Dass der geplante oder zumindest erhoffte Weg allerdings weit, sehr weit, sein wird, weiß auch Wlacil: "Erst einmal steht natürlich nur der Klassenerhalt in der Bezirksliga zur Debatte", sieht der 54-Jährige seinen Verein auf jeden Fall schon eine Etage höher, will aber keine Luftschlösser bauen. Auch "wenn ich oder vielmehr wir auch schon weiter denken".
Trainer-Quartett
Dabei wäre es ihm lieber, den Zweikampf mit Verfolger Stadtlauringen auf dem Platz auszutragen. Die SG ist lediglich drei Zähler hinter dem FC (1./42 Punkte) auf Platz 2 und der einzig verbliebene Titelkonkurrent. Wlacil bescheinigt dem FCH jedenfalls schon einmal die Bezirksligareife. Die Weichen für die nächst höhere Ebene habe man im Verein bereits gestellt. Mit Sohn Louis Wlacil und Janik Full hat der FCH zwei junge Spielertrainer auf dem Platz, von außen unterstützt Manfred Fehlbaum das Duo mit seiner Erfahrung, und seit kurzem steht mit Jochen Full auch ein Torwarttrainer zur Verfügung. Was fehlt, ist eine eigenständige Reserve – die zweite Mannschaft ist in einer Spielgemeinschaft mit dem TSV Wülflingen am Start – und vor allem die eigene Jugend.
"Da haben wir vor etlichen Jahren einiges verschlafen", weiß Wlacil, dass der Verein – vor rund 20 Jahren mit der Jugend noch in der Bayernliga beheimatet – die Nachwuchsarbeit hat schleifen lassen, bis der FC mit seiner Jugend in die inzwischen aufgelöste JFG Haßfurter Maintal ging. "Es ist aber definitiv unser Ziel, wieder eine eigene Jugend zu bekommen, und das werden wir jetzt auch verstärkt angehen", verspricht der Sportchef. Er weiß aber auch, dass ein Fingerschnippen nicht ausreicht, um die Jugend wieder an die Flutbrücke zu bringen. Die Konkurrenz ist groß – auch außerhalb des Fußballs.
Alte Gräben zuschütten
Wlacil hat auch schon beim TV Haßfurt vorgefühlt. "Kann man in Haßfurt, was die Jugend betrifft, nicht einfach zusammenarbeiten?", fragt er und hofft darauf, die alten, immer noch vorhandenen Gräben zwischen den beiden Kreisstadt-Klubs zuschütten zu können. Wie nötig das wäre, zeigt Wlacil auf: "Der Zustand der ,Rest-JFG', größtenteils in Augsfeld aktiv, ist katastrophal", kritisiert Wlacil. "Ein Teil wechselt jetzt zu den Dreiberg-Kickers nach Knetzgau, ein Teil zum TV Haßfurt, in den restlichen Vereinen wird es eine Jugend bald nicht mehr geben", prophezeit der B-Schein-Inhaber der Jugendarbeit in und um Haßfurt schwere Zeiten.
"Fußball soll den Kindern Spaß machen, das ist doch das A und O", beschreibt der Reckertshäuser sein Ansinnen. Ob das beim FC Haßfurt, beim TV Haßfurt, beim SV Hofheim oder wo auch immer passiert, ist doch völlig Banane." Und: "Ohne Jugend wird es einen Verein in zehn oder 15 Jahren nicht mehr geben." Aus diesem Grund hat Wlacil die Jugendarbeit an der Flutbrücke ganz nach oben auf die Agenda gesetzt. Auch hinsichtlich einer dann wieder eigenen Reservemannschaft.
Aktuell steht aber erst einmal der Aufstieg der Ersten Mannschaft in die Bezirksliga im Fokus. "Auf jeden Fall", beantwortet Wlacil die Frage, ob der FC fit genug ist für die Meisterschaft in der Kreisliga. "Wir haben eine super Truppe, ein sehr gutes Klima." Und das offensichtlich nicht nur auf dem Platz. "Es gehört dazu, dass die Bude sauber gehalten wird, dass der Bratwurststand besetzt ist, dass Wasser gebracht wird. Und das läuft im gesamten Team ganz hervorragend. Die Jungs ziehen super mit." Damit meint Wlacil derzeit noch das Funktionärsteam. Künftig sollen aber auch die Spieler ihre Aufgaben im außersportlichen Bereich bekommen. "Die sind aber auch bereit dazu", ist der Bauleiter zuversichtlich.
Bis vor wenigen Jahren war das anders. Da hatte Manfred Stühler alles, was anfiel, selbst erledigt. Egal ob Wasser kaufen und bereitstellen, Bratwürste grillen oder Stadiondurchsagen machen. Und noch immer ist der mittlerweile 74-Jährige nicht wegzudenken, führt nach dem Tod von Frank Pommer das FC-Sportheim. Die anderen Aufgaben wurden mittlerweile aber auf mehrere Schultern verteilt. "Es geht doch nicht, dass da einer mit der Kasse um den Sportplatz läuft und auch noch das Mikrofon für die Durchsagen in der Hosentasche hat. Das ist jetzt alles sauber aufgeteilt und für mich schon ein Fortschritt."
Wlacil rechnet mit Saisonabbruch
Das ist aber noch Zukunftsmusik. Aktuell steht die Frage nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Raum. Wlacil glaubt nicht, dass die aktuelle Saison sportlich zu Ende gebracht wird. "Ich persönlich bin der Meinung, es wird abgebrochen." Er geht davon aus, dass die derzeitige Tabelle für Auf- und Abstieg herangezogen wird. "Und selbstverständlich würden wir als Tabellenführer dann unser Aufstiegsrecht wahrnehmen, auch wenn ich es eigentlich sportlich ausspielen möchte."
Bis dahin trainiert der FC Haßfurt, bestreitet Testspiele, hat gegen die Bezirksligisten aus Unterspiesheim (2:1) und Steinbach (3:1) gewonnen. "Wir setzen das, was wir aktuell dürfen, zu 100 Prozent um, als würde es kein Corona geben", so Wlacil. "Unsere beiden Spielertrainer lernen von Manfred Fehlbaum. Der hat die Zeit, auch vormittags Training für Schichtarbeiter anzubieten. Und die Spieler nehmen das auch an", freut sich der Sportchef über den offensichtlichen Ehrgeiz der Kicker und das Engagement des ehemaligen Schweinfurter Co-Trainers.
Mit dabei sind auch die beiden Neuzugänge Maximilian Mahr vom FC Nassach und Lucas Wirth vom TSV Forst. Die als Neuzugänge eigentlich schon gemeldeten Dominik Heide und Sven Tropper werden aber noch bis zum Saisonende beim TSV Knetzgau bleiben, Keeper Johannes Eschbach hat den FC hingegen verlassen, wechselt zur SG Rügheim/Mechenried.