Der 3:0-Sieg des 1. FC Nürnberg gegen Fortuna Düsseldorf war schmeichelhaft. Und er wurde auf eine Art und Weise erzielt, das gestand auch Trainer Michael Köllner in seiner Erleichterung gerne ein, die „nur geringe Ähnlichkeit“ mit dem spielerischen Ansatz der ersten vier Bundesliga-Spieltage hatte. Doch er gelang – und das war das Entscheidende – drei Tage nach der 0:7-Blamage bei Borussia Dortmund. „Das schaffen nicht viele Mannschaften, so ein Ergebnis wegzustecken“, vermutete Federico Palacios, der Schütze des dritten Treffers.
Dass Köllner auf eine Analyse des Debakels verzichtet hatte, war ein gelungener Schachzug. „Wir wollten nicht zurückblicken und haben bewusst nicht darüber geredet“, sagte der eingewechselte Palacios. „Dass du Dortmund so gut wegsteckst, ist eine Charakterfrage. Da sind wir extrem stark. Aber wir werden noch weitere Spiele erleben, wo Charakter gefragt ist“, sagte Köllner.
Zunächst aber sind die Untergangsszenarien, die nach dem unseligen Abend im Signal-Iduna-Park aufgekommen waren, schnell widerlegt worden. Beginnend mit dem 2:0 über Hannover wurden stolze sechs Punkte aus der englischen Woche geholt. „Drei Mal zu Null“, witzelte Köllner. Seine Mannschaft steht jetzt einen Zähler besser da als der selbst ernannte Meisterschaftsanwärter TSG Hoffenheim. Und das Torverhältnis passt auch wieder.
Nach sechs Spieltagen lässt sich prognostizieren: Der Club besitzt genug Potenzial, um nicht ein purer Abstiegskandidat zu sein. Mit den meisten Gegnern wird der FCN mithalten können. Vielleicht liegen sogar nur die absoluten Topteams wie der FC Bayern und Dortmund außer Reichweite. Aufschluss darüber wird die nächste Partie am Sonntag (18 Uhr) bei RB Leipzig geben.
Die von Köllner vorgenommenen Änderungen am System (4-3-3) und am Personal (Petrak, Löwen, Matheus Pereira und Ishak kamen für Bauer, Erras, Fuchs und Kubo) suggerierten einen offensiven Club. Doch das Gegenteil war der Fall, die Gastgeber zogen sich vor 36 102 Zuschauern weit zurück und ließen Düsseldorf machen. „Stabilität war heute oberstes Ziel“, sagte der Trainer und ergänzte selbstbewusst: „Wir wussten, dass wir Düsseldorf den Ball geben können, wenn wir geordnet stehen.“
Fortuna spielerisch besser, aber auch fehlerhafter
Spielerisch waren die Fortunen, anders als in beiden Vergleichen der letzten Zweitliga-Saison, die klar bessere Mannschaft. Der Mitaufsteiger hatte zudem mehr Ballbesitz (58 Prozent), gewann mehr Zweikämpfe (54 Prozent) und schaffte die bessere Passquote (90:80 Prozent). Aber er machte auch die entscheidenden Fehler. Stürmer Dodi Lukebakio holte im eigenen Strafraum Tim Leibold ungeschickt von den Beinen. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Kapitän Hanno Behrens hoch in die Tormitte zum Nürnberger 1:0 (28.). „Wir hatten das Glück, in Führung zu gehen. Das war sehr wichtig nach der Niederlage“, sagte Köllner.
Vor dem 2:0 verlängerte Fortunen-Kapitän Adam Bodzek einen weiten Ball unfreiwillig in seinen Rücken, der lauernde Ishak ging auf und davon und ließ Torwart Michael Rensing eiskalt keine Chance (64.). „Das waren Gegentore, die so nicht fallen dürfen“, sagte Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel. Und Isahk befand, nach dem peinlichen 0:7 sei es schön, dass man den überaus positiv gestimmten Fans in der Kurve „etwas zurückgeben konnte“. Köllner billigt der Hardcore-Fraktion, die nach dem Abpfiff lange mit den Profis feierte, viel Sachverstand zu: „Sie vermögen realistisch einzuschätzen, wie wir die Saison spielen können.“
Das Sahnehäubchen aus Nürnberger Sicht steuerten der bei seinem Startelf-Debüt im rechten Mittelfeld sehr dynamische Eduard Löwen und Palacios mit dem 3:0 bei: Ein Pass durch die Fortunen-Abwehr, ein nicht minder feiner Lupfer über Rensing zum 3:0 (78.). In diesem Fall war den Düsseldorfern, die Lehrgeld bezahlten, ausnahmsweise kein Vorwurf zu machen.
Der Club leistete sich trotz aller Mängel nur einen haarsträubenden Defensivfehler, der nicht bestraft wurde, weil Torwart Fabian Bredlow gegen den nach einem missglückten Leibold-Freistoß alleine auf ihn zustürmenden Elfer-Verursacher Lukebakio den Fuß ausfuhr und so den 1:1-Ausgleich verhinderte (33.). Die wichtige Szene tat Bredlow mit der Dortmund-Vorgeschichte besonders gut: „Sieben Dinger zu fressen, das hat extrem weh getan.“