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Dallas
Dirk Nowitzki - allüberall, überlebensgroß
Beim Besuch eines NBA-Spiels kann man auch schön knietief durch die Klischees stiefeln. In Dallas trifft man dabei gerade auch auf einen merkwürdigen Zahlencode: 41.21.1.
Dirk Nowitzki überlebensgroß über dem Haupteingang der Spielstätte in Dallas.
Foto: Thomas Brandstetter | Dirk Nowitzki überlebensgroß über dem Haupteingang der Spielstätte in Dallas.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:34 Uhr

Die Europäer, und da vor allem auch die Deutschen, schnappen ja gerne auf, was über den großen Teich schwappt oder was sie in Amerika gesehen haben. Aerobic und der Hamburger, Social-Media-Plattformen und Coca-Cola. Und weil das so ist, haben sie natürlich auch in der Sportart, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika entwickelte und sich dann über den gesamten Globus ausbreitete, vieles übernommen.

Die in den Auszeitenund Viertelpausen herumhüpfenden und Büschel schwingenden Gruppen junger, meist adretter Mädchen. Das Geplärre des Hallensprechers, der die Zuschauer dazu animiert, "Defense" zu schreien. Das Einspielen von Musikfetzen, die die Stimmung zusätzlich aufheizen sollen. In albernen Kostümen herumhüpfende Maskottchen. Nur ist im Mutterland des Basketballs alles eben noch zwei, drei Spuren größer und lauter, greller und volksfestiger. In aller Übertriebenheit eben: authentischer und echter.  

Knietief geht's durch die Klischees

In das American Airlines Center in Dallas etwa, wo die heimischen Mavericks am Mittwochabend den Minnesota Timberwolves nach einer zwar nur selten wirklich hochklassigen, jedoch über die meiste Zeit sehr spannenden Partie 108:110 unterlagen, passen bei einem Basketballspiel bis zu 21146 Menschen. Es waren einige Plätze frei geblieben - und dennoch konnte man sehr schön knietief durch die Klischees stiefeln. Sicherheitsschleusen fast wie am Flughafen. An jeder Ecke gibt es Futter: Nachos, Popcorn, Süßes. Ein Bier, egal, ob bis zur Oberflächenspannung in den Plastikbecher gezapft oder in der Dose überreicht, kostet zehn Dollar. Familien sind mit Kleinkindern da. Und nicht wenige haben es gar nicht in den Innenraum der Halle auf die Zuschauerplätze geschafft, weil sie sich das Spiel lieber in einer der zahlreichen Lounges rundherum im Fernseher angeschaut haben. Und in dem daneben wurde Eishockey übertragen. Und noch einen weiter Baseball.

Und etwas kleiner an jeder Laterne rund um die Arena.
Foto: Thomas Brandstetter | Und etwas kleiner an jeder Laterne rund um die Arena.

An jeder Laterne rund um den imposanten, teilweise mit Klinker und Backstein erschaffenen Bau, der der Stadt gehört, hängt ein Plakat. Auf jedem ist Dirk Nowitzki abgebildet, in verschiedensten Situationen und Posen. Und auf jedem stehen die Ziffern "41.21.1." Die offensichtlichste und einzig logische Dechiffrierung des Zahlencodes: Nowitzki hat bei den Mavericks die Nummer 41. Er spielt seine 21. Saison in Dallas. Er hat ein Mal die NBA-Meisterschaft gewonnen.

Wer der Hallenchef ist

Über dem Haupteingang der Multifunktionsarena, in der auch die Dallas Stars in der NHL Eishockey spielen, prangt Dirk Nowitzki dann überlebensgroß. Als hätte noch irgendwer einen Zweifel, wer hier der Hallenchef ist. Auch wenn seine Rolle längst nicht mehr so dominant ist wie zu seiner Hochzeit Anfang des Jahrzehnts, als er die Mavericks zum ersten und einzigen Titel führte - man muss schon lange suchen und ganz genau hinschauen, bis man einen Anhänger findet, der ein anderes Mavs-Trikot trägt als das mit der 41. Und wenn man so Ausschau danach hält, kann einem die Frage einfallen, ob im Fan-Shop überhaupt noch Trikots anderer Spieler verkauft werden, oder ob der Verein in den letzten Jahren vielleicht einfach darauf verzichtet hat, diese aufzulegen.

Am Freitag geht's gegen Memphis schon weiter.
Foto: Thomas Brandstetter | Am Freitag geht's gegen Memphis schon weiter.

Am Mittwochabend wurde Nowitzki in der ersten Viertelpause dann auch noch vom Dallas County, der Bezirksverwaltung, offiziell geehrt, die den April zum "Month of Dirk" ausgerufen hat. Er durfte diesmal sogar mal wieder vom Sprungball weg ran, verbrachte 22 der 48 Spielminuten (in der NBA dauern die Viertel zwei Minuten länger als in Deutschland) auf dem Parkett und warf neun Punkte. Inzwischen sind das recht normale und durchschnittliche Werte für ihn - was die Zuschauer freilich nicht davon abhält jedes Mal, wenn einer seiner Würfe nur an den Ring oder ans Brett klatscht, besonders laut zu stöhnen. Und besonders laut zu jubeln, wenn er trifft. Überhaupt war es trotz des knappen Spiels eine recht verhaltene Atmosphäre - was natürlich auch daran liegen könnte, dass viele Zuschauer mit vollem und kauendem Mund nur schwierig lautstark anfeuern können.

Erst in den letzten drei Minuten der Partie, der Nowitzkis 20-jähriger Teamkollege Luka Doncic nach seiner Pause wegen einer Knöchelverletzung mit 27 Punkten, zwölf Rebounds und sechs Vorlagen seinen Stempel aufdrückte, erwachte die Halle dann richtig. Es sollte letztlich nicht helfen, was natürlich ärgerlich, aber bestimmt auch kein Beinbruch ist, weil es für die Mavericks ja um nichts mehr geht in dieser Spielzeit. Außer womöglich darum, in den nun noch letzten vier Saisonspielen ihrem großen, alten Mann einen angemessenen Abschied zu bereiten - wenn er denn abtreten will.

Für diesen Mavericks-Fan ist Dirk Nowitzki sein Held.
Foto: Thomas Brandstetter | Für diesen Mavericks-Fan ist Dirk Nowitzki sein Held.
 
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