Viele Amateur-Fußballvereine plagen Nachwuchssorgen und Zukunftsängste. Auch der FC Knetzgau kämpft ums Überleben. Und hat ein Mittel gefunden, wie das gelingen kann: er setzt auf die Integration von Geflüchteten in seinen Spielbetrieb. „In den letzten Jahren haben wir durch gezielte Ansprache etliche Flüchtlinge für uns als Spieler gewinnen können,“ so FC-Trainer Thomas Fritsch zufrieden. Elf Kicker aus Syrien, Eritrea, Gambia und Tunesien tragen mittlerweile das Knetzgauer Trikot. Und auch deshalb stellt der FC Knetzgau auch in dieser Saison wieder zwei Mannschaften, die in der A-Klasse 5 und B-Klasse 5 im Kreis Schweinfurt spielen. Die erste Mannschaft belegt nach dem hohen Sieg über Kirchlauter am vergangenen Sonntag aktuell Platz sieben, die zweite hat mit Platz 13 durchaus noch Luft nach oben.
Die neuen Mitspieler aus dem Nahen Osten oder Nordafrika machen dabei vor allem in der zweiten Mannschaft schon auch mal die Hälfte der Spieler in der Startaufstellung aus. Dass dies nicht nur sportliche Vorteile hat, sondern auch allgemein die Integration fördert, betonen nicht zuletzt auch die Geflüchteten selber: „Es ist toll mit all den Leuten zu trainieren, zusammenzuspielen und nach den Spielen auch mit den Zuschauern und Vereinsleuten noch gemeinsam ein wenig Spaß zu haben“, zeigt sich Zaher Msallati aus Syrien angetan von dem geselligen Leben nach einem A- oder B-Klassen-Kick.
Der 2015 nach Deutschland gekommene Msallati, der selbst lange in Knetzgau gewohnt hat, mittlerweile in Haßfurt lebt und eine Ausbildung zum Mechatroniker macht, schiebt hinterher: „Es hat hier was von einer Familie“. Msallati war von Anfang an bemüht, die Integration in Deutschland "zu leben". Es ist beeindruckend, wie schnell der 36-Jährige die deutsche Sprache erlernte. So schnell, dass er schon kurz nach seiner Ankunft in Haßfurt als Dolmetscher für die Caritas fungierte. Er selbst spielt erst seit dieser Saison beim FC Knetzgau, trägt die in Deutschland so traditionsgeladene Nummer 10, sieht sich selbst aber gar nicht als "Spielmacher".
Nicht nur Bratwurst auf dem Grill
Und auch die Vereinsverantwortlichen zeigen sich mit dem Nebeneinander der Spieler, die aus so verschiedenen Nationen stammen, sehr zufrieden. Der Integrationserfolg ist natürlich auch mit Kosten und einigem Aufwand verbunden. Beides aber stemmen sie beim FC Knetzgau völlig geräuschlos. Genauso, dass bei der Verpflegung während und nach den Spielen für die muslimischen Spieler nun auch schweinefleischfreie Grillwaren angeboten werden. Das fällt überhaupt nicht ins Gewicht und stört auch keinen Bratwurst-Freund.
Da kaum einer der Geflüchteten über einen Führerschein, geschweige denn über ein Auto verfügt, muss natürlich auch die Anreise der Spieler organisiert sein, die Spieler in ihren verschiedenen Wohnorten im Knetzgauer Umland zum Training und zu den Spielen abgeholt werden - aufgrund des mangelnden Angebots kommt eine Anreise mit dem Bus kaum bis gar nicht in Frage. Aber auch das bewältigt der FC Knetzgau durch seine Mitglieder problemlos. Selbst für zwei Spieler, die im oberfränkischen Memmelsdorf leben, klappt das. Sie kommen mit dem Zug und werden vom Haßfurter Bahnhof abgeholt. Und wenn mal persönliche Ausrüstungsgegenstände für die Spieler besorgt werden müssen, klappt auch das in der Regel zeitnah. Hier bemüht sich der Verein aber auch um entsprechende Förderung des DFB, damit auch in Zukunft das Rezept „Erfolg durch Integration“ beim FC Knetzgau aufgeht.
„Wir haben jetzt mal eine Zwischenbilanz gezogen und fest steht, dass wir den ,Weg der Integration‘ so weitergehen werden. Da freuen wir uns über jede Möglichkeit der Förderung und des Austauschs“ sagt dazu Thomas Fritsch. Jetzt muss nur noch der sportliche Erfolg hinzukommen.