Nicht nur der Fakt, dass sich die Kegler des SKK Gut Holz Zeil aus der 2. Bundesliga verabschieden müssen, ist ungemein bitter. Besonders die Art und Weise, wie es für die Mannschaft um Kapitän Olaf Pfaller am vorvergangenen Wochenende in Richtung Bayernliga ging, will kein Sportler erleben. Denn selbst der 5:3-Auswärtserfolg bei der TSG Kaiserslautern genügte den Zeilern nicht mehr zum Klassenerhalt.
Und das, obwohl selbst die Konkurrenz parallel für die Zeiler spielte. Die Thüringer des Ohrdrufer KSV gerieten mit 1:7 in Hirschau unter die Räder, wodurch Zeil gar auf Rang acht hochrutschte. Doch auch das half nicht mehr. Denn in der obersten Etage verlor der SV Wernburg das Abstiegsendspiel in Markranstädt und stand somit als Absteiger in Liga zwei fest – in die Division Mitte, in der auch die Zeiler auf die Bahn gehen. Und die standen somit als dritter Absteiger aus der Liga fest.
Einer, der dabei war beim Auswärtsspiel in Rheinland-Pfalz, ist Pascal Österling. Eigentlich ist der 23-Jährige Mannschaftsführer der zweiten Mannschaft. Aufgrund Personalmangels half Österling, als Sportwart auch Teil des Vorstands bei Gut Holz, in dieser Runde bereits mehrmals beim Bundesliga-Team aus. So auch im letzten Saisonspiel. "Wir haben vorher ausgemacht, dass wir die Handys in der Tasche lassen", erzählt Österling über die zeitgleiche Ansetzung der drei Partien. "Sonst machst du dich nur verrückt und konzentrierst dich nicht auf dein Spiel." Denn Grundvoraussetzung für das Szenario Klassenerhalt war ein Zeiler Sieg bei der TSG.
Pascal Österling: "Dann war die Stimmung im Eimer"
Der gelang. Aber: "Wir sind runter von der Bahn, haben abgeklatscht, uns umarmt. Dann haben wir die Handys angemacht, die Ergebnisse nachgeschaut, und die Stimmung war im Eimer", meint Österling. Immerhin hielt sich das Stimmungstief nicht lange. Auf der etwa dreieinhalbstündigen Heimfahrt in Richtung Maintal sei es schon wieder relativ lustig zugegangen. "Wir haben uns aufgrund des Saisonverlaufs ja schon etwas auf den Abstieg eingestellt. Dass alle drei Spiele für uns laufen, war ja auch recht unwahrscheinlich", sagt Österling.
Ein herber Schlag für den Kegelsport in Zeil. Denn nicht nur die erste Mannschaft, auch die zweite und vierte müssen in der neuen Saison je eine Liga weiter unten antreten. Die dritte Mannschaft wird aller Voraussicht nach die Klasse halten. Woher kommt's, dass es plötzlich bei allen Zeiler Teams so bescheiden läuft? Für Österling liegt der Grund neben dem "abnormal großen Verletzungspech" auf der Hand: "Es ist unsere neue Kegelbahn."
Die hat der SKK Gut Holz Zeil seit vergangenem Sommer. Gut zweieinhalb Monate dauerte die Bauphase, dann war die neue Kegelanlage einsatzbereit. Hauptunterschied zum Vorgänger: Statt auf einer Kunststoffbahn rollen die Kugeln in Zeil seither auf Platten dahin. Eine Plattenanlage macht der zuständige Verband Deutsche Kegelbund Classic (DKBC) in zwei Jahren auf Bundesebene zur Pflicht. Auch, weil es seitens des Verbands und der Stadt Zuschüsse gab, entschieden sich die Zeiler zu einer vorgezogenen Erneuerung ihrer Anlage.
"Unsere erste Mannschaft hat sich in der Vergangenheit auswärts immer schwerer getan", sagt Österling. In der Bundesliga gebe es inzwischen fast nur noch Plattenbahnen. "Wenn du das nicht gewohnt bist, ist es schwer." Auch das war ein Grund für die Modernisierung: wettkampffähig bleiben. Die Krux einer neuen Anlage sei es jedoch, dass die Umstellung nicht von heute auf morgen passiert.
"Himmelweiter Unterschied" von Kunststoff- zu Plattenbahn
"Gerade von einer Kunststoff- auf eine Plattenbahn zu wechseln, ist ein himmelweiter Unterschied", meint Österling. Der gewichtigste Unterschied: "Eine Kunststoffbahn verzeiht mehr. Selbst wenn du auf unserer alten Bahn der Kugel durch die Armführung einen leichten Drall mitgegeben hast, ist sie schnurstracks gelaufen. Egal, wie du sie hingelegt hast." Genau das sei bei den Plattenbahnen anders. In Laiensprache ausgedrückt: Die Kugeln rissen den Zeilern aufs Ende hin immer wieder aus. Somit war der Heimvorteil für alle Zeiler Teams plötzlich dahin. Die Zeiler selbst kannten ihre eigene Bahn kaum besser als die Gäste.
Wie geht's nun weiter für Gut Holz Zeil? "Nach gut einem Jahr gewöhnt man sich an eine neue Bahn, heißt es immer", sagt Österling. "Jetzt ist die Frage, ob wir das bis zur neuen Saison hinbekommen." Ein paar Monate haben sie also noch die Zeiler, bis es wieder ernst wird. Denn die Ambitionen sind trotz des Abstiegs nicht kleiner geworden. "Wir wollen wieder aufsteigen, keine Frage. Bestenfalls mit all den drei Mannschaften, die jetzt runter müssen."