Skifahren in den Alpen? Entspannen im Wellness-Hotel? Schneewandern im Bayerischen Wald? Kann ja alles ganz schön sein, ist aber nichts für Familie Schalk. Von September bis März gehören die Wochenenden des Trios aus Obertheres (Lkr. Haßberge) einzig dem ESC Haßfurt. Mama Susanne, Papa Peter und Tochter Jenny verpassen seit Jahren kein einziges Spiel des unterfränkischen Eishockey-Landesligisten. Nicht im heimischen Stadion am Großen Anger, nicht in der Fremde. Die Schalks sind immer vor Ort, egal wo.
"Jedes Wochenende für die Hawks unterwegs zu sein, das ist im Winter unser Urlaub", erzählt Susanne Schalk, die mehr oder weniger verantwortlich ist für die Leidenschaft der ganzen Familie. Im Alter von 16 Jahren hat sie bereits die Sharks des damaligen ERC Haßfurt angefeuert. Und diese Liebe schmälerte auch nicht die Insolvenz im Jahr 2004 und die Neugründung als ESC Haßfurt. Nur aufgrund eines Umzuges nach Bamberg legte die heute 57-Jährige eine längere Pause ein und begann zu fremdeln: Weil Susanne in der Domstadt 1987 ihren vier Jahre älteren Mann Peter kennengelernt und dieser aktiv in der dritten Mannschaft des VfL Jahn Bamberg gespielt hat, war Basketball eine Zeit lang die sportliche Nummer eins.
Auswärtsspiele sind Familienausflüge für die Schalks
Dennoch war Eishockey bei ihr immer im Hinterkopf. Und irgendwann war Susanne wieder im Haßfurter Stadion, diesmal zusammen mit ihrem Mann. Der Basketballer war von Anfang an begeistert. "Eishockey fasziniert mich, weil es die schnellste Mannschaftssportart der Welt ist", lautet seine einfache Begründung für seine inzwischen langjährige Treue. Und dass nach einem weiteren Umzug nach Obertheres die 2002 geborene Tochter Jenny von klein auf mit dabei war beim Eishockey, versteht sich fast von selbst. "Ich war schon als Baby im Kinderwagen bei den Spielen der Haie dabei", sagt die in Haßfurt wohnende Erzieherin lachend und fügt hinzu: "Mit zwölf Jahren war ich dann auch bei den meisten Auswärtsspielen dabei."
Daran hat sich bis heute nichts geändert. In ihren mit dem Familiennamen beflockten ESC-Trikots ist die Familie bei sämtlichen Partien der Haßfurter dabei. Der Aufwand ist gewaltig: Spielen die Hawks an einem Freitag auswärts, geht es für alle drei gleich nach Feierabend ab ins Auto und auf die Autobahn. In der vergangenen Saison kamen die Schalks so auf "etwa 7500 Kilometer", wie Peter Schalk ausrechnet. Ankunft zu Hause ist meist spät in der Nacht. Außer der Landesliga-Spielplan sieht zwei Auswärtspartien an einem Wochenende vor – so wie im kommenden Januar, wenn es nach Bad Aibling und Moosburg geht. "Dann übernachten wir dort in der Nähe. So läuft das inzwischen seit Jahren. Das sind unsere Familienausflüge", sagt Susanne Schalk.
Der Keller ist bereits voll mit mitgebrachten Fanutensilien
Wohin es genau geht, ist den Schalks mehr oder weniger schnuppe. Inzwischen kennen die Oberthereser ohnehin alle Landesliga-Standorte wie ihre Westentasche. Seit einigen Jahren ist daher auch Schluss mit dem Sammeln: Brachte die Familie früher noch Schals, Trikots oder Anstecker von ihren Auswärtsfahrten mit nach Hause, geht's inzwischen nur noch um die Fahrt an sich. "Das haben wir abgeschafft. Ich kann es nicht mehr lagern, der ganze Keller ist voll mit dem Zeug. Es ist zu viel geworden", meint Susanne Schalk.
Eine Attraktion sind sie ohnehin, auch ohne zig um den Arm gebundene Fanschals. Es kommt nicht selten vor, dass das Trio bei weiten Fahrten die einzigen Fans des ESC Haßfurt vor Ort sind. "Bei manchen Spielen stehen wir alleine im Block, das kommt schon vor", sagt Susanne. "Da wirst du dann auch angesprochen, teils wollte uns die lokale Presse unbedingt ablichten."
Was den möglichen Aufstieg in die Bayernliga angeht, ist die Familie vorsichtig optimistisch. "Die Mannschaft ist in etwa genauso stark wie die letzten Jahre, weil gezielt verstärkt wurde", findet Peter. "Ich sehe die Jungs auf jeden Fall in den Play-offs. Und dann hoffen wir natürlich auf die Meisterschaft." Es sei für ihn jedoch "nicht zwingend erforderlich", dass die Hawks in der Saison 2025/26 nach dann zwölf Jahren Abstinenz wieder in der Bayernliga an den Start gehen: "Wenn es sportlich und vor allem wirtschaftlich machbar ist, dann gönnen wir der Mannschaft den Aufstieg." Für seine Frau Susanne spielt die Liga eine untergeordnete Rolle. "Egal, wie es endet, ob Sieg oder Niederlage: Wir sind, wenn möglich, bei allen Spielen in allen Ligen dabei."
Warum Susanne Schalk nicht nach Schweinfurt fahren würde
Einen großen Vorteil hätte der Aufstieg in die Bayernliga: Mit dem ERV Schweinfurt wäre dann ein Kontrahent in der Liga, zu dem die Schalks nur etwa eine halbe Stunde mit dem Auto fahren müssten. Doch, erklärt Susanne Schalk, könne es durchaus sein, dass dann nur zwei Schalks im dortigen Icedome ankommen: "Schweinfurt brauche ich nicht in der Liga, da bin ich ehrlich. Das Stadion mag ich überhaupt nicht", kommentiert sie mögliche Duelle mit dem Rivalen. "Das ist auch die einzige Auswärtsfahrt, die ich gerne mal sausen lasse. Die Sicht ist schlecht, die Stimmung aggressiv, auf dem Eis gibt's bei den Derbys regelmäßig Verletzte. Wenn die Hawks in Schweinfurt spielen und ich an diesem Wochenende etwas Besseres zu tun finde, lasse ich das Eishockey wegfallen." Das freilich käme Mann Peter und Tochter Jenny nicht in den Sinn. Doch Mama Susanne meint klar: "Mir bringt das nichts, nach Schweinfurt zu fahren und mich dann nur zu ärgern."