Gänseblümchen, Löwenzahn, Ackerwinde, Klee.... Wo noch vor Jahren heimische Kicker und ihre Gäste aus der Nachbarortschaft aufeinandertrafen und es immer wieder mehr ums Prestige als um zwei sowie später drei Punkte ging, sprießen mittlerweile Wiesenblumen und Unkräuter. Mitunter steht noch das Torgestänge auf den gut einen halben Hektar großen Plätzen, das – wenn überhaupt – nur noch ab und an von bolzenden Kindern malträtiert wird. Ein regelmäßiger Sportbetrieb existiert hier schon länger nicht mehr. Über den Fußball in einigen Ortschaften im Landkreis Haßberge ist das sprichwörtliche Gras gewachsen.
Ehemalige Fußball-Hochburg
Holzhausen, Hellingen und Römershofen (alle Stadt Königsberg), Schönbach (Gemeinde Ebelsbach), Oberschleichach (Gemeinde Oberaurach), Uchenhofen (Stadt Haßfurt) sowie Unterschwappach und Hainert (Gemeinde Knetzgau) – hier gehört Vereinsfußball zum Teil schon länger der Vergangenheit an. In Schönbach wurde sogar schon vor einigen Jahren der komplette Sportverein aufgelöst. In Römershofen ist inzwischen alles, was irgendwie an Fußball erinnert, entfernt worden. Selbst in der ehemaligen Fußball-Hochburg Holzhausen, wo es in den 80-er Jahren zu Zeiten eines Jürgen Schuster und der Imhof-Brüder in der Bezirksoberliga noch so richtig heiß her ging, erinnern lediglich noch die beiden Tore und ein übrig gebliebenes Plakat an die einst glorreichen Zeiten der dort beheimateten Sportfreunde. Auf dem berühmten „Tivoli“ fallen schon lange keine Tore mehr, hier hat die Natur wieder komplett das Sagen.
Besonders hart getroffen hat es die Sportler im Gebiet der Stadt Königsberg. Bei den Spfr. Holzhausen, dem TV Römershofen und dem FC Hellingen findet sich der Sportbetrieb nur noch in den Büchern. Fußball gibt es nur noch in Königsberg selbst.
Was aber tun mit den verwaisten Sportplätzen? Die wohl radikalste Lösung fand sich in Römershofen. Auf dem alten Fußballplatz des Turnvereins am Ortsausgang in Richtung Rügheim sind nur noch Traktoren zugange. Die Stadt Königsberg hat, als Eigentümer des Geländes, den Sportplatz an einen Landwirt verpachtet. Sollte der Sport in dem rund 250 Einwohner zählenden Dorf allerdings eine Wiederbelebung erfahren, kann der Pachtvertrag fristlos aufgekündigt werden. Gleichwohl es nicht den Anschein hat, als würde der kleine Verein jemals noch einmal im Wettkampfsport gelistet werden.
Bolzplatz statt Bauplatz
Ganz anders ist es in Schönbach, nördlich von Steinbach gelegen. Dort gibt es den FC zwar überhaupt nicht mehr – der Verein wurde schon vor etlichen Jahren aufgelöst – der Fußballplatz samt Nebenplatz ist allerdings noch vorhanden und sogar Streitpunkt zwischen den Dorfbewohnern und der Gemeinde, der das Grundstück gehört.
Die Pläne aus dem Ebelsbacher Rathaus, das Gelände des ehemaligen C-Klassisten in ein Baugebiet zu verwandeln, gefallen den Schönbachern nämlich überhaupt nicht. Sie wollen die Fußballplätze der Dorfjugend zum Kicken belassen. An eine Wiederauferstehung des Vereins glaubt in der 160 Einwohner starken Dorfgemeinschaft allerdings auch niemand. Das Fußballfeld dient hin und wieder auch als Campingplatz, der Wohnwagen im Tor bekommt in Schönbach also eine komplett neue Bedeutung.
Die SpVgg Unterschwappach gibt es noch, auch den dortigen Sportplatz. Fußball ist allerdings nur noch in den Chroniken des Vereins zu finden. Die Sportvereinigung stellt ihr Gelände den benachbarten Vereinen aus Oberschwappach und Steinsfeld als Ausweich- und Trainingsplatz zur Verfügung, denkt derzeit nicht daran, das Gelände landwirtschaftlich nutzen zu lassen. „Ansonsten kicken hier ab und zu ein paar Kinder“, weiß der Sportbereichsleiter der Sportvereinigung, Martin Etzel.
Auch in Hainert steht der Fußball still
Zweieinhalb Kilometer weiter in Richtung Nordosten ist der SV Hainert das jüngste Mitglied der inaktiven Sportvereine. In Hainert haben bis Ende letzten Jahres wenigstens noch die Kinder der Knetzgauer Dreiberg Kickers trainiert. Doch auch hier ist der Sport mittlerweile ausgestorben, der Nachwuchsverein aus der Gemeinde hat sich zurückgezogen, „die Plätze sind fertig“, so Dreiberg Kickers-Vorstand Stefan Thurn. Sowohl der Hainerter Platz als auch der in Unterschwappach gehören der Gemeinde Knetzgau, sind jedoch mit Erbbaurechtsvertrag an die Sportvereine übertragen. Beide Sportheime gehören dem jeweiligen Verein, werden aber nur noch bei Bedarf geöffnet.
Selbst die einst so stolzen Sportfreunde Holzhausen bieten keinerlei Sport mehr an, immerhin nutzt die Dorfjugend den Platz am nördlichen Ortsrand ab und an aber noch zum Bolzen – und das soll auch so bleiben, wenn es nach Sportfreunde-Chef Sven Förster geht.
Wenigstens im Sportheim, wie auch der Fußballplatz in Besitz der Stadt Königsberg und vom Verein lediglich gepachtet, herrscht noch regelmäßig Betrieb – sei es zur Kirchweih, im Fasching oder zum sonntäglichen Frühschoppen. „Platz und Vereinsheim werden auch deshalb gepflegt“, meint Förster, auch wenn auf dem früher so gefürchteten „Tivoli“ die Natur längst das Regime übernommen und zwischen den noch vorhandenen Toren mit ihren kaputten Netzen ihren Lebensraum erweitert hat.
Training für Hunde statt für Kicker
Kaum anders sieht es in Hellingen aus, auch wenn der Sportplatz hier dem örtlichen Fußballclub gehört. In Hellingen wird zwar seit zehn Jahren nicht mehr gespielt – pünktlich zum 40. Vereinsjubiläum musste der Spielbetrieb im Jahr 2008 eingestellt werden, der Platz wird aber trotzdem genutzt – allerdings von einem Hundeverein. Der kümmert sich um die Pflege des Platzes, darf dafür seinen Parcours aufstellen und die Vierbeiner trainieren. Das Sportheim in Hellingen wird ebenfalls noch betrieben. Und da das FC-Heim mittlerweile die einzige Wirtschaft im Dorf ist, werden die Öffnungszeiten vermutlich ab dem kommenden Jahr ausgeweitet.