"Ich wusste, dass ich den Ball nur so nehmen kann", meinte ein über alle Backen strahlender Christopher Gonnert nach dem Spiel. Sein 3:0 nach 52 Minuten war der Höhepunkt der Partie gegen den Würzburger FV. Quer in der Luft liegend, schweißte der 25-Jährige eine Flanke von Marc Fischer per Seitfallzieher in den Winkel – ein Tor Marke Thiago, das sich berechtigte Hoffnungen auf das Tor des Monats machen kann.
Die Vorentscheidung in der Partie gegen den WFV gab es obendrein. Zuvor hatte Sands Torjäger Timm Strasser per Doppelpack für den 2:0-Zwischenstand gesorgt. Treffer eins gelang dem agilen Angreifer bereits nach einer knappen Viertelstunde, Tor zwei direkt nach Wiederanpfiff, als er wohl ahnte, dass der WFV noch gar nicht wieder auf dem Platz war. Den Schlusspunkt setzte erneut Gonnert in Minute 74.
Chris Gonnerts Lust aufs Toreschießen
Doch es dauerte, bis das Sander Seestadion in kollektiven Jubel verfiel. Durchgang Nummer eins bot beiderseits zähe Fußballkost, die Sander Führung fiel aus dem berühmten Nichts, als Strasser einen langen Ball per Direktabnahme unter die Latte wuchtete. Dass kurz darauf Würzburgs Cristian Dan beim vermeintlichen Ausgleich im Abseits stand, war symptomatisch für etliche Würzburger Angriffe, die immer wieder von den Assistenten an der Seitenlinie gestoppt wurden. Und wenn die Fahne einmal unten blieb, scheiterte der WFV fast schon kläglich. Frei vor Sands Keeper Alessandro Burkard setzte Emir Bas den Ball in den Fangzaun statt zum Ausgleich ins Tor (42.).
Auf der Gegenseite hatte Chris Gonnert da schon zweimal seine Lust aufs Toreschießen angedeutet. Doch zuerst verhinderte der Querbalken einen Treffer (20.), dann die Fäuste von WFV-Keeper André Koob (32.). Das war aber auch die letzte Parade des Würzburger Schlussmanns. Er hatte nach der Pause bei allen drei Sander Treffern keine Abwehrmöglichkeit.
Kein Wunder, dass Sands Trainer nach der Partie rundum glücklich war, wenngleich er in der ersten Hälfte "überhaupt nicht zufrieden" und in der Kabine "auch richtig laut geworden" war. "Viele Ballverluste, zu viel Abstand und vergebene Chancen" hatte er bis dahin gesehen. Und in Durchgang zwei dann den fantastischen Treffer von Chris Gonnert. "Schon vor dem Spiel hatte ich dem Chris gesagt, dass das Netz heute mal wackelt. Dass es natürlich dermaßen wackelt, war umso schöner," kommentierte der 40-Jährige das Traumtor des Sander Eigengewächses.
"Unsere Taktik, den WFV auf die Außenbahn zu drängen, ging erst nach der Pause auf", hatte Strätz seiner Mannschaft in der Pause mehr Kompaktheit verordnet. Die fand spätestens nach dem 3:0 so richtig Gefallen am Fußballspielen und hatte mit den nur spärlich in der Offensive agierenden Würzburgern keinerlei Probleme mehr.
Harald Funsch muss den Rucksack leeren
Marco Scheder hingegen hatte sich seinen letzten Auftritt als WFV-Trainer anders vorgestellt. "Fußball ist halt kein Wunschkonzert. Wir kriegen mit der ersten richtigen Sander Chance das 0:1, hatten dann selbst ein paar Möglichkeiten. Nach der Pause kriegen wir – noch im Tiefschlaf – das 0:2, und dann wird's halt vom Kopf her schwierig", sah nicht nur er keinerlei Aufbäumen seiner Mannschaft. "Die Terminhatz mit vielen Spielen innerhalb weniger Wochen, dazu unsere angespannte Personalsituation. Aber das müssen wir so nehmen. Jetzt gibt es einen Cut", schien Scheder beinahe froh zu sein, ab Montag das Ruder an Harald Funsch übergeben zu können.
Der wohnte der Partie als Zuschauer bei und war vor dem Spiel noch optimistisch. Nach Abpfiff wusste Funsch genau, was er in den nächsten Tagen und Wochen zu tun hat: "Mit dem 0:2 war ziemlich schnell die Luft raus. Da hat man gesehen, welchen Rucksack die Mannschaft mit sich herumträgt." Den zu leeren, wird wohl Funschs erste Aufgabe sein.